Cousteau - Porträt einer Entdeckerfamilie

Movie-Kritik: Odyssée
Bildquelle: 
© Frenetic Films

Jacques Cousteau ist der wohl berühmteste Tiefseeforscher der Welt. «L’Odyssée» porträtiert den Abenteurer und seine Familie. Jacques Cousteau (Lambert Wilson) und seine Frau Simone (Audrey Tautou) träumen in den Fünfzigern von Abenteuern und dem Leben auf See. Schon früh vermittelt Jacques dem Nachwuchs die Faszination am Ozean. Besonders Philippe (Pierre Niney) scheint davon genauso angefressen zu sein wie sein Vater. Das Zusammenleben und die Arbeit mit Cousteau ist aber alles andere als einfach: Der Weg der Cousteaus ist gezeichnet durch Geldprobleme, Enttäuschung und Melancholie, und mehr als einmal fragen sie sich, ob es den Entdeckergeist als solchen überhaupt noch gibt.

 

Familie Cousteau in ihrem Element. (© Frenetic Films) 

 

«L’Odyssée» zeigt uns einen Einblick in die Welt von Abenteurern und was dieses Dasein für nicht-fiktive Menschen bedeutet. Da gibt es einerseits die romantische Seite der Schönheit, der Natur und das Abenteuer an sich. Auf der anderen Seite stehen aber Finanzierungsprobleme, die damit verbundene Notwendigkeit der Wirtschaftlichkeit und den Sinn des Ganzen. Es geht im Film aber auch um das Thema Identität. Besonders Philippe möchte sich von seinem Vater distanzieren, aber trotzdem seine eigene Passion bewahren, was ihm nicht leicht fällt.

 

Eine Familie lebt ihr Passion.

 

Man braucht einen Moment, um sich in die Geschichte und die Figuren einzufühlen. Das hängt damit zusammen, dass der Film nicht von einem klaren Plot strukturiert ist, sondern ein Porträt einer sich verändernden Familie von Abenteurern darstellen möchte. Ein Roter Faden ist nicht einfach zu erkennen und der Fokus des Films richtet sich mal auf dieses Thema, mal auf jenes, ohne sich zu gross um andere Zusammenhänge als die familiären zu scheren. Die Figuren sind aber trotzdem ausgezeichnet porträtiert. Man versteht die Progression der einzelnen Charaktere und die Hauptfiguren sind allesamt hervorragend, glaubwürdig gespielt. Zum Teil denkt man sogar, man schaue das historische Filmmaterial, so berührbar wirken die Figuren.

 

Simone Cousteau wird von Audrey Tautou gespielt. (© Frenetic Films)

 

Die verwendete Filmtechnik ist ausserdem beeindruckend und das Budget für die Sets und Requisiten augenscheinlich hoch. Besonders unter Wasser fragt man sich oft, wie gewisse Szenen gedreht wurden. Wenn die Schönheit der Szenen und die involvierte technische Gewandtheit auch faszinieren, ist leider der Schnitt nicht ganz so sorgfältig ausgeführt. Statt dass man die Naturaufnahmen geniessen kann, fühlt sich die erste Hälfte des Films hektisch  und abrupt an, der Film wechselt zwischen verschiedenen Winkeln desselben Motivs an ungeschickt gewählten Stellen. Der Effekt ist ein gestresster Zuschauer, was nicht zu den dargestellten ruhigen Situationen passt.

 

Die Entscheidung zu einem «freien» Leben nach romantischen Idealen und die Konsequenzen dieser Entscheidung werden im Film erforscht; dabei wird der wandelnde  Charakter des 20. Jahrhunderts thematisiert: die Entfernung der letzten entdeckerischen Trieben hin zu einem bewussteren Bild des Planeten und die Entromantisierung des Entdeckertums zählen zu prominenten Thematiken, die auch heute noch aktuell sind. «L’Odyssée» spricht aber auch emotional an: Man kann sich leicht mit der Familiengeschichte identifizieren, Kostüme und Filmmusik unterstreichen die Stimmung passend.

 

«L‘ Odyssée» lohnt sich der Bilder wegen, ist aber auch etwas für diejenigen, die Umweltschutz interessiert. Als Film fehlt jedoch etwas der strukturierende Rote Faden.

 

  • L‘ Odyssée (Frankreich 2016)
  • Regie: Jérôme Salle
  • Darsteller: Lambert Wilson, Audrey Tautou und Pierre Niney
  • Laufzeit: ca. 122 Minuten
  • Kinostart: 8. Dezember 2016

 

 

Jonas Stetter / Mi, 14. Dez 2016