«I feel like a tourist at my own show»

Festivalbericht: Stars of Sounds in Murten
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© Tanja Lipak

Wer am vergangenen Freitag den Feierabendzug von Bern nach Murten nahm, dem schwirrte gewiss folgende Frage im Kopf herum: «Gopf warum tu ich mir diese Sauna an und sitze stattdessen nicht lieber in der Badi?». Die Antwort mag bei 90% der Zugpassagiere dieselbe gewesen sein: sie alle waren auf dem Weg nach Murten ans «Stars of Sounds». Die Erwartungen an diesen Sommerabend waren klar: gemütlicher Sound vor schöner Seekulisse. Und diese Erwartungen wurden definitiv erfüllt.

 

Bei Eintreffen am Freitagabend könnte die Stimmung nicht besser sein: Weekendbeginn, langsames Einstimmen ins Festival mit Damian Lynn im Hintergrund. Wer sich mit Sponsorengeschenken eingedeckt hat und all seine Freunde, Verwandten oder Nachbarn begrüsst hat, setzt sich mit einem coolen Getränk auf die Wiese. Ja es fällt auf, dass das «Stars of Sounds» wie ein Stadtfest die Generationen verbindet. Von der Teenagertochter bis zur Oma sind alle dabei. Jene, die den ältesten Generationen angehören, nehmen auch völlig unbekümmert ihr Fernglas zur Hand als Kuno mit «Züri West» die Bühne betritt und das Festival nun eigentlich erst wirklich eröffnet. Es wird gerockt und alle wippen brav mit als Kuno die Lieder des neuen Albums mit dem Titel «Love» vorträgt. Das Publikum hebt dann aber erst richtig bei den Evergreens («I schänke dir mis härz», «i ha di gärn gha») ab.

 

Amy Macdonald beginnt da etwas gezielter mit ihrem Hit «Mr. Rock & Roll». Die Sonne ist dann gerade dabei mit rosaroter Kitschfarbe in den See zu tauchen. Überall schwirren Handy’s herum, jeder Festivalbesucher versucht diesen Moment einzufangen, während Amy in ihrem schönen Glasgower Dialekt wiedermal ihre Liebe zur Schweiz bekundet. Und diese Liebe muss in Form von Videos und Fotos festgehalten werden. Als Amy verstohlen ihr Handy aus der Tasche holt, gesteht sie ein, sich manchmal auf ihren Touren wie eine Touristin zu fühlen.

 

Es ist kurz vor Mitternacht als dann der Partyteil beginnt. Stress hüpft mitsamt Crew auf die Bühne und beginnt eine spektakuläre Show bei der zumindest die vordere Hälfte des Publikums komplett abgeht. Hinten wird geplaudert und gescherzt. Die Omis geniessen es wiedermal auf der Pirsch zu sein und der Stress, ja der «het so ä ganz ä tollä akzent».

 

Tanja Lipak / Mo, 10. Jul 2017