"Tei ar bak for mor"

Filmkritik: The Expendables 2
Bildquelle: 
Im Verleih von Ascot Elite

«Play it again, Sly» muss man Stallone («Rocky»-Reihe, «Rambo»-Reihe) wohl nicht zweimal sagen. Er weiss, was er tut und er macht’s richtig. Actionfilme sind seine Leidenschaft und seine Stärke. Keine Actionfilme der heutigen Zeit mit viel Tricktechnik und «digitalem Scheiss», sondern 80er Jahre Actionfilme. Also Filme mit viel Schweiss, Testosteron, Papprequisiten und Dampf (aka Konzertnebel), der während des finalen Show-Downs von allen Seiten her ins Bild strömt. Dass es dabei nie zu Rauchvergiftungen bei den Darstellern kam, grenzt an ein Wunder. Jedenfalls befinden wir uns heute im Jahr 2012, Filme werden jetzt anders gemacht. Dies bedeutet aber noch lange nicht, dass wahre Action-Urgesteine arbeitslos sein müssen. Dafür gibt es ja viel zu viele von denen, wie beispielsweise Arnold Schwarzenegger - der neuerdings wieder mehr Zeit hat, seit er seinen Gouverneurposten abgelegt hat - , Chuck Norris («Walker – Texas Ranger»), Jean Claude Van Damme («Kickboxer») oder Dolph Lundgren («Rocky IV»).

 

 

Bild 1: Ex-Governeur Schwarzenegger wieder im Einsatz, mit (Bild 2) Kumpel Chuck Norris. (Mit Maus über Bild fahren) 

 

Einem weiteren Klassentreffen der ehemaligen Kassenmagneten, ganz im Stil der guten alten 80er Jahre, scheint also nichts im Weg zu stehen. Um das jüngere Publikum auch ein klein wenig in die dunklen Kinosäle zu locken, holte man sich Hemsworth. Genauer gesagt Hemsworth Junior Liam («The Hunger Games»), da der Senior Chris («Thor») lieber mit Schneewittchen Kristen Stewart im Wald herumspielte («Snow White and the Huntsman») und keine Zeit hatte. Umrundet wird diese Truppe von jenen Darstellern, welche heutzutage noch gut Rollen finden, aber wohl aus sentimentalen Gründen nicht ablehnen konnten, wie Jason Statham («Transporter»-Reihe), Jet Li («Lethal Weapon 4») und Bruce Willis («Stirb langsam»-Reihe).

 

Rache als Motiv

 

Stallone schreibt, wie bei den meisten seiner Filme, das Drehbuch selbst. So werden diese emotional sehr schwierigen Rollen optimal an ihn angepasst und kein Autor kann sich darüber beklagen, dass eine Fehlbesetzung stattfand oder die emotionale Tiefe nicht erreicht wurde. Wie auch immer, die Story ist antik. Es geht um Rache. Der Söldnertrupp um Barney Ross (Stallone) erhält einen kinderleichten Auftrag von Mr. Church (Willis). Dabei wird jedoch einer ihrer Männer von Vilain – kein Tippfehler -, dem Bösewicht,  umgebracht. Dies ist dann der wahre Grund dafür, dass die Expendables den Mörder, also Vilain, gespielt von Van Damme, aufsuchen und nicht die Tatsache, dass Vilain bald im Besitz von 5 Tonnen Plutonium sein wird. Die Mission ist klar: Vilain aufsuchen, finden, umbringen. Diese doch recht einfach gestrickte Handlung gewinnt durch hoch poetische, sowie philosophische, Einlagen seitens Stallone («Warum müssen gerade die sterben, die unbedingt leben wollen und es verdient hätten? Und die, die es nicht verdienen, leben einfach weiter?») eine universelle Tiefe.

 

Bild 1: Schwarzeneger, Stallone und Willis im bei ihrer Lieblingsbeschäftigung. Bild 2: Gruppenpose für das Pressefoto? 

 

Um auf Nummer sicher zu gehen, lieber Leser, möchte ich hier darauf aufmerksam machen, dass der Gehalt von Ironie sowohl im Film, als auch bei diesem Text, sein Maximum erreichen möchte. Im Film wird dies dadurch offenbart, dass Schwarzenegger sein allerbestes Arnie-Englisch zum Besten gibt, beliebte Phrasen («Yippee-ki-yay, motherfucker», «A will bi bak», «A am bak», «Are you lookin’ at me, he? Are you lookin’ at me?») neu interpretiert werden und Chuck Norris Chuck-Norris-Witze erzählt. Zudem öffnen sich die Actionhelden zum ersten Mal und zeigen ihre feminine Seite. Kochen ist nämlich längst keine Frauensache mehr, sondern ein interessantes Hobby, um die inneren Ruhe zu finden. Und egal wo Mann sich gerade befindet, eine weisse Porzellantasse gehört in das «Survival-Kit» jedes modernen Herrn, damit Mann am Morgen die wichtigste Mahlzeit des Tages richtig zu sich nehmen kann. Ebenso unerlässlich ist die neue Mode, in Form eines edlen Herbstmantels, bei Outdoor-Aktivitäten.  

 

Ja, irgendwie sind Sly & Co. doch im 2012 angekommen, ob sie es wollen oder nicht. Ein anderes Indiz dafür ist Yu Nan, welche als Maggie die erste Frau der Truppe darstellt. Deshalb wird neben viel Splatterspass mit weggeschossenen Köpfen («rest in pieces») auch heftig geflirtet. Wer zum Schluss das Mädchen kriegt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Das muss man sich schon selber im Kino ansehen. Spass machen wird es auf alle Fälle. Echt jetzt.

 

  • The Expendables 2 (USA 2012)
  • Regie: Simon West
  • Drehbuch: Sylvester Stallone
  • Besetzung: Sylvester Stallone, Jason Statham, Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger, Chuck Norris, Liam Hemsworth, Jet Li, Dolph Lundgren
  • Laufzeit: 103 Minuten
  • Kinostart: 30. August 2012

 

Tanja Lipak / Mi, 29. Aug 2012