A band we trust

Konzertkritik: Men I Trust im Papiersaal
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Es könnte direkt mit dem Bus aus einer hippen WG im Kreis 5 angereist sein. Doc Martens, hochgekrempelte Jeans und etwas zu grosse T-Shirts. Doch dieses Trio stammt aus dem französischsprachigen Bundesstaat Quebec. Et les Suisses aiment le Canada. Für seine Offenheit, sein weites Land und seine aufstrebende Musikszene. «Men I Trust» vereinen all diese Qualitäten, und sind seit der Gründung 2014 schon weit gekommen. Auch wenn sie sich unverändert als kleine Band sehen, so sind sie mindestens eine der ganz Grossen unter den Kleinen. Sie schreiben ihre eigenen Songs, drehen ihre eigenen Videos und produzieren ihre Platten in Eigenregie. 

 

Ihr zeitloser Sound klingt so ähnlich wie Acid Jazz – wäre er von Holzfällern erfunden worden. So als sässe man während einer kühlen Spätsommernacht in einem stark sprudelnden Spa, umgeben von dichten Dampfschwaden, und oben am Sternenhimmel zögen Polarlichter vorüber. Ein Klangbild, das dich liebevoll umgarnt und aufatmen lässt. So als würdest du eine ausschweifende Freitagnacht, einen faulen Sonntagnachmittag und einen freien Montagmorgen gleichzeitig verbringen. Die Songs mögen sich stark ähneln, aber ihre Konzerte sind aus einem Guss. Ein Tour-Schlagzeuger, ein Bassist, ein Keyboarder hinter einem Prophet-Synthie und im Zentrum Sängerin Emma an der Gitarre. Schulterlanges, platinblondes Haar. Eine Stimme wie Zuckerwatte. Ein Lächeln so strahlend wie ein leckgeschlagenes Kernkraftwerk. Der Gesang, meist nur gehaucht, schwimmt stets obenauf – dort wo Emmas feiner französischer Akzent das Tüpfelchen aufs i macht.  

 

Wo andere selbst treue Fans erst in der zweiten Hälfte an der Angel haben, werden «Men I Trust» gleich von Beginn weg gefeiert. Von einem erstaunlich jungen und kurzwüchsigen Publikum. Den Anfang macht das treibende «Tailwhip», eine Hymne über Landeier in der Grossstadt. Es folgen obligate Publikumslieblinge und zwei noch unveröffentlichte Songs des neuen Albums. Gegen Ende langt Emma bei «Seven» nochmal herzhaft in die Saiten. Gitarrensolos haben eben nichts von ihrer Faszination verloren. Nach der Zugabe ist kaum eine Dreiviertelstunde vergangen und das Konzert bereits zu Ende. Schon stürmen zwei Mädels die Bühne und stibitzen die Setlists. Aber wirklich weg sind «Men I Trust» ja nicht. Die sind derzeit überall, und bestimmt bald wieder hier.   

 

Setlist:

 

  • Tailwhip
  • Show Me How
  • Norton Commander
  • Grunge
  • Native
  • I Hope To Be Around
  • Stay True
  • Humming Man
  • You Deserve This
  • Break For Lovers
  • Lauren 
  • Seven

 

 

Mike Mateescu / Do, 30. Mai 2019