Wanda zeigten sich in Zürich nicht von der besten Seite

Konzertkritik: Wanda
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Bäckstage / © Patrick Holenstein

Die Entwicklung war vorherzusehen: Von der rotzfrechen, unverschämt unverblümten Band, die vor gut einem Jahr den Bogen F in Zürich beinahe zum Bersten gebracht hatte, ist nicht mehr viel übrig. Damals noch liebevoll verschroben charmant, baff über den überdimensional ansteigenden Erfolg, dankbar über die Zuneigung der Fans, treten Wanda aus Wien heute selbstsicher, abgebrüht und scheinbar auch leicht lustlos auf. Das tat der Stimmung im Volkshaus, welches sie mittlerweile mühelos zu füllen vermögen, trotzdem keinen Abbruch. Das Konzept der österreichischen Rockpop-Band scheint also nach wie vor auf grosse Begeisterung zu stossen und das ist auch nicht weiter verwunderlich.

 

 

Ihre Songs sind nach wie vor Selbstläufer: Eingängige Melodien, Refrains zum Mitgröhlen, Songs zum Schunkeln, Songs zum Tanzen, dabei immer die kratzig raue Stimme von Sänger Marco, voranpreschende Gitarren und beschwingte Perkussion – eine grosse Wundertüte an Erfolgsgaranten. Die Attitüde von Frontmann Marco kommt dabei ganz gut an. Eine scheinbar kaputte Persönlichkeit, rauchend wie ein Schlot, trinkend, keinem Laster abgeneigt, selbstbewusst und direkt und somit in vollendenster Form seine schrullige, destruktive Musik verkörpernd. Der Wiener Dialekt setzt dem ganzen natürlich noch das i-Tüpfelchen auf und man ist als Schweizer versucht zu sagen, dass österreichischer Dialekt Rockmusik einfach sofort viel charmanter erscheinen lässt.

 

Nachdem Wanda ihr erstes Album «Amore »im Herbst 2014 herausgebracht haben, ging es für die Band steil bergauf. Kaum ein Jahr ist vergangen und ihr zweites Studioalbum «Bussi» stand in den Läden. Daneben waren sie beinahe ununterbrochen am Touren und jagten von Pressetermin zu Pressetermin. Man fragte sich bald, wie lange die Band das in diesem Pensum durchhalten kann und ist erstaunt, dass sie immer noch nicht daran zerbrochen ist. Beim Konzert im Zürcher Volkshaus merkte man nun aber deutlich, dass eine Konzert- und Schaffenspause den Jungs momentan wahrscheinlich sehr gut tun würde. Denn von diesem Glanz, dieser überraschenden Leichtigkeit, diesem Wiener Schmäh, dieser Sensationsband aus Österreich von vor ein paar Jahren ist gerade nicht mehr viel zu spüren. Da können ihre Songs noch so locker flockig daherkommen, die Refrains noch so zackig und hüpfend die Gehirne infiltrieren, das reicht einfach nicht.

 

Mal sehen, ob Wanda noch einmal zu ihrer Topform zurückfinden kann. Was sie im Volkshaus in Zürich gezeigt haben, war dieses Mal leider nur Mittelmass.

 

 

Natascha Evers / So, 21. Feb 2016