Nada Surf mit viel Spielfreude knapp am Kitsch vorbei

Konzertkritik: Nada Surf im Komplex
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José del Río Mons

Wer am Freitag ein Ticket für Nada Surf hatte, der durfte gleich noch eine erfreuliche Premiere erleben: Waters spielten im Vorprogramm und feierten somit Schweizer Premiere. Die Band um Van Pierszalowski, dem früheren kreativen Kopf von Port O’Brien, zeigte das konsequente Weiterspinnen des melodiösen Songwritings, das schon Port O'Brien ausgezeichnet hatte. Nach der Auflösung von Port O’Brien klingt die Musik von Van Pierszalowski zwar etwas rauer, die Gitarren sind verzerrter und düsterer der Grundtenor. Die Stimme ist jedoch unverkennbar und genauso zuverlässig schwingt die vom Hippiesound beeinflusste Folk-Musik, für die Port O’Brien geliebt wurden und hoffentlich noch immer werden, noch immer durch. Versteckt unter Gitarrenwänden und einem verdreckten und verruchten Mantel zwar, aber immer noch schön. Waters haben bei ihrem ersten Schweizer Konzert überzeugt und für Nada Surf sauber eingeheizt.

 

Leichtes Spiel für Nada Surf

 

Zwanzig Jahre stehen Nada Surf bereits auf der Bühne. Im Komplex wirkten sie so frisch als ob sie sich eben formiert hätten. «Clear Eye Clouded Mind», der Opener vom aktuellen Album «The Stars Are Indifferent To Astronomy», eröffnete auch das Konzert.  Nada Surf hatten leichtes Spiel. Wochenende, Freitagnacht und eine entspannte Atmosphäre. Schon beim dritten Song, «Happy Kids», hatten Nada Surf die Leute im Griff. Locker zauberten die fünf Musiker knackigen Indierock, also genau das, was man von ihnen hören wollte. Wobei sich die Stücke vom neuen Album nahtlos an die Klassiker reihten. 

 

Wieso begeistert diese Band? Nada Surf klingen nicht brav, sind aber auch nicht aufmüpfig, sie sind musikalisch versiert und verstehen es gute Songs zu schreiben und scheinen irgendwie so geschickt zu agieren, dass sich Musik-Nerds, Studierende, Indie-Kids und Kritiker, aber auch der Gelegenheitshörer problemlos auf die Band aus New York einigen können. Nada Surf provozieren nicht, verursachen keine Skandale, sondern ziehen einfach ihr Ding durch. Vielleicht liegt in dieser keineswegs anbiedernd wirkenden Aura das Geheimnis ihres Erfolgs.

 

«Schön, dass ihr trotz der Unterhaltung, die ihr überall downloaden könntet, und trotz all der Bars in der Nähe doch den Weg in unsere Show gefunden habt.» Matthew Cawes, Sänger von Nada Surf.

 

Die Menschen im Komplex feierten ihre Band, bejubelten Klassiker wie «See These Bones» oder «Always Love» und schienen die ruhigen Momente ebenfalls zu geniessen. Als bei «When I Was Young» die Discokugel an der Decke den gesamten Saal mit Lichtklecksen bemalte war das nicht weit vom Kitsch entfernt und hat doch wunderbar gepasst. In jenem Moment war da eine Band, die langjährige und hart erarbeitete Klasse mit dem Esprit einer blutjungen Schülerband mischt, und man fühlte sich im Ansatz an eine typische Abschlussballszene wie man sie aus jedem x-beliebigen US-College-Film kennt erinnert. Nada Surf würden auch dort funktionieren.

 

Zwanzig Jahre auf der Bühne und von Abnutzungserscheinungen war überhaupt nichts zu spüren. «Schön, dass ihr trotz der Unterhaltung, die ihr überall downloaden könntet, und trotz all der Bars in der Nähe doch den Weg in unsere Show gefunden habt», bedankt sich Sänger Matthew Cawes gegen Ende der Show und unterstrich damit noch mal: Nada Surf - eine Band, die auf der Bühne beneidenswert viel Freude und Spaß hat und jede Sekunde schätzt.

Patrick Holenstein / Sa, 25. Feb 2012