Gezieltes Nichtstun und dessen Folgen

Der 100-Jährige, der aus dem Fenster stieg...
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Im Verleih von Ascot Elite

Die Welt ist verrückt nach skandinavischer Literatur. Doch es muss nicht immer nur ein blutrünstiger Kriminalthriller à la «The Girl with the Dragon Tatoo» sein. Das bewies der Schwede Jonas Jonasson. Dessen Erstlingswerk «Der 100-Jährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand» war 2010 nicht nur das meistverkaufte Buch Schwedens, sondern stand stolze 32 Wochen lang auf Platz 1 der Spiegel-Bestellerliste. Nun ist die schwedische Romanverfilmung im Kino zu bewundern.

 

Karlsson schrieb in seinem Leben oft Geschichte mit bekannten Gesichtern (Bild 1). An seinem 100. Geburtsatg möchte er dies wieder tun (Bild 2).

 

Allan Karlsson (Robert Gusafsson) wird 100 Jahre alt. Ein guter Grund zu feiern, sässe Karlsson nicht im Altersheim. Um seinen runden Geburtstag doch noch geniessen zu können, schenkt sich der alte Mann das schönste Geschenk selbst: die Freiheit resp. die Flucht aus der Altenanstalt. Auf seiner Reise ohne Ziel macht Karlsson Halt, wo es ihm passt, freundet sich an, mit wem es ihm gefällt und legt jeden aufs Kreuz, der sich ihm in den Weg stellt. Ob Mafia-Bande, Kripo oder Elefantendame Sonja, so manches Leben stellt der Greis auf den Kopf, ohne wirklich einen Plan zu haben.

 

Vor Karlsson ist niemand sicher. Ob hochrangige Politiker (Bild 1) oder einfache Gangster (Bild 2).

 

Obwohl die Geschichte sich zunächst in ein verrücktes Roadmovie entwickelt, wird schon ab der ersten Rückblende, die Karlssons bisheriges Leben beschreibt, klar, dass hier Geschichte geschrieben wird. Wortwörtlich. Denn es gab praktisch kein politisches Ereignis in den letzten 80 Jahren, an dem Karlsson nicht beteiligt war. Meist aber nicht als aktiver Protagonist, sondern viel eher als ungewollter Mitspieler. Denn seine Mutter mahnte ihren Sohnesmann an ihrem Sterbebett mit den Worten «Es ist, wie’s ist und wie’s kommt, so kommt‘s.» Dass sie damit nicht ganz richtig lag, zeigt sich an Karlssons Berufung, Dinge in die Luft zu jagen. Und hier zeigt sich auch die Berechtigung die 600-Seiten lange Geschichte in einen Film zu verwandeln. Sei es Spanien zu Zeiten Francos, Oppenheimers Atombombenversuche oder Straflager in Sibirien, die Story bietet viel. Vielleicht sogar ein wenig zu viel, denn obwohl die Wechsel zwischen Roadmovie im Jetzt und Karlssons vergangene Abenteuer gut unterhalten, wünscht man sich an bestimmten Stellen schon, dass es auch ein wenig langsamer zur Sache geht.

 

Fans des Romans wird die Verfilmung sicherlich gefallen und allen anderen potentiellen Kinobesuchern wird empfohlen sich vielleicht im Vorfeld doch auch die Romanvorlage vorzuknüpfen.

 

  • Der 100-Jährige der aus dem Fenster stieg und verschwand (Schweden 2014)
  • Regie: Felix Herngren
  • Drehbuch: Felix Herngren, Hans Ingemansson
  • Besetzung. Robert Gustafsson, Iwar Wiklander, Jens Hulten
  • Dauer 112 Minuten
  • Läuft am 20. März in den Kinos

 

Tanja Lipak / So, 23. Mär 2014