Elefantentheater mit Sacha Baron Cohen

Movie-Kritik: Grimsby
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© Sony Pictures Releasing International. All Right

Sacha Baron Cohen spaltet die Gemüter. Die einen finden ihn nur peinlich und niveaulos, die anderen erkennen amüsant verpackte Gesellschaftskritik, die sich über genau jene Leute lustig macht, die Cohen zutiefst geschmacklos finden. Der kultivierte Zuschauer will zum Beispiel nicht über Körperflüssigkeiten lachen, doch was tun, wenn das gesamte Nervensystem bei genau diesen Szenen Endorphine ausschüttet? Wir stammen von Affen ab und verdrängen dies zu gern, anstatt zu unserer Natur zu stehen. Und die Natur mit alle ihren Peinlichkeiten und Gesetzmässigkeiten steht im Zentrum des Spielfilms.

 

Aus den gleichen Genen erschaffen, streben die Brüdern Grimsby komplett unterschiedliche Lebensentwürfe an. Der ältere Nobby (Sacha Baron Cohen, «Borat») bezieht Gelder von Staat und entspricht allen Kriterien eines Sozialfalles. Sein Bruder Sebastian (Mark Strong, «Kingsmen») ist hingegen zu einem modernen James Bond avanciert. Als die beiden Brüder bei einer Benefizveranstaltung nach 28 Jahren Funkstille aufeinandertreffen und aus Missgeschick ein Attentat verüben, werden sie von MI6 und einer weltweiten Verbrecherorganisation verfolgt. Auf der gemeinsamen Jagd nach dem tatsächlichen Mörder, kommen sich die beiden Brüder näher und arbeiten ihre familiären Konflikte auf. Dabei spielen insbesondere Elefanten eine grosse und lange Rolle. 

 

«Grimsby» stellt Cohens bisher grösste Kooperation mit einem mächtigen Filmstudio (Sony) dar. Die künstlerische Freiheit, die er dabei geniessen durfte, sprengt jede Dimension. Der Humor ist derb, provokant und einseitig, aber er funktioniert einwandfrei über die gesamte Spiellänge. Bereits mit der ersten Szene wird das Niveau manifestiert. Über böse Überraschungen kann sich demnach niemand beschweren. Es sei denn, er habe vergessen, dass auch er nur ein Produkt, entstanden durch den Austausch von Körperflüssigkeiten ist. Diesen Individuen ist ein Abo beim «National Geographic»-TV-Kanal wärmsten zu empfehlen. 

 

Sacha Baron Cohen dehnt die Komfort Zone seiner Zuschauer weiter aus. Gut so, die Stretch Zone ist nun eine völlig andere.

 

  • Grimsby – Der Spion und sein Bruder (UK / Australien 2016
  • Regie: Louis Leterrier
  • Drehbuch: Sacha Baron Cohen
  • Besetzung: Sacha Baron Cohen, Mark Strong, Rebel Wilson, Penélope Cruz, Isla Fisher
  • Laufzeit:  83 Minuten
  • Kinostart: 10. März 2016

 

Tanja Lipak / Do, 10. Mär 2016