Selbstironischer Mundie-Rock

CD-Kritik: Container 6 - Plunze & Plegere
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Pressebild / www.container6.ch

«Bisch drbi?» heisst der erste Song auf der neuen CD von Container 6. Der Titel darf gern als Einladung verstanden werden und schon nach einer Handvoll Takten werden die meisten Hörer wohl gern mit einem überzeugten «Ja!» antworten. Dabei zielt der Opener thematisch auf eine gesunde Auseinandersetzung mit sozialen Knackpunkten wie dem Generationenkonflikt. Auf der Textebene machen Container 6 schon in den ersten Sekunden klar, dass sie Wert auf Substanz legen und die Texte mehr sind, als reines «Beigemüse» zur Musik. Tom, der die Texte schreibt, versteht es, mit unaufdringlicher Art über menschliche Alltäglichkeiten zu schreiben («I wett, i hett es Happy Bett und eini für mit dri»), räumt mit Vorurteilen und dem Kantönligeischt auf (Nid jede Zürcher isch es Arschloch, aber es git’s halt ou. Nid jede Berner nimmts gmüetlich, die meischte aber scho), traut sich aber auch an brisante Themen wie Religion im Song «Rabbi». Ob die erste Zeile von «I bi kei Löu» absichtlich auf Gölä verweist? Kann durchaus als Kalkül verstanden werden, kann aber auch sein, dass sie unbewusst aus Toms Feder geflossen ist.

Schnell wird deutlich, dass Container 6 sich selbst nicht allzu ernst nehmen. Zwar legen sie viel Herzblut in die Musik und die Kompositionen funktionieren allesamt bestens, aber die vier Jungs können sehr gut auch über sich selbst schmunzeln. Vielleicht ist genau diese mitschwingende und uneitle Selbstreflexion ein Grund für den Erfolg der Band. Immerhin haben Container 6 schon für Christina Aguilera im Hallenstadion eröffnet, trugen den Titel «Best Talent» als DRS 3 noch nicht zur Einheitsmarke SRF verschmolzen war und aktuell kämpfen die vier Freunde um einen Platz auf der Waldbühne am Gurtenfestival (Link zum Voting). Auf dem zweiten Album «Plunze & Plegere» werden die vier Brienzer dem von ihnen selbst definierten Begriff «Mundie-Rock», also Mundart-Indierock,  durchaus gerecht. Die Songs wirken nicht mühsam konstruiert, sondern scheinen einfach zu fliessen. Mal glitzern die White Stripes sanft durch, an anderer Stelle zitieren Container 6 die halbe momentan angesagte Indie-Gemeinde, erinnern zum Beipsiel an The Kooks. Dabei gelingt ihnen aber das Kunststück, eine erkennbare Identität zu haben, also quasi ihrem Stil treu zu blieben.

Container 6 machen viel richtig. Sie bleiben sich und ihrem Stil treu, entwickeln sich aber trotzdem stetig weiter. Für den Reifungsprozess zwischen den beiden Alben habe sich die vier Brienzer viel Zeit genommen und das ist in den Songs zu hören. Die zwölf Lieder auf «Plunze & Plegere» funktionieren als Album bestechend gut, sind gespickt mit kleinen Klangspielereien, die es zu entdecken gilt, wie etwa den Chorus bei «I bi ke Löu». Das Ziel von Container 6 scheint es, Spass zu haben und mit der neuen CD erfüllen sie dieses mühelos.

 

  • Künstler:Container 6
  • Album: Plunze & Plegere
  • Label: Deepdive Music
  • Verkaufsstart: Das Album ist im Handel erhältlich.
Patrick Holenstein / Fr, 01. Feb 2013