Schweizer Bands rocken im Abart

Konzertkritik: Alternative Rock im Abart
Alternative Rock Late Night Show
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Flyer

21:30 Uhr: Das Abart kann man nicht als ausverkauft bezeichnen, eigentlich noch nicht einmal als gut besucht. Das Publikum, das den Weg heute Abend hierher gefunden hat, erweist sich dafür als äusserst treu. Vier Bands sind angekündigt – allesamt aus dem Grossraum Zürich. Die einen konnten in der Schweizerischen Musiklandschaft schon Fuss fassen, die anderen stehen noch ganz am Anfang ihrer Karriere. The Deadly Storm feiern sogar Konzertpremiere.

 

Das erste Konzert überhaupt für The Deadly Storm


Aller Anfang ist schwer? Nicht für die Bühnen-Debütanten The Deadly Storm. Das Duo bot dann auch mehr als eine Überraschung – so fand sich am Schlagzeug kein muskelbepackter Drummer, sondern Driele Da Silva, die gefühl- und kraftvoll ihr Instrument bediente. Und als würde Schlagzeugspielen nicht schon Koordination genug erfordern, sang sie auch noch dazu. Und zwar mit bestechend guter Stimme. Unterstützung erhielt sie vom Gitarristen David Schaufelberger, der sich ebenso als Multitasking- beziehungsweise Gesangs-Talent entpuppte. Das erste Konzert überhaupt und dann auch noch im Abart – wohl ein Traum jeder Band. Die Nervosität hörte man The Deadly Storm allerdings nicht an.

 

The Deathly Storm in Aktion

 The Deadly Storm in Aktion

 

Running on Rye: «dank Pablo Infernal hier»

 


Die hoch gesteckte Messlatte erreichte die zweite Band des Abends mühelos. Running on Rye gibt es seit ziemlich genau einem Jahr. Anfangs hatten die vier Jungs mit musikalischen Differenzen zu kämpfen. «Mittlerweile haben wir einen gemeinsamen Nenner gefunden: Rock in all seinen Facetten und Formen. Jeder bringt seine Einflüsse mit in die Band. So entstand dann doch noch ein roter Faden», berichtet Sänger und Gitarrist Enrico Kampmann. Ihre Musik ist schwierig zu beschreiben: «Wir klingen ein wenig funkig, ein bisschen nach Hardrock und auch ein klein wenig nach Indie.» Aber auf jeden Fall gut und vielseitig, wie sie auf der Bühne beweisen. Sie sind nicht zum ersten Mal im Abart: Running on Rye hat bereits im Rahmen des Emergenza-Festivals (ein internationaler Band-Contest) hier gespielt. Auf sie aufmerksam wurden die im Publik sitzenden Pablo Infernal, die ihnen heute Abend zu diesem Auftritt verhalfen.



Pablo Infernal - alte Hasen auf der Bühne


Pablo Infernal sind dann auch als nächste an der Reihe. Sobald sie auf der Bühne stehen vergisst man auf der Stelle, wie jung die vier eigentlich sind. Der Altersdurchschnitt beträgt nämlich gerade mal 18 Jahre. Das Pablo Infernal in den vergangenen drei Jahren viel Bühnenerfahrung sammeln durften, ist unüberhörbar. Musiker-Kollege Tobey Lucas (Jesh/Signori Misteriosi) findet nur lobende Worte: «Pablo Infernal ist meine absolute Lieblingsband in der Schweiz. Was die vier Jungen machen, ist einfach nur fantastisch!» Auf der Bühne präsentieren die Jungs aus Greifensee vielseitige, oft energische Musik, die sich angenehm mit ruhigeren Parts abwechselt. Pablo Infernal wirken abgeklärt, ohne dadurch ihre jugendliche Frische und Spielfreude zu verlieren.


Mit ein wenig Verspätung betritt um ca. 00:30 Uhr der Hauptact die Bühne. Das Trio Jesh begrüsst das Publikum, «Wir sind ein wenig älter, hoffen aber, dass euch das nicht stört.» Tut es natürlich nicht. Denn wie anfangs erwähnt, bleiben praktisch alle Zuhörer bis zum Ende. Jede Band erhält Zuspruch und Applaus von allen Seiten. Bei Jesh fällt das erst recht niemandem schwer. Gitarrist und Sänger Tobey überzeugt einmal mehr mit fantastischer Stimme. Wobei das Trio mit Gitarre, Schlagzeug und Bass auch sehr gut eingespielt klingt. Ihre Musik geht in Richtung Rock-Pop mit überzeugenden Melodien.


Ein Gast schwärmt: «Ein toller Abend mit viel Abwechslung. Solche Events sollten öfters stattfinden.» Zu entdecken gab es an diesem Abend talentierte, einheimische Bands - einige davon wird man in den kommenden Monaten sicherlich auf der einen oder anderen Festival-Bühne antreffen. Das war übrigens auch nicht der letzte Anlass dieser Art im Abart.

Linda von Euw / Sa, 09. Jun 2012