Auf der Flucht vor der Vergangenheit (in Madrid)

Movie-Kritik: Julieta
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© Pathé Films

Pedro Almodóvar bringt seinen neuen Film «Julieta» in die Kinos. Der renommierte spanische Regisseur erzählt die adaptierte Geschichte von Julieta, einer Mutter, die in Madrid vor der Vergangenheit flieht, und doch nicht loslassen kann. Als sie zufälligerweise die Kinderfreundin ihrer Tochter auf der Strasse trifft, holt sie diese Vergangenheit ein. Ihr Leben droht zusammenzubrechen. Sie macht sich daran, einen Brief an ihre Tochter zu schreiben, in dem sie die geheimnisvollen Geschehnisse aufklären will. Mehr soll zum Inhalt des neuen Almodóvar-Films nicht erzählt werden. 

 

 

Beeindruckend schöne Farbkompositionen, traumatische Vergangenheiten, grundlegende Veränderungen der Psyche und Physe, innige aber problematische Familienbeziehungen mit einer anachronistischen Erzählweise verbunden: Das sind typische Elemente eines Almodóvar-Films. Diese Elemente sind auch in «Julieta» wiederzufinden. Der Regisseur befindet sich auf bekanntem Terrain. Trotzdem fühlt sich der Film weniger starr und krampfhaft an als andere Einträge in seiner Filmographie.

 

Anspielungen auf klassische Horrorfilme

 

Mithilfe von Julietas Brief springt die Erzählung zwischen dem gegenwärtigen Madrid zur jungen Julieta und zurück Julieta - sowohl der Film als auch die Figur - zeigt sich uns natürlich und ehrlich. Hierbei muss man die beiden Schauspielerinnen (Adriana Ugarte / Emma Suárez) loben, die Julieta an verschiedenen Stationen ihres Lebens porträtieren.

 

 

Es gibt mehrere Momente, in denen Almodóvar Anspielungen auf klassische Horror- und Mystery-Filme («The Shining», «Murder on the Orient Express») macht. Diese sind so effektiv umgesetzt, dass man neugierig wird, wie ein Horrorfilm von Almodóvar aussehen würde. Das ist wiederum einer der kleinen Mängel am Film: Der Filmemacher fordert sich in «Julieta» nicht selbst heraus. Vielmehr perfektioniert er, was er schon beherrscht. Das Ergebnis ist ein sehr wohltuender und gelungener Film, die Innovation für das eigene und eigenartige Genre des Regisseurs bleibt aber auf die oben genannten Anspielungen beschränkt.

 

«Julieta» ist oft vorhersehbar, oft überrascht er auch: Almodóvars neuer Film wirkt aber stets natürlich. Man darf gespannt sein, was sein nächstes Projekt sein wird.

 

  • Julieta (Spanien 2016)
  • Regie: Pedro Almodóvar
  • Darsteller: Emma Suárez, Adriana Ugarte, Daniel Grao, Darío Grandinetti, Inma Cuesta, Rossy de Palma
  • Laufzeit: ca. 99 Minuten
  • Kinostart: 19. Mai 2016

 

Jonas Stetter / So, 22. Mai 2016