Die Vision des X-TRA vom Haus der Musik

Bäckstage: X-TRA Haus der Musik
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Pressebild, zVg

Das X-TRA am Limmatplatz in Zürich hat mit Konzerten und Partys Generationen von jungen Menschen im Zürcher Nacht- und Kulturleben begleitet. Ein erweitertes Konzept macht es nun zur Begegnungszone für das Musikschaffen.

 

Momentan sucht das X-TRA nach alternativen Standorten anstelle dem Limmathaus, um das X-TRA Haus der Musik zu realisieren. Denn die Stiftung Limmathaus, welche die Räumlichkeiten dem X-TRA vermietet, plant künftig eine Nutzung mit Büroräumen. Schnell war für die X-TRA Production AG, die das kultige Haus betreibt, klar, dass die Musik auch in den neuen Räumlichkeiten kompromisslos im Fokus stehen soll. Das Haus der Musik hängt durch die Standortsuche aber nicht im luftleeren Raum, denn das Projekt nimmt bereits Form an.

 

«Wir haben durch Umfragen bei den Branchenförderern wie der Fondation Suisa, der ZHdK, bei Sonart, dem Branchenverband der Musikschaffenden, oder Instrumentor, der grössten Plattform für Musikunterricht, vielen Acts und Branchenprofis gut erkennen können, wo Lücken bestehen», erklärt Reto Lazzarotto, Projektleiter des X-TRA Haus der Musik. Eine ganzjährige Begegnungszone für die Vernetzung in der Branche fehlt offenbar. Dieser Ort ist nun am Entstehen.

 

Musikalischer Mikrokosmos

 

Der Mangel an qualitativ hochwertigen Probebühnen ist ebenfalls ein Thema. Aktuell verfügt das X-TRA über drei Stück. Diese haben den Vorteil, dass sie den ganzen Tag ohne Einschränkungen genutzt werden können. Anders als bei bestehenden Clubs, wo am Tagesprogramm vorbeigeplant werden muss. So hat etwa Musikerin Joya Marleen, die aktuell in aller Munde ist, eine Woche lang im X-TRA an ihrem Live-Set gefeilt. Rapper Stress hat intensiv an seiner Unplugged-Show gepröbelt, die am 13. & 14. Juni im Schiffbau aufgezeichnet wurde, und Shooting Star Benjamin Amaru hat in zwei Wochen gleich ein volles Album aufgenommen, das im kommenden Jahr erscheinen soll.

 

Diese prominenten Beispiele stehen exemplarisch für das Ziel des X-TRA Haus der Musik. Es soll ein entspannter Mikrokosmos sein, der alle Aspekte und Bedürfnisse in einem künstlerischen Leben abdeckt. «Neu ist im Haus der Musik der ganze Bereich Ausbildung, Talentakademie und Musikbusiness. Das haben wir in die Vision eingebracht, der Rest war bereits da», unterstreicht Reto Lazzarotto. Der Kreislauf beginnt bei Ausbildung mit Musikschulen, Schulungs- und Übungsräumen, aber auch Praktika in Licht, Sound- und Multimedia-Engeneering. Die Talent Akademie soll möglichst bald Proberäume für 12 – 18 Bands bieten. Dazu kommen ein Aufnahmestudio sowie Workshops und Coachings zusammen mit Hochschulen und anderen Interessenten. In einem nächsten Schritt kommt das Music Business hinzu. Sprich Agenturen, Labels und Bookings, was verschiedene Möglichkeiten für Verträge einschliesst. Die logische Entwicklung sind verschiedene Events, Konzerte oder Ausstellungen wie beispielsweise Instrumenten- oder Vinylbörsen. Der nächste Schritt ist die Gastronomie, also das Restaurant bzw. Musikcafe, aber auch Banketts oder sonstige Anlässe. Abgerundet wird alles von der Beherbergung mit einem Gästehaus für Künstler & Referenten bzw. zur Nutzung als Co-Living-Bereich. Natürlich kann dieser Kreislauf nach Belieben variiert und auf die Bedürfnisse angepasst werden, ist letztlich nicht auf eine exakte Reihenfolge festgelegt.

 

Fotos: Pressebilder, zVg

 

Das X-TRA Haus der Musik will offen sein und bewusst ein breites Publikum ansprechen. Es soll ein Biotop für die Branche sein, ein Ort, wo man sich vernetzen kann, und wiederum neue Projekte entstehen. Es soll aber auch für das Publikum offen sein. Im Clubsaal geht der Konzertbetrieb uneingeschränkt weiter. Das Musikcafe, wo eine Bühne für circa 100 Menschen steht, wurde vor ein paar Wochen mit einem Konzert von IKAN HYU eröffnet. Die Bühne im Musikcafe ist mit hochwertigem PA und Licht ausgestattet und – ein grosser Vorteil – dient wirklich als Konzertbühne und ist nicht nur ein kleines Podium mitten in einem Lokal. So entsteht richtiges Konzertfeeling. Kleine Shows sind so direkt im Anschluss an Konzerte im Clubsaal möglich. «Bei King Gizzard & And The Lizard Wizard hat das bereits wunderbar funktioniert», betont Reto Lazzarotto, «Gamma Kite aus Winterthur haben gespielt und die Leute, die ins Foyer geströmt sind, blieben stehen und haben zugehört.»

 

Das X-TRA Haus der Musik scheint schon jetzt einen Nerv zu treffen. Für die Bühne im Musikcafe besteht reges Interesse aus der Branche. Die Grösse scheint ideal und das Musikcafe besticht mit Charme. So sind Konzerte jeglicher Art möglich. Auch Showcases. Wie im Rahmen des CokeSTUDIO Soundchecks. «Drei Bands aus dem CokeSTUDIO Soundcheck werden drei Tage lang geschliffen, damit sie nachher Festivals bespielen können. Gemeinsam versuchen wir, ihr Live-Set zu erschaffen», erklärt Lazzarotto. Für dieses Format ist das X-TRA Haus der Musik perfekt, weil die Acts gezielt und unter einem Dach gefördert werden können. Hier passt die kleine Bühne perfekt, um die Acts der Öffentlichkeit vorzustellen und ihre Live-Sets zu testen. Vom 19. - 21. Juni haben am Vorabend beispielsweise Naveni, Nicky B Fly und Opération Zéro im Musikcafe ihr Können gezeigt, bevor sie dann auf Festivaltour gehen.

 

300‘000 Menschen und 200 Events

 

Neben den künstlerischen Aspekten für das Musikschaffen, ist das X-TRA Haus der Musik auch wirtschaftlich relevant für Zürich. Rund 300‘000 Menschen besuchen rund 200 Events im Jahr, 150 Mitarbeitende sorgen dafür, dass alles rund läuft. So funktioniert das X-TRA wirtschaftlich so gut, dass es ohne jegliche öffentliche Subventionierung läuft. Auch das X-TRA Haus der Musik wird momentan vollumfänglich mit privaten Geldern realisiert. Dazu kommen Professionals wie die Acts und ihre Entourage und weitere Gäste, die das X-TRA nach Zürich bringt und die auch in anderen Wirtschaftsbereichen konsumieren.

 

Egal was die Zukunft für das X-TRA bringt, der Anfang für eine neue, wichtige und umfangreiche Begegnungszone scheint gemacht. Die Vision wird sich ab sofort entfalten und definitiv bestehen bleiben. Bereits jetzt ist klar, dass das Projekt weitergeführt wird, auch wenn das X-TRA am Limmatplatz die Tore schliessen muss. Dieses Kaleidoskop wird Zürich an einem anderen Standort erhalten bleiben.

 

Ergänzung: Am 6. November 2023 hat das X-TRA Haus der Musik kommuniziert, dass es auch 2024 am aktuellen Standort bleiben kann. Einerseits kann der ImpactHub am jetzigen Standort verbleiben, andererseits benötigt die anstehende Renovierung des Gebäudes, in dem das X-TRA ist, noch weitere Planung. Jedoch wird die Suche nach geeigneten Ersatzräumlichkeiten fortgesetzt, um für den Fall gewappnet zu sein, dass das Mietverhältnis nach 2024 enden sollte.

 

Dieser Artikel ist Teil einer Textpartnerschaft mit den Lokalzeitungen von zuerich24.ch.

 

Bäckstage Redaktion / Di, 06. Jun 2023