Minor Alps: Wir hatten nichts zu verlieren

Interview mit Minor Alps
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Facebook: Minor Alps

Nach über 20 Jahren hat Matthew Caws von Nada Surf ein neues Projekt neben seiner Hauptband. Zusammen mit Juliana Hatfield hat er mit Minor Alps eine neue Band ins Leben gerufen. Damit die Mitglieder von Minor Alps ihren Aufenthalt in den Voralpen auch etwas geniessen können, haben wir das Interview im Vorfeld schriftlich durchgeführt und sie über die Alpen, die gemeinsame Zusammenarbeit und die Zukunft ihrer Projekte ausgefragt.

 

Bald seid ihr in der Alpenregion auf Tournee. Wie seid ihr eigentlich auf den Bandnamen Minor Alps gekommen?

 

Matthew: Meine Eltern kauften ein sehr kleines und billiges Haus im Süden von Frankreich, als ich ein Kind war und wir sind jeden Sommer dorthin gegangen. Es ist im Tal eines Berges, der Mont Ventoux heisst. Es ist geologisch zwar eine Alp, aber zu weit weg von den anderen, um tatsächlich als solche bezeichnet zu werden. Er ist nur zwei Kilometer hoch, was bei alpinen Bestimmungen nicht viel ist, aber weil es der einzige Berg in der Region ist, sieht er riesig aus und wenn man oben ist fühlt es sich an als sei dies der höchste Platz der Welt. Ich habe dies vor ein paar Jahren einer Freundin erzählt und den Berg als «Minor Alp» bezeichnet. Sie sagte dann, dass sie sich dies aufschreibe, da es ein guter Bandname wäre.

 

Habt ihr eine spezielle Beziehung zu den Alpen?

 

Juliana: Ich habe nicht wirklich eine Beziehung zu den Alpen. Einmal ging ich in Frankreich Ski fahren, als ich in meinen frühen Zwanzigern war. Aber das ist bisher die längste Zeit – also ein paar Tage – die ich damit verbracht habe, die Alpen zu erkundigen.

 

Matthew: Ich mag Dinge, die aus Holz gefertigt sind. Ich mag Seilbahnen. Ich mag Bergkäse und ich mag Wandern. 

Mit Mainland Music habt ihr eine Schweizer Booking Agentur gewählt für die Europa Tour. Wolltet ihr eine Agentur aus den Alpen haben? 

Matthew: Haha, nein. Aber zum Zweck dieses Interviews: Ja!

 

 

Matthew: Juliana hat mich gefragt, ob ich im Joe’s Pub in New York zu ihr auf die Bühne komme und das Gefühl, tatsächlich zusammen zu singen, hat irgendwie die Zusammenarbeit beschlossen.

 

 

Ihr habt beide bereits in den Projekten des anderen gesungen – wann habt ihr euch für ein gemeinsames Projekt entschieden?

 

Juliana: Ich denke, ich habe immer im Geheimen nach jemandem gesucht, mit dem ich dichten, klare Harmonien singen konnte. Ich habe aber nie jemanden gefunden, bis ich begonnen habe mit Matthew zu singen – da ist eine Leichtigkeit und Mühelosigkeit, wenn ich mit ihm singe, und es ist wie ein Traum, der wahr geworden ist für mich.

 

Matthew: Ich war schon lange ein Fan von Juliana. Ich habe mich immer mit ihren Melodien identifiziert und mit dem Gegenstand der Songs. Weiter hatte ich sehr gute Erfahrungen mit ihr im Studio, als wir Harmonien zu den gegenseitigen Songs ergänzt haben. Sie hat mich gefragt, ob ich im Joe’s Pub in New York zu ihr auf die Bühne komme und das Gefühl, tatsächlich zusammen zu singen, hat irgendwie die Zusammenarbeit beschlossen. Dadurch wurde es eine Idee, die in der Luft lag, dass wir zusammen arbeiten. Als Nada Surf beschlossen haben, ein Jahr zu pausieren, fühlte ich, dass dies der Moment ist, um Minor Alps zu formieren.

 

Das Album «Get There» ist wie ein Berg mit schweren und gemischten Gefühlen – Irgendwie weit weg vom letzten Nada-Surf-Album. Was hat diesen Wechsel im Schreiben angestossen?

 

Matthew: Auf der einen Seite mache ich einfach, was ich tue. Ich war immer dieselbe Person, deshalb bin ich der Ansicht, dass meine Songs immer vom selben Ort kommen. Ich hatte schon immer sehr viele gemischte Gefühle. Auf der anderen Seite respektiere ich die Interpretationen von anderen Leuten. Ich denke, alle Interpretationen sind in ihrer Art korrekt. Etwas, das im Spiel sein könnte, ist, dass ich glaube, ich schreibe in einem geringen Ausmass für die anderen Leute in einer Gruppe und weil ich mich so sehr mit Julianas Songwriting identifiziere, kann es sein, dass ich mich freier gefühlt habe, die Dinge so sein zu lassen, wie sie sind. Im Fall von «I wish you were upstairs» zum Beispiel, welcher einen ziemlich düsteren Text hat, hätte ich bei Nada Surf wohl einige der traurigen Zeilen herausgestrichen, damit ich meine Kollegen nicht zu sehr beunruhigt hätte. 

Was war beim Schreiben der Songs anders, verglichen dazu, wenn Juliana für ihre Solo-Sachen schreibt und Matthew für Nada Surf?

 

Juliana: Eine andere Person in den Schreibprozess zu lassen, war neu für mich, da ich fast immer alleine schreibe. Zu Beginn war es etwas ungemütlich, sich nicht scheu und gehemmt zu fühlen. Aber die Ängstlichkeit ging sehr schnell weg. Matthew ist ein grossartiger Partner, da er hervorragend im Schreiben und auch eine sehr nette, tolerante und nicht beurteilende Person ist.

 

Habt ihr mehr oder weniger Druck gespürt mit Minor Alps, verglichen zu euren anderen Projekten?

 

Juliana: Ich hatte überhaupt keinen Druck, etwas Gutes zu kreieren, da ich immer wusste, wir würden etwas Grossartiges machen, wenn wir mit Kopf und Herz dabei sind. Es gibt immer ein Gefühl von Druck, wenn man im Studio ist, da die Zeit begrenzt ist und auch weil man auf die Frage stösst, was man mit einem bestimmten Song machen will. Aber wir haben das alles gelöst, als wir den Prozess durchgemacht haben.

 

Matthew: Ich habe weniger Druck verspürt, da wir eigentlich noch nicht existiert haben. Dadurch war keine andere Arbeit da, mit der man hätte gemessen werden könnte. Und wenn wir keine gute Platte gemacht hätten, wäre auch kein Druck da gewesen, diese herauszubringen. Wir hatten nichts zu verlieren.

 

 

Juliana: Ich will sehr an meinem selbstauferlegten Terminplan dranbleiben, dass ich eine Album pro Jahr rausbringe und ich habe realisiert, dass ich bald daran arbeiten sollte. Sobald ich nach Hause komme, werde ich beginnen zu schreiben, schreiben, schreiben …

 

 

Matthew, du bist mit Frankreich verbunden und Nada Surf sind dort sehr erfolgreich – wirst du jemals französisch singen?

 

Matthew: Ich habe einen Song auf Französisch geschrieben, der «Je t’attendais» heisst. Juliana hat einen Song von I Blame Coco, der «Self-Machine» heisst, gecovert und mich eingeladen, dabei zu singen. Dies fand ich fantastisch. Etwas bei der Keyboard-Linie hat mich an unseren französischen Song erinnert. Ich habe ihn für sie gespielt und wir haben entschieden, eine Version davon auf unser Album zu bringen. Ich habe den Text auf Englisch übersetzt und noch etwas hinzugefügt, damit er doppelt so lange wurde. Es hatte einen Zweiteiler, den ich nicht richtig übersetzen konnte, weshalb wir ihn französisch singen. Über die Jahre hinweg habe ich einige französische Covers gemacht - «Au Fond d’un Reve Dore» von Francoise Hardy, «La Petite Bill, elle est malade» von Alain Souchon, «l’aventurier» von Indochine. Ich weiss, dass noch ein paar mehr sind, aber jetzt kann ich mich gerade nicht mehr daran erinnern (lacht).

 

Juliana, du bringst fast in jedem Jahr ein Soloalbum heraus. Wird in diesem Jahr auch eines rauskommen?

 

Juliana: Ich will sehr an meinem selbstauferlegten Terminplan dranbleiben, dass ich eine Album pro Jahr rausbringe und ich habe realisiert, dass ich bald daran arbeiten sollte, damit ich ein neues Soloalbum draussen habe bis Ende Dezember. Sobald ich nach Hause komme, werde ich beginnen zu schreiben, schreiben, schreiben …

 

In einem Interview mit Matthew vom vergangenen Jahr konnte man lesen, dass ihr in diesem Jahr wieder an neuen Nada-Surf-Songs schreibt. Wie weit seid ihr damit?

 

Matthew: Wir sind im letzten Monat für ein paar Tage ins Studio gegangen und haben fünf grundlegende Songs aufgenommen. Ende Juni werden wir wieder zusammenkommen und mehr machen. Wir leben nicht alle im gleichen Land, weshalb es etwas kompliziert sein kann, aber wir sind alle auf das nächste Album fokussiert und wir werden es machen, sobald wir können.

 

Wird noch mehr von Minor Alps herauskommen oder ist dieses Projekt nur für dieses Album?

 

Matthew: Wir haben keine spezifischen Pläne für die Zukunft, aber wir haben auf der Tour bereits an einer Idee für einen neuen Song herumgespielt.

 

 

Minor Alps - «Waiting For You»

 

Minor Alps spielen am 8. Mai im Komplex Klub in Zürich. Wir verlosen für das Konzert 2 x 2 Tickets. Alle Informationen findet ihr in unserer Konzertvorschau.

Hansjürg Stämpfli / Do, 01. Mai 2014