20 Jahre m4music - auf den Spuren der Schweizer Bands

Festivalbericht: m4music 2017
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Pressebild / © m4music

Schweizer Musik war schon lange nicht mehr so gefragt, aktuell und in allen Genres gut vertreten wie jetzt. Das bestätigte sich auch an der 20 Ausgabe des  m4music. 50 verschiedene Bands spielten am vergangenen Wochenende verteilt im Moods, Box, der Halle, Exil oder auf der Showcase Stage. Und 30 davon waren aus der Schweiz. Das Line-up war wie jedes Jahr breit gefächert sodass es für alle etwas dabei war. Hier ein paar Schweizer Highlights:

 

Den Anfang machten am Freitag die aus St. Gallen stammende Band Dachs. Bei strahlend-blauem Himmel standen die beiden jungen Männer auf der Showcase Stage vor dem Exil. «Büzlä» heisst die aktuelle EP von ihnen und zeigt mit sieben Liedern auf, wie Elektro-Pop auf Schweizerdeutsch funktioniert. «Wir haben allen gesagt, dass wir am Freitag auf einem Festival spielen. Dass es um zwei Uhr nachmittags und somit irgendwie das erste richtige Konzert überhaupt ist, müssen die ja nicht wissen», erzählte der Sänger schmunzelnd während einer kurzen Unterbrechung, da die Technik nicht so mitgemacht hatte, wie sie eigentlich sollte. Doch das tat der guten Laune der Band und des Publikums nichts ab. Die Zuschauer wippten und tanzten gemütlich zum Takt der Musik während des ganzen Auftritts. 

 

Den Namen Crimer sollte man sich merken

 

Wenn man als Künstler nur eine einzige Single auf YouTube und Spotify hat und dennoch ein gelungenes Konzert von guten 45 Minuten auf die Beine stellt, dann kann die Zukunft nur erfolgreich werden. Den Namen Crimer sollte man sich auf jeden Fall merken, denn er spielte seine noch unbekannten Lieder im vollgepackten Exil, als wäre er schon seit Jahren im Business. 

Seine Musik ist geprägt vom typischen 80-Jahre-Discosound. Sehr gitarrenlastig, sehr tanzbar. Die Epochale Stimme des Schweizers hat definitiv einen grossen Wiedererkennungswert. Weisse Rollkragenpullover seien sein Markenzeichen, erzählte er und die erste EP komme im April.

 

S.O.S. heben den Mundartrap auf ein neues Level. (©m4music)

 

Mit S.O.S. war auch die gefragteste Hip Hop Crew aus Bern am m4music vertreten. Dawill und Nativ haben Biss, bringen Mundartrap auf ein neues Level und haben das Exil während ihrem Konzert zum Kochen gebracht. Mit GeilerAsDu gab es auch am Samstag eine gehörige Portion Mundartrap für die Festivalbesucher. Die Luzerner waren der letzte Act auf der Showcase Stage und der Platz davor dementsprechend gut gefüllt.

 

Zum «Himalaya» mit Nemo

 

Nemo war ein weiterer Künstler aus der Ecke des Mundartraps. Sein Auftritt fand in der Halle statt. Obwohl sich am Anfang noch nicht so viele Leute vor der Bühne tummelten, hat sich gegen Ende eine gute Menge an Menschen zusammengefunden. Der junge Bieler ist seit seinem Auftritt beim Bounce Cypher von SRF Virus in aller Munde. Das Video davon ist bei YouTube - für Schweizer Verhältnisse - durch die Decke gegangen. Deshalb war es auch nicht weiter verwunderlich, dass er diesen Song am Freitagabend live spielte. Zudem performte er drei neue, noch unveröffentlichte Lieder. Nemo zeigte, dass er eine äusserst flexible Stimme und einen eigenen Stil hat. Er wechselt gekonnt zwischen Raplastigen Liedern und Radiotauglichen Hits, wie z.B. «Himalaya». Nemo reitet aktuell auf einer Erfolgswelle und wird im August sogar am Sziget in Budapest spielen. Eine schöne Ehre. Wir verlosen Hier Festivalpässe.

 

Nemo aus Biel erobert mit cleverem Rap aktuell die Schweiz. (©m4music)

 

Das M4Music steht auch dafür, neue Musik zu entdecken. Aufstrebende Künstler am Schweizer Pop-Himmel als erster auf dem Schirm haben. Und dazu zählen ganz bestimmt auch Panda Lux, deren Debüt «Versailles» vor ein paar Monaten auf den Markt kam. Nach einer kurzen Clubtour und bevor es auf die grossen Festivalbühnen der Schweiz geht, spielte die Band aus Rorschach auf der Showcase Stage. Die meisten ihrer Lieder haben einfach eingängige Melodien und Texte, zu denen man gerne direkt mitsingt. Dass die Band mal als Instrumental-Gruppe angefangen hat, merkt man immer noch an Liedern wie «Jung 1» und «Jung 2». Gute 13 Minuten dauern diese beiden Stücke hintereinander und erzählen von der Jugend, dem damit verbundenen Drama sowie den Träumen.

 

Jeans for Jesus mit «PRO» zurück

 

«PRO» heisst der Zweitling von Jeans for Jesus und erblickte, passend zu ihrem Auftritt in der Box, am Freitag die Welt. Eine Premiere war es trotzdem nicht, denn die neuen Lieder wurden vor zwei Wochen schon einmal auf einer Bühne gespielt. Sänger Mike stand umgeben von Neonröhren, deren Licht sanft gedimmt wurde und viel Nebel auf der Bühne. Jeans for Jesus ist keine Band wie jede andere. Sie haben es perfektioniert, während ihrer Auftritte Remixe der eigenen Lieder zum Besten zu geben. Man hat das Gefühl, dass die Stücke ineinander verschmelzen und unendlich lange werden, gar nicht mehr aufhören. Es war ein absolut gelungener Auftritt einer begnadet talentierten Band, der mit ihrem zweiten Album viele neue Türen offenstehen werden. 

 

Die Box im Schiffbau war voller tanzender Menschen, die offen waren für neue Musik und unbekannte Melodien. Denn auch dafür steht das M4Music. Menschen, die sich treffen, um ihren Horizont zu erweitern und neue Musik kennen zu lernen. Und das nun schon seit 20 Jahren.

 

Auch mit der Jubiläumsausgabe zeigt das m4music viel Herz für Schweizer Musik ud gibt so dem heimischen Musikschaffen eine würdige Plattform. Auf die nächsten 20 Jahre.

 

 

Pascale Stöckli / Mo, 03. Apr 2017