Steel Panther: Altersheime sind wie Steel Panther-Shows.

Interview mit Steel Panther
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Facebook Steel Panther

Am Humor von Steel Panther scheiden sich die Geister. Sowohl bei ihren Interviews wie auch bei den Shows geben sie zahlreichen Schweinekram von sich. Wir haben mit dem Sänger Michael Starr und dem Drummer Stix Zadinia zwei der vier Stahl-Panther vor ihrem Konzert in Zürich (Konzertbericht) getroffen. Während des rund 30-minütigen Interviews wurden wir Zeuge von handfesten Rockstar-Streitigkeiten. Zudem haben sie uns erzählt, woher die Inspiration für ihre Texte kommt, weshalb Michael Starr nicht in der Haut von Jared Leto stecken möchte und was Shows von Steel Panther und Altersheime gemeinsam haben. 

 

Gratulation – Ihr habt heute die Marke von 400‘000 Fans auf Facebook geknackt.

 

Michael: Echt? Das habe ich nicht gewusst! Das letzte Mal, dass ich geschaut habe, waren wir etwa auf 370‘000. Das ist eine grosse Sache! Auf Facebook kommt man nicht so schnell auf diese Anzahl – danke, dass du uns informiert hast! Ich werde nachher gleich meine Mom anrufen und ihr dies sagen!

 

Stix: Willst du, dass ich sie jetzt gleich anrufe?

 

Michael: Was meinst du damit?

 

Stix: Vergiss es.

 

Eure aktuelle Tour heisst «Spread The Disease». Den Tournamen kann man entweder als Homage an Anthraxs zweiten Album «Spreading The Disease» oder Depeche Modes «Shake The Disease» sehen. Beide Alben kamen in den 80igern heraus, sind jedoch nicht wirklich Glam Metal.

 

Michael: Ja, ich weiss, das ist verrückt.

 

Stix: Depeche Mode waren eine dieser Bands für Mädchen, die emotional sind. Wenn ein Mädchen also den Eindruck machte, als wolle sie etwas reden, legte man Depeche Mode auf – auch wenn man es überhaupt nicht aushalten konnte – und dann konnte man sie flachlegen, weil sie glaubte, dass man einfühlsam sei. Das ist das Grossartige an Depeche Mode und das wissen sie wohl auch und machen deshalb diese Musik.

 

Michael: Ich bin ein grosser Depeche Mode-Fan.

 

Stix: Welcher Typ bist du? «Fly On The Wind Screen», «Stripped», «Home» oder «A Question Of Lust»?

 

Michael: Schon eher «A Question Of Lust» – das erinnert mich an Sex!

 

Stix: Eher «People Are People» oder «Never Let Me Down Again»?

 

Michael: «People Are People». (Beginnt den Song zu singen)

 

Gestern hattet ihr einen freien Tag in Zürich – was habt ihr gemacht?

 

Stix: Ich habe mich zugedröhnt.

 

Michael: Ich bin ins Fitness gegangen und danach hatte ich ein Meeting mit anderen aus der Rock’n‘Roll-Szene und wir haben einen Spielplan für die Schweiz ausgeheckt und wie wir die Gesellschaft infiltrieren wollen, um mit einigen sehr wichtigen gesellschaftlichen Neuigkeiten, die viele Heavy Metal-Fans noch nicht mal kennen, zu kommen. Und speziell, wie man Leute zu Heavy Metal-Fans macht, die es noch nicht sind. 

Stix: Und die Informationen sind?

 

Michael: Frauen müssen wissen, wie sie ihre Schamhaare rasieren! Das ist wirklich wichtig! Wir waren also an diesem Meeting, tranken Kaffee, assen Schokolade und jetzt gibt es tolle Neuigkeiten.

 

Sprechen wir vom neuen Album – wir konnten ja bereits reinhören…

 

Michael: Wie hast du denn bereits eine Kopie davon erhalten??

 

Stix: Etwa im Internet heruntergeladen?

 

Nein, es ist noch nicht im Internet bisher.

 

Michael: Niemand hat es bisher online gestellt, ein grosses Lob an die Presse. Das ist echt cool!  

Stix: Denn man könnte es ganz einfach hochladen…

 

Michael: …und das wäre…

 

Stix: …echt nicht cool…

 

Michael:  …für…

 

Stix:  …alle in der Band!

 

Michael: Und es wäre…

 

Stix: …auch für alle anderen Scheisse, denn…

 

Michael: …es führt dazu, dass ich mich…

 

Stix: …echt traurig fühle.

 

Michael: Aber nun möchte ich dich fragen: Wie gefällt dir das Album?

 

 

Wir sind die Art Band, die nicht ins Radio und somit dorthin passt, wo Universal eigentlich am besten ist. Sie haben es zwar versucht, aber wir passen nicht zu traditionellen Plattenfirmen und ihren Businessmodellen.

 

 

Es ist wirklich grossartig.

Stix: Danke, das ist echt cool. Ich denke, es ist ein Album voller Killer-Riffs, Killer-Hooks, grossartigen Songs, tollen Texten und Melodien.

 

Michael: All killer, no filler!

 

Stix: Zu jedem Song kann man mitsingen.

 

Das Album habt ihr aber nun ohne Majorlabel im Rücken aufgenommen. Was führte dazu, dass ihr euch von Universal getrennt habt?

 

Stix: Zuallererst: Universal ist eine grossartige Firma. Und Martin Lipman, Head of Universal Music,  der uns unter Vertrag genommen hat, ist grossartig. Aber wir sind die Art Band, die nicht ins Radio und somit dorthin passt, wo Universal eigentlich am besten ist. Sie haben es zwar versucht, aber wir passen nicht zu traditionellen Plattenfirmen und ihren Businessmodellen. Wir hatten in unserem Vertrag noch zwei ausstehende Platten und haben dann gefragt, ob wir nicht selbst weitermachen könnten. Sie haben zwar gesagt, dass sie uns nur ungern gehen lassen, jedoch wenn wir dies wollen, ist es in Ordnung und die Türe zu Universal steht uns jederzeit offen. Es war also sehr cool von Universal!

 

Michael: Also sie haben gesagt, dass ich zurückkommen kann für meine Solo-Sachen. Ist es das, was du meinst?

 

Stix: Nein, sie haben gesagt, dass wir als Steel Panther zurückkommen können und wenn ich ein anderes Projekt mache, ist es für sie in Ordnung, wenn du bei einigen Sachen singst.

 

Michael: Dann soll ich also bei deinen Solo-Sachen singen?

 

Stix: Ja, genau.

 

Michael: Also du meinst als meine Solo-Sachen?

 

Stix: Nein, es wären meine Solo-Sachen und du wärst nur ein Feature als Gast.

 

Michael: Ich dachte, ich könnte meine Solo-Sachen herausbringen…

 

Stix: Nein, das wollen sie überhaupt nicht. Das war aber nicht meine Entscheidung.

 

Michael: Wow, das ist jetzt echt unangenehm. Ich hatte da völlig andere Vorstellungen.

 

Stix: Jeder macht mal Fehler.

 

Michael: Ich möchte bloss wissen, weshalb das mir passiert ist. Denn ich hatte die Idee…

 

Stix: Kümmere dich nicht darum, weshalb das dir passiert ist. Du kümmerst dich immer nur um dich, dich und dich! Höre endlich mal auf, dir nur um dich selbst Sorgen zu machen!

 

Michael: Denkst du Vivian Campbell würde diese Scheisse bei Def Leppard hinnehmen?

 

Stix: Du willst, dass ich als er spreche und das mache ich nicht. Aber du musst endlich aufhören, so selbstsüchtig zu sein. Denn es geht nicht immer bloss um dich! Denke auch mal an andere Leute, wie mich.

 

Michael: Ich hab’s kapiert, danke.

 

Auf den letzten Alben hattet ihr zahlreiche bekannte Gäste – wer ist eigentlich bei «All You Can Eat» mit dabei?

 

Michael: Wenn wir schon von Vivian Campbell sprechen – er hat beim Song «Gangbang at the Old Folks Home» ein Solo gespielt. Er hat ein echt tolles Solo gespielt. Wir hatten zahlreiche Leute im Aufgebot, aber es hat vom Terminplan nicht wirklich gepasst. Bruno Mars zum Beispiel kam vorbei, um ein paar Mikrophone einzustecken, das hat nicht wirklich gepasst. 

Stix: Ja er ist ein guter Mikrofoneinstecker. Er ist echt gut darin.

 

Michael: Oder kennst du Kid Rock? Der sollte eigentlich Sandwiches ins Studio bringen, aber ist nicht aufgetaucht. 

Das Albumcover von «All You Can Eat» bezieht sich auf Leonardo da Vincis «Das Abendmahl» …

 

Michael: Da hast du den falschen Namen. Das ist Leonardo di Caprio, der keinen Oscar gewonnen hat.

 

Stix: Aber sich dafür höllisch in seinen Bildern beschwert hat.

 

Michael: Ich habe bei der Oscar-Verleihung U2 geschaut und wie Matthew McConaughey sein Ding erhalten hat. Dabei haben sie eine Szene aus «The Wolf Of Wall Street» genommen, bei der Leo am Arsch ist und weint. Dabei hatten sie Matthew auf der Bühne und irgendwie war eine Pause und Leonardo weint dabei „Noooo“. Das war saukomisch.

 

Stix: Hat er dann eine gute Rede gehalten?

 

Michael: Er hat keine Rede gehalten. Er hat nur zu Leo geschaut und im Stil «Sorry, motherfucker!» geguckt. Aber jetzt: Das Abendmahl.

 

Genau, hier bist du als Jesus dargestellt und auf dem Album habt ihr einen Song «If I Was the King». Was wärst du denn lieber: eine Art Jesus oder König?

 

Michael: Ich möchte eigentlich nur eine Stimme für Heavy Metal sein. Jeder kann Heavy Metal haben.

 

Stix: Das Ding ist auf dem Albumcover: es sieht aus, als sei sein Kopf jesusmässig am Leuchten. In Wahrheit ist dies bloss eine Lampe hinter seinem Kopf. Das ist die seltsame Sache.

 

Michael: Ja, jeder denkt: Wow, er ist eine erleuchtete Heiligkeit, aber was du siehst, ist geschummelt. Diese Jungs lassen mich die Stimme von Steel Panther sein und ich bin stolz, diese zu sein. Es ist wichtig für mich, Heavy Metal-Gospel zu Leuten zu singen, die keine Ahnung davon haben. Zum Beispiel Jared Leto – der ist so verloren und verwirrt. Er hat lange Haare und einen Bart und fragt sich, ob er Pearl Jam oder Van Halen ist.

 

Stix: Das ist ein Typ, der meiner Meinung nach etwas zu jesusmässig sein will. Komm schon Jared, smooth that out, Bro.

 

Michael: Sein Name beginnt auch mit einem J. Wie gruselig ist das denn? Jared – Jesus: Ist das ein Zufall?

 

Stix: Oh, ich habe einen Oscar gewonnen und bin in einer Band.

 

Michael: Ich möchte auf keinen Fall in seiner Haut stecken.

 

Stix: Ich möchte auch nicht, dass du wie er bist. Ich will, dass du DU bist!

 

Michael: Wenn ich er wäre, würde ich Strähnen in mein Haar machen lassen und Abstufungen reinschneiden.  

Stix: Ich will, dass du du bist und bei meinen Solo-Sachen Gastsänger bist!

 

Michael: Toll, danke.

 

Wie kommt man eigentlich auf eure Texte? Als Beispiel: «Gangbang at the Old Folks Home».

 

Michael: Die Texte sind wirr, aber auch einzigartig und das führt dazu, dass Steel Panther eine solche Attraktion sind. Die Art, wie wir unsere Texte schreiben ist, dass Satchel im Studio ist und arbeitet, während ich aufwache und an den Strand gehe. Dort reite ich ein paar Wellen, chille und relaxe. Danach genehmige ich mir vielleicht einen Smoothie und gehe ins Einkaufszentrum shoppen.

 

Stix: Seine Mom arbeitet bei Jump Juice.

 

Michael: Ja, Jump Juice ist eine Kette in Amerika, die Früchte mit Proteinen und solchen Sachen mixt. Es ist echt gut, um sich selbst zu finden. Und danach halt shoppen. (Stix krümmt sich fast vor lachen, während Michael ernsthaft weitererzählt). Danach gehe ich ins Studio und bringe Satchel einen Proteinshake von Jump Juice. In der Gesangskabine liegen dann bereits Texte auf und ich werde inspiriert, indem ich sie durchlese und dann singe ich sie.

 

Stix: Lange Geschichte kurz: Satchel schreibt die Texte!

 

Michael: Das war ja gar nicht die Frage. Die Frage war, woher die Inspiration zu Texten wie «Gangbang at the Old Folks Home» kommt und das habe ich jetzt erklärt. Stix, das ist nicht dein Solo-Interview.

 

Stix: Das habe ich doch gar nicht gesagt. Ich wollte nur sagen, woher die Inspiration kommt und die ist nicht davon, dass du an den Strand gehst, sondern bei diesem Song liefert Michael Starr Pizzas aus. Dann kommt er zu einem Altersheim und *peng* musst du alle dort flachlegen. Du schliesst dann den Wagen, läufst herein und hast Sex mit zahlreichen alten Leuten.

 

Michael: Wenn man sich Gedanken über ein Altersheim macht, dann ist es so, dass Männer vor den Frauen sterben. Deshalb hat es dort viel mehr Frauen als Männer – das ist also wie an einer Show von Steel Panther, nur dass im Altersheim alle alt sind. Wenn wir dann im Alter der Stones sind, wird es bei uns auch wie in einem Altersheim sein – also in zehn Jahren. Das ist keine grosse Sache. Wenn ich in den Backstage-Bereich gehe und es sieht aus wie in einem Altersheim, dann weiss ich, was zu tun ist – und das ist sehr angenehm.

 

 

Michael: Es ist wichtig für mich, Heavy Metal-Gospel zu Leuten zu singen, die keine Ahnung davon haben. Zum Beispiel Jared Leto – der ist so verloren und verwirrt. Er hat lange Haare und einen Bart und fragt sich, ob er Pearl Jam oder Van Halen ist.

 

 

Wenn man zu last.fm geht, so seid ihr die Band mit den meisten Tourdaten in 2012 – in diesem Jahr seid ihr auch oft auf Tour, gebt zahlreiche Interviews und filmt regelmässig Youtube-Videos – bleibt da noch genügend Zeit für den Sex, Drugs and Rock’n’Roll-Lifestyle?

 

Stix: Wow, das wusste ich gar nicht. Aber alleine in Los Angeles und Las Vegas sind es bereits 104 reguläre Shows und dann kommen noch zahlreiche andere hinzu, von dem her stimmt das wohl tatsächlich.

 

Michael: Für uns ist das keine grosse Sache. Für den ganzen Lifestyle haben wir noch genug Zeit, denn jetzt machen wir die Interview- Sachen, dann geht die Show über die Bühne und nach der Show geben wir keine Interviews. Da feiern wir mit Mädchen. Du wirst angeheizt auf der Bühne, das Adrenalin pumpt und bist erregt, wenn die Mädchen tanzen und ihre Oberteile ausziehen.

 

Laut einem Twitter-Post von Steel Panther seid ihr aber momentan etwas auf einer Brüste-Trockenheit. Wie wollt ihr das  ändern?

 

Stix: Es gibt keine Brüste-Trockenheit. Es sind tonnenweise Brüste auf der Bühne während unseren Shows – mit Mädchen aus verschiedensten Ländern.

 

Michael: Bei manchen Shows sieht man weniger Brüste und dann gibt es wieder Shows, bei denen sehr viele Brüste zu sehen sind. Wenn man das dann über eine Zeitspanne anschaut, so sind es viele Brüste.

 

Stix: Jeder liebt Brüste!

 

Michael: Sogar Mädchen, denn sie sind einfach extrem spassig.

 

Wo sind denn eigentlich die schönsten Mädchen?

 

Michael: Diese Frage wird uns sehr oft gestellt. In jedem Land, in dem wir spielen, hat es sehr hübsche Mädchen und das sage ich jetzt nicht bloss, weil es nett ist, es zu sagen. 

Stix: Zudem ist es nicht wirklich fair, diese Frage zu stellen, denn wir waren noch nicht überall. Ich will in jedes Land der Welt gehen, bevor ich diese Frage beantworten kann.

 

Steel Panther - «The Burden Of Beeing Beautiful»

 

 

Steel Panther sind am 18. Juni im Kofmehl in Solothurn live zu sehen. 

 

  • Steel Panther 
  • All You Can Eat
  • Label: Open E Records / Kobalt Label Services 
  • : 28.03.14
Hansjürg Stämpfli / Do, 12. Jun 2014