Wie die Mutter, so die Tochter

Movie-Kritk: Ricki and the Flash
Bildquelle: 
© Sony Pictures Releasing International.

Vorweg dies: Meryl Streep kann nicht alles. Sie ist mit Abstand eine der wandelbarsten Darstellerinnen der heutigen Zeit, doch alles spielen kann selbst sie nicht. Diese  traurige, aber zugleich tröstende Feststellung bringt «Ricki and the Flash», eine Familienkomödie aus der Feder von «Juno»-Schreiberin Diablo Cody. Meryl mimt darin die Titelgebende Ricki, eine Frau Anfang 60, die nicht los kommt von ihrem Traum, Rocksängerin zu werden. Die Realität sieht jedoch anders aus: Um ihr Dasein zu finanzieren, schuftet Ricki in einem Lebensmittelladen und spielt abends in einer halbvollen Bar. Aus dieser unzufriedenen Situation wird Ricki wachgerüttelt, als sie einen verzweifelten Anruf ihres Exmannes (Kevin Klein, «Ein Fisch namens Wanda») erhält. Tochter Julie wurde vom Ehemann verlassen und braucht Hilfe.

 

Mutter und Tochter. Im Film sowie im wahren Leben. 

 

Julie wird von Meryl Streeps leiblicher Tochter Mamie Gummer gespielt. Die Ähnlichkeit ist nicht nur äusserlich sichtbar: Gummer ist der eigentliche Star des Films. Sie schafft das, was sonst ihrer Mutter zusteht und zwar allen anderen Darstellern die Show zu stellen. Trotz fettigem Haar, Makeup-losem Gesicht und Schlabberklamotten schafft man es nicht, von Mamie Gummer wegzusehen. Sie strömt wild in den Film hinein und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Gleiches kann von ihrer Mutter diesmal nicht gesagt werden. Meryl wirkt nie ganz locker und wohl scheint sie sich in der Rockerrolle auch nicht zu fühlen. Es bleibt die Frage, ob weniger Zöpfe und Leder zu mehr Wohlbefinden und dies dann zu einer glaubwürdigeren Leistung verholfen hätten. Denn singen und Gitarre spielen kann die Streep. Dies wird in unzähligen Szenen unter Beweis gestellt. In den Auseinandersetzungen mit Ex-Mann und Tochter wirkt Streeps Arbeit wiederum sehr theatralisch und schlecht getimet. Die Flachheit und Vorhersehbar der Story hilft da auch nicht weiter, einzig Gummers herzerwärmende Darstellung rührt zu Tränen und zum Lächeln.

 

Nette Familienklamotte, die sich insbesondere in den kalten Tagen als DVD-Abend geniessen lassen wird.

 

  • Ricki And The Flash (USA 2015)
  • Regie: Jonathan Demme
  • Darsteller: Meryl Streep, Mamie Gummer, Kevin Kline, Rick Springfield
  • Laufzeit: 101 Minuten
  • Kinostart: 3. September 2015  

 

 

Fotos: © Sony Pictures Releasing International. All Rights Reserved.

Tanja Lipak / Do, 03. Sep 2015