Scarlett Johansson oder Pornos?

Filmkritik: Don Jon
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Ascot Elite

Selena Gomez räkelt sich in neuen Werbefotos lasziv in Spitzenunterwäsche, Miley Cyrus schwingt nackt auf einer Abrissbirne. Erwachsenwerden scheint für Amerikas einstige Schwiegertöchter par excellence ziemlich leicht. Ein wenig Haut zeigen und voila… Doch was tut Mann?

  

Don Jon ist so in Barbara verliebt (Bild 1), dass er sie sogar zur Sonntagsmesse mit seiner Familie mitnimmt (Bild 2).

 

 Joseph Gordon-Levitt, bekannt aus Indiehits wie «500 Days of Summer», «50/50» oder dem Blockbuster «The Dark Knight Rises», entledigt sich seinem «netter Junge von nebenan» Image auf ähnliche Weise, resp. mit dem gleichen Mittel, wie es vor ihm viele Disney-Stars taten: Sex. Genauer gesagt, Pornos. In seinem Regie- und Drehbuchdebut  «Don Jon»  spielt er einen proletenhaften Sexsüchtigen. Jon liebt seine Familie, seine Arbeit als Barkeeper, seine Jungs, seine Frauen und seine Pornos. Egal mit welcher Frau er sich auch vergnügt, erst durch Pornos wird er befriedigt. Keine grosse Sache, denkt sich der Frauenheld. Doch als er seiner Traumfrau Barbara (Scarlett Johansson, «Lost in Translation») begegnet, beginnt er sein «Hobby» allmählich zu hinterfragen, schliesslich will ihn Barbara mit niemanden teilen, nicht mal mit den weit entfernten Frauen in Jons Laptop. 

 

In jeder Hand eine Frau (Bild 1), so sieht sich Don Jon gerne. Gerne verbringt der Frauenheld auch seine Zeit mit Mitstudentin Esther (Bild 2).

 

Gordon-Levitt und Pornos? Manch einer musste bei dem Gedanken schmunzeln, genauso wie beim Anblick von Gordon-Levitts «Magic Mike» Parodie in der Sketch-Show Saturday Night Live. Doch im Vergleich zu der TV-Einlage zieht der junge Filmemacher in seinem Debüt alle Register. Die vierfache Rolle als Produzent, Hauptdarsteller, Regisseur und Drehbuchautor meisterte er gekonnt. Zur Verstärkung holte er sich dann noch jene Damen, die jedem in den Sinn kommen, wenn sie den Begriff Porno-Komödie hören. Johansson, erneut gekrönte Sexiest Woman Alive, schien die Rolle auf den Leib geschrieben und dementsprechend überzeugend gibt sie sich als Zuckerpüppchen Barbara. Julianne Moore («What Maisie knew»), die im Film Dons Abendcollage-Mitstudentin spielt, war bereits in einer Pornokomödie zu sehen: «Boogie Nights».  Ähnlich wie in «Boogie Nights» sind Pornos bei «Don Jon» eigentlich nur Mittel zum Zweck. Denn mit der Zeit gewinnt der Film an Tiefe und thematisiert verstärkt die kleinen Unzulänglichkeiten aller Charaktere. Denn genauso wie Jon mit Pornos der zwischenmenschlichen Annäherung ausweicht, lullt sich Barbara mit den illusionierten Vorstellungen romantischer Komödien ein.

 

«Don Jon» ist ein gelungener, leicht satirischer, Film über verklärte Menschenbilder, kleine Neurosen und der Macht, die Filme auf unser aller Leben haben. Und der Beweis, dass Gordon-Levitt definitiv mehr kann als lieb lächeln.

 

  • Don Jon (USA 2013)
  • Regie & Drehbuch: Joseph Gordon-Levitt
  • Besetzung:  Joseph Gordon-Levitt; Scarlett Johansson; Julianne Moore; Tony Danza
  • Dauer: 90 Minuten
  • Kinostart: Ab jetzt im Kino

 

Tanja Lipak / So, 10. Nov 2013