Zu Zweit macht Rache mehr Spass

Filmkritik: Dead Man Down
Bildquelle: 
Rialto

Der Chef der New Yorker Unterwelt, Alphonse (Terrence Howard, «Iron Man»-Reihe, «Crash»), staunt nicht schlecht, als er mit der Leiche eines Gangmitgliedes ein kleines quadratisches Teil einer Fotografie erhält. Der Mörder stellt ihm und seinen osteuropäischen Partnern mit der Zeit mehr von diesen Teilchen zu und bringt unterdessen auch noch den einen oder anderen Handlager um. Um diesen Schlamassel zu beenden setzt Alphonse seine zwei besten Männer, Darcy (Dominic Cooper, «Abraham Lincoln: Vampirjäger») und Victor (Colin Farrell, «In Burges», «Total Recall»), ein. Während Darcy mehr und mehr in den Fällen forscht, wird Victor von seiner Nachbarin Beatrice (Noomi Rapace, «Millenium»-Trilogie, «Sherlock Holmes») abgelenkt. Die junge Visagistin trägt nach einem Autounfall Narben auf der linken Gesichtshälfte und bittet Victor um einem Gefallen, nämlich darum, den Unfallverursacher umzubringen.

 

 

Sie wollen beide Rache: Beatrice (Bild 1) und Alphonse (Bild 2). (Mit Maus über Bild fahren)

 

Mit «Dead Man Down» liefert der dänische Regisseur Niels Arden Oplev («Millenium»-Trilogie) ein beeindruckendes Hollywood-Debüt. Neben dem ausserordentlichen Cast rund um seine Lieblingsschauspielerin Noomi Rapace, überzeugt der Film durch gelungene Stimmungswechsel und eine dichte Atmosphäre. So fängt der Film direkt mit einem Gespräch zwischen Victor und Darcy über den Wert der Familie an, um sich nur ein paar Minuten später als actionbeladener Gangster-Thriller zu outen. Solche Schwankungen setzen auch später ein, wenn sich Victor und Beatrice näher kommen. Romantische Balkonszenen zwischen den beiden verletzten Seelen lassen vermuten, dass Mord und Totschlag nun in den Hintergrund rücken, nur um dann in einer nächsten Einstellung die beiden beim Planen des Delikts zu zeigen. Überaschen tut hier vor allem Isabelle Huppert («Amour»), die als Beatrices taube Mutter für ein paar Gags hinhalten muss. Obwohl solch eine Rolle für die Grande Dame des französischen Films verwundert, zeigt sie doch zugleich welche Bewunderung die Darsteller für Oplev hegen. Dieser gibt ihnen andererseits mit dem selbstgeschriebenen Drehbuch auch grosse Entfaltungsmöglichkeiten.

  

Hat ihre Romanze eine Zukunft? Victor und Beatrice kommen sich näher (Bild 1 & 2).

 

Dominic Cooper schafft es zum Beispiel endlich von seinen Frauenschwarmimage nach Filmen wie «Mama Mia», «The Dutchess» und «My Week with Marilyn» wegzukommen und einen ausgewieften Kriminellen zu spielen. Denn während Viktor dabei beschäftigt ist Beatrice zu helfen und seine eigene spezielle Rache durchzuziehen, setzt Darcy die vorhandenen Puzzleteile zusammen und deckt einen Komplott auf. Das langsame Zusammenführen der unterschiedlichen Handlungsstränge garantiert, dass keine Langweile aufkommt. Düstere und verwahrloste Settings, wie sie schon von Oplevs «Millenium»-Trilogie bekannt sind, geben dem Edel-Thriller ausserdem den notwendigen ästhetischen Rahmen. So ist «Dead Man Down» ein tadellos funktionierender Thriller mit runden Figuren, einem elegant verflochtenen Plot, gut ausgewählten Schauplätzen und einer grossen Portion Action, die immer dann zum Zug kommt, wenn sie gerade nicht erwartet wird.

 

  • Dead Man Down (2013 FR, CA, BE)
  • Regie & Drehbuch: Niels Arden Oplev
  • Besetzung: Colin Farrell, Noomi Rapace, Terrence Howard, Dominic Cooper, Isabelle Huppert
  • Dauer: 117 Minuten
  • Ab 4. April im Kino

 

Tanja Lipak / Mi, 03. Apr 2013