Das Wunderland von I AM KLOOT

CD-Kritik: I AM KLOOT - Let Them All In
I AM KLOOT - Let Them All In

Poetisch und schüchtern, irgendwie sentimental und verträumt, aber doch geerdet und realistisch, dunkel und geheimnisvoll, gleichzeitig aber schwebend und poppig. I AM KLOOT sind irgendwie voller Gegensätze, die sich wie ein mysteriöses Mosaik als Ganzes perfekt ergänzen. Die Band jagt einen auf der neuen CD «Let Them All In» durch die Welt, die sie sich in über einer Dekade aufgebaut hat, eine hypnotische Welt in der man sich gerne verliert und die man, ähnlich wie Alice ihr Wunderland, gerne entdeckt. Klootish nennt sich diese unverkennbare Aura und zu finden ist der Begriff in keinem Wörterbuch. Wer ihn verstehen will, so fern das denn möglich ist, muss sich in die sanften Hände von John Bramwell und seinen beiden Mitmusikern begeben. 

 

Pop, wie ihn I AM KLOOT fühlen

 

Bluesig und gemächlich startet das Album mit «Bullets». Nur Bramwells dunkle und lässig geschleuderte Stimme und ein Basslauf, der ihn trägt. Zaghaft gesellt sich eine Slidegitarre dazu, eine nur subtil kleckernde Akustikgitarre unterstützt, bis ein jazziges Schlagzeug ein Fundament legt. Langsam steigert sich die Band, bricht in der Mitte des Songs gar für einen kurzen Moment komplett aus. Mehr gönnt man sich nicht, fällt schnell wieder in den sanften Blues, der «Bullets» trägt.  Andere Songs klingen nicht ganz so einzigartig. Die energischen Streicher bei «Hold Back The Night» erinnern durchaus an Elbow. Das kommt nicht von ungefähr, denn Guy Garvey, der Frontmann von Elbow, hat das neueste Werk von I AM KLOOT produziert. «Shoeless» zelebriert Pop wie ihn I AM KLOOT fühlen. Verspielt perlend, luftig-leicht, zeitlos, dabei aber immer mit viel Substanz und nie oberflächlich. 

 

Zehn Songs sind auf «Let Them All In» drauf. Lieder, die seltsam vertraut anmuten. I AM KLOOT sind inzwischen ihr eigenes Markenzeichen, besitzt ihre Musik doch eine klare Identität, quasi ein Fingerabdruck, der sich schon beim ersten Hören eines neuen Werks manifestiert. Der britische Poet Simon Armitage fasst es in seine Worte: «There’s something familiar and immediate about the sound they make, so much so that even a new song can find a place in the memory vault, even before it’s finished playing, as if we’d been listening to it for years.» Recht hat er.

 

 

Patrick Holenstein / Mi, 23. Jan 2013