Heisser Abschluss eines heissen Festivalsommers

Festivalbericht: Zürich Openair 2015
Bildquelle: 
Bäckstage / © Patrick Holenstein

Das jüngste der grossen Schweizer Festivals trumpfte auch in diesem Jahr mit einem vielseitigen und hochstehendem Line-up auf und konnte so über vier Tage rund 60‘000 Festivalbesucher nach Rümlang locken. Zum Abschluss der Festivalsaison zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite. Mit einigen Änderungen rund um das Zürich Openair, wie beispielsweise einem neu eingeführten (und auch funktionierenden) Cashless System und einer neuen Geländeanordnung konnte das Festival überzeugen. Auch wurde das Festivalprogramm um einen Tag vorverlegt und fand von Mittwoch bis Samstag statt.

 

Mittwoch

 

Wie bereits zwei Jahre zuvor wurde man auch in diesem Jahr pünktlich auf die erste Band fertig mit dem Aufbau des Geländes, weshalb sich die Geländeöffnung verzögerte. Die Basler Band END durfte in diesem Jahr das Festival eröffnen. Da jedoch das Gelände erst 10 Minuten vor ihrem Auftritt eröffnet wurde, wollte sich der Bereich vor der Bühne nicht so wirklich füllen - dies jedoch auch, da die meisten Leute bei der Hitze einen Platz im Schatten suchten. Die Durchstarter von Years & Years zogen im Anschluss sehr viele - vorwiegend junge und weibliche Fans vor die Hauptbühne. Mit Wolf Alice stand gleich danach eine weitere vielversprechende Band auf dem Programm und konnte das Publikum überzeugen. Wolf Alice spielten bereits zu Beginn des Jahres in der Schweiz als Support beim ausverkauften Konzert von Alt-j. Auch diesmal waren Alt-j gleich nach Wolf Alice auf der Hauptbühne. Viele Festivalbesucher waren an diesem Tag jedoch für die wiedervereinigten The Libertines angereist. Die Band rund um die Frontmänner Pete Doherty und Carl Barât verbrachte die Tage zuvor bereits in Winterthur und probte im Salzhaus für den Auftritt in Zürich. Mit einem wilden Auftritt sorgten sie für einen gelungenen Abschluss des ersten Festivaltages und auch von einem Fan, der die Bühne enterte, liessen sie sich nicht durcheinander bringen.

 

Donnerstag

 

Passend zur Hitze sorgten Bear‘s Den und die Mighty Oaks mit Folkpop  für ideale Musik im Nachmittagsprogramm des zweiten Festivaltages. Dazwischen spielte die junge Familienband Echosmith auf der Zeltbühne. Bei ihrem Auftritt konnten sie die coolen Kids aus Zürich begeistern. Als erstes Highlight des Tages erwiesen sich TV on the Radio. Die Amerikaner konnten bei ihrem Auftritt in Zürich sicher zahlreiche neue Fans gewinnen. Der Headliner des Tages war Bastille. Verglichen mit den weiteren Headlinern des Festivals, war dies eine kleinere Nummer, jedoch kam auch ihr Auftritt gut an. Mit den Stereophonics wurde das rockige Programm des Tages beendet. Aber was wäre das Zürich Openair ohne Sir Bob Cornelius Rifo aka SBCR aka The Bloody Beetroots? Bei den bisher fünf Ausgaben des Festivals war er nun zum vierten Mal in Folge zu Gast in Zürich. In diesem Jahr legte er ein DJ Set im Dance Circus auf. 

 

 

Freitag

 

Die Niederländer von Blaudzun waren bisher schon einige Male in der Schweiz zu Gast, jedoch brachten sie hierzulande ihre Arcade Fire ähnliche Musik nicht auf solch grossen Bühnen, wie beim Zürich Openair rüber. Jedoch passten sie mit ihrer teilweise bombastischen Musik auf eine solch grosse Bühne. Auch die Belgier von Balthazar sind sich normalerweise kleinere Clubs gewohnt bei Auftritten in der Schweiz. Auf der Zeltbühne überzeugte die Band durchwegs. Als Headliner des dritten Festivaltages kamen Seeed aus Berlin. Seeed, die in diesem Jahr nur drei exklusive Festivalauftritte absolvieren, reisten mit einer rund 70-köpfigen Truppe in Zürich an. Auch wenn sich ihre Show in all den Jahren nicht gross veränderte, sind sie stets ein Garant für eine ausgelassene Stimmung im Publikum. Nachdem Interpol bereits zwei Wochen zuvor in der Romandie spielten, legten die New Yorker auch einen Stopp am Zürich Openair ein und lieferten ein Hitfeuerwerk ab. Die DJ-Legende Fatboy Slim sorgte im Anschluss mit Big Beats und eindrücklichen Visuals für die Einstimmung auf die Streetparade tags darauf. 

 

Samstag

 

Während am Samstag über eine Million Menschen an die Streetparade pilgerten, bot das Festival tagsüber ein rockiges Alternativprogramm. Pond aus Australien, bei denen auch Mitglieder von Tame Impala mitspielen, standen am späteren Nachmittag auf der Zeltbühne. Selbst Kevin Parker von Tame Impala kam für einen Kurzauftritt auf die Bühne und nach dem Auftritt von POND mischte sich Kevin Parker unter die Festivalmeute und stimmte sich auf seinen Auftritt am Abend ein. Rockig ging es weiter mit den Blood Red Shoes und auch Lo & Leduc hatten einen Auftritt - in diesem Sommer geht kaum ein Festival ohne die beiden «Bärner Giele» über die Bühne. Nachdem wir am frühen Abend Kasabian zum Interview treffen konnten (Interview bald auf bäckstage.ch) standen sie als letzter Rock Act auf der Hauptbühne. Für die Band war es auch der letzte Auftritt zu ihrem aktuellen Album 48:13 und Gitarrist Sergio hat sich dazu passenderweise ein T-Shirt mit der Aufschrift «fin» angezogen. Sänger Tom Meighan meinte beim Interview, dass sie alle anderen Bands in den Schatten stellen würden. Mit Tame Impala als letzter Rock Act des Festivals wurden wir jedoch eines besseren belehrt. Die Australier stellten ihr neues Album «Currents» vor und erwiesen sich als eines der Highlights des diesjährigen Zürich Openair. Selbst Tom Meighan und Sergio Pizzorno von Kasabian waren direkt vor der Bühne in der Menge. Als die Band «Elephant» spielte, liess sich Sergio von einem Crew Member auf die Schulter nehmen und sang lauthals mit. Passend zur Streetparade wurde das Festival mit elektronischer Musik von Paul Kalkbrenner und Skrillex beendet - viele, die zuvor an der Parade rund um das Zürcher Seebecken feierten, kamen für die Afterparty nach Rümlang, so dass das Festival noch bis in die frühen Morgenstunden sehr gut gefüllt war.

 

Auch in diesem Jahr überzeugte das Festival mit guter Organisation, einem hochstehend abwechslungsreichen Programm - Zürich Openair, see you 2016!

 

Das Zürich Openair machte in diesem Jahr fast alles richtig und kann sich als letztes Festival im Sommer etablieren.

 

Fotos: Bäckstage / © Patrick Holenstein (Bilder von 18 Konzerten auf Flickr)

Hansjürg Stämpfli / Mo, 31. Aug 2015