Tschüss SnowpenAir - eine letzte Party im Schnee

Festivalkritik: SnowpenAir 2024
Bildquelle: 
Bäckstage / ©Lisa Gosteli

Der Blick am frühen Samstagmorgen aus dem Fenster, liess erstmal fürchten, dass es nichts werden könnte mit dem 25. und letzten SnowpenAir, denn heftige Windböen fegten übers Berner Oberland.

 

Etwas später sassen die ersten Konzertbesucher jedoch bereits in den Gondeln vom Grindelwald Terminal auf den Männlichen. Der Blick aus dem Fenster war grau und die Gondel schwankte doch recht stark im Wind. Der Blick auf die Bühne war anfangs nur den ersten gegeben, «zum Glück sind wir ja wegen der Musik da», war aus allen Seiten lachend zu vernehmen. Petrus sollte später erbarmen haben und die Samstagsbesucher zwar mit viel Wind, aber auch Sonne und Blick auf das tolle Bergpanorama belohnen.

 

«Eine Mischung aus Bon Jovi und Sunrise Avenue», so wurden Juraya angekündigt. Die Schweizer durften den Samstag eröffnen und heizten mit Ihren rockig-poppigen Songs bereits für Gotthard vor.

 

Der Kreis zum ersten SnowpenAir schliesst sich

 

Am 1. April 1998 fand das erste SnowpenAir der Geschichte statt. Line-up waren damals Florian Ast und Gotthard, letztere standen in der Geschichte des Open Airs viermal auf deren Bühne. So schloss sich mit Ihrem Auftritt am Samstag ein Kreis. Die Tessiner begeisterten das Publikum mit neueren Songs, aber natürlich auch mit ihren Hits wie «Heaven».

 

Um halb vier war es so weit, Simply Red mit Ihrem Frontman Mick Hucknall wurden mit dem Pistenfahrzeug zur Bühne chauffiert. Die Briten beendeten den inzwischen sonnigen ersten SnowpenAir Tag mit ihren Hits. Rund 4700 Besucher fanden an diesem Tag den Weg auf den Berg.

 

Fotos: Bäckstage / ©Lisa Gosteli

 

Die Bergfahrt am Sonntag war zwar etwas ruhiger, aber das Wetter weinte bereits dicke Flocken, was jedoch die «Stubete Gäng» nicht störte. Bei nahezu Minusgraden stimmten die Brüder Hassler mit ihrer Gäng «Göschene-Airolo» und ihren Megahit «Petra Sturzenegger» an. Die Stimmung vor der Bühne war trotz massigem Schneefall bereits bestens. Kafi Fertig und Fröschli trugen von innen wärmend ihren Teil dazu bei.

 

Den Mittelpart übernahm der etwas andere Männerchor «Heimweh» mit seinen heimatlichen Liedern und liess den einen oder anderen Besucher bereits etwas sentimental werden, bevor der letzte Act die Bühne stürmte.

 

«Gölä» hatte die ehrenvolle Aufgabe, als Hauptact am Sonntag das Buch vom SnowpenAir zu schliessen. Der Mundart Rocker brachte die Besucher noch einmal richtig zum Tanzen und trotz Minusgraden war die Stimmung ausgelassen und es herrschte Partystimmung. Das einzige, was den Temperaturen nicht so richtig standhalten wollte, war Göläs Gitarre. Während diese neu gestimmt wurde, überbrückte er die Zeit mit doch eher nicht ganz jugendfreien Witzen. Lachen hält ja bekanntlich auch warm.

 

«I hät no viel blöder ta» beendet die Ära des SnowpenAir


Nach der ersten Zugabe gab es einen kleinen Break, die Zuschauer wollten aber noch nicht nach Hause. Auf die Frage, welches Lied das Publikum den noch hören wollte, schrie es sich mit «Schwan» die Lunge aus dem Leib. Danach beendete «I hät no viel blöder ta» stilvoll und passend die letzte Ausgabe des Open Airs mit dem wohl atemberaubendsten Panorama. 6200 Konzertbesucher suchten langsam den Weg ins Tal.

 

25 Ausgaben in 27 Jahren, einzig die beiden Corona-Jahre machten dem ganzen einen Strich durch die Rechnung. 22 Ausgaben fanden auf der Kleinen Scheidegg statt, mit einem Besucherrekord von 20`500 Zuschauern an zwei Tagen gastierte das Festival einmalig im Terminal Grindelwald Grund, und die letzten beiden Festivals fanden auf dem Männlichen statt. Rund 70 Auftritte von Schweizer Acts und 43 Internationale Acts begeisterten über die Jahre die Zuschauer.

 

Man wird das Festival im Schnee vermissen. Die Wehmut sei gross, war von Festivalinitiant und Jungfraubahn Geschäftsführer Urs Kessler zu hören: «Dieser Entscheid bietet aber auch eine Chance, ein neues Event zu lancieren.» Man darf also gespannt sein.

 

Schon schade, dass das SnowpenAir nun Geschichte ist. Spass gemacht hat es auch bei der letzten Ausgabe. Schneetreiben hin oder her. 

 

Lisa Gosteli / Fr, 29. Mär 2024