Luc im Schleckwarenladen

Movie-Kritik: Valerian
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© Pathé Films

Major Valerian ist eine Art James Bond im Weltraum. Verwegen und frauenverschleissend erledigt er als Raum-Zeit-Agent gefährliche Aufträge im Vorbeiflug. Für seine aktuelle Partnerin Laureline will er nun sesshaft werden. Zumindest emotional.  Doch unheilvolle Entwicklungen stehen der Romanze im Weg. Im Inneren von Galaxity, der im All treibenden Hauptstadt der Föderation aus Menschen und Aliens, ist eine schwarze Zone entstanden. Niemand weiss, was sich dort abspielt, alle Kontaktaufnahmen enden tödlich und die Zone wird immer grösser. Valerian und Laureline bleibt wenig Zeit, das Rätsel zu lösen. Dabei stossen sie auf ein furchtbares Geheimnis. 

 

Der nächste Meilenstein

 

Eigentlich hätte Luc Besson diesen Film schon 1990 machen wollen, begeistert wie er von der Comic-Serie aus dem Jahr 1967 war. Leider waren die notwendigen Spezialeffekte damals nicht bezahlbar, weswegen er mit dem Valerian-Zeichner Jean-Claude Mézières ein alternatives Projekt anging: «Das fünfte Element». Trotz der eher schlecht gealterten Effekte ist der Streifen bis heute einer der Meilensteine des Genres. Besson und sein Team berechneten damals minutiös, wie sich die irdische Zivilisation, ihre Technologie und insbesondere die Musik im 23. Jahrhundert entwickelt haben würden, und die Entwürfe von Modezar Jean-Paul Gaultier gaben den Figuren den letzten Schliff. Zusammengehalten wurde das Ganze von den Darbietungen von Bruce Willis und Milla Jovovic. 

 

Feiern, als wär’s 1999

 

20 Jahre später richtet Besson wieder mit dem gleichen Rezept an. Erneut hat er sich fast sieben Jahre Zeit für die Schöpfung gelassen. Dass die Trailer wie das Video-Portfolio einer CGI-Firma wirken, in dem zwei Teenager durch Explosionen eilen, ist beabsichtigt. Nichts von der Handlung soll vorweggenommen werden und Besson hetzt die Hauptfiguren ohnehin durch jeden seiner Filme. Man denke an «Lucy» oder die «Taxi»-Trilogie. Nur waren Bessons Einfällen diesmal tricktechnisch keine Grenzen gesetzt. Mit einem Budget von fast 200 Millionen Dollar ist der Film die bislang teuerste europäische Produktion und braucht den Vergleich zu den grossen Weltraum-Seifenopern nicht zu scheuen. Schliesslich hatte sich George Lucas für «A New Hope» einst ungeniert bei der Comicvorlage bedient. Ironischerweise ist aus «Valerian» jenes Spektakel geworden, das wir 1999 erwartet hatten und das uns von Schussel Binks vermasselt wurde.

 

Die Waffen einer Frau

 

Wenn viele Elemente der Geschichte vertraut wirken, dann liegt es daran, dass man sie bereits in anderen Formaten wie etwa der legendären Serie «Babylon 5» gesehen hat. Dabei sollte nicht vergessen werden, wer zuerst da war. «Valerian» verfolgt zwar gesellschaftspolitische Hintergedanken, doch Besson ist geschickt genug, diese dem Publikum nicht in den Rachen zu stopfen, wie die Mehrheit seiner Genre-Kollegen, die gerne Männerrollen mit Frauen besetzen. Valerian ist ein Macho und stolz drauf, doch mit Laureline hat er eine ausgebuffte Partnerin gewählt. Ex-Model Delevingne, die in «Margos Spuren» zu Tode gelangweilt und in «Suicide Squad» fehlbesetzt war, weiss endlich zu überzeugen. Sie mimt nicht das Teufelsweib, sondern nutzt die Waffen einer Frau und zeigt stellenweise Verletzlichkeit. Die Chemie der beiden ist der Treibstoff des Spektakels, welches die Zuschauer in neue Welten katapultiert. Zucker fürs Auge. Dabei war die Pressevorführung nicht mal in 3D. 

 

«Hart aber Herzlich mit Lichtgeschwindigkeit: Tausend originelle Ideen und die rasante Liebelei von DeHaan und Delevingne tragen «Valerian» nah ran ans Meisterwerk.» 

  • Valerian – Die Stadt der Tausend Planeten (Frankreich, 2017)
  • Regie: Luc Besson
  • Besetzung: Dane DeHaan, Cara Delevingne, Clive Owen, Herbie Hancock, Ethan Hawke, Rihanna
  • Laufzeit: 137 Minuten
  • Kinostart: 20. Juli 2017

 

Mike Mateescu / Mo, 24. Jul 2017