Kein gefaktes Lächeln bei James Bay

Konzertkritik: James Bay im X-Tra
Bildquelle: 
Bäckstage / © Seraina Thuma

Das X-Tra Zürich hatte am 15. März 2016 hohen Besuch und zwar vom britischen Überflieger James Bay. In Röhrenjeans und mit seinem Markenzeichen, einem „Fedora-Hut“, erzählte er den Leuten im ausverkauften X-Tra, wie er seinen Weg zu finden versucht und wie er als junger Mann Gefühle wie Liebe und Verlust entdeckt. Der 25-Jährige ist unumstritten ein guter Gitarrist und ein noch besserer Songwriter. Zuerst mit Taylor Swift auf Tour, dann eigene ausverkaufte Konzerte, ein Nummer-1-Debütalbum in diversen Ländern, ein «Critics‘ Choice Award» der Brit Awards im 2015 und im Jahr darauf einen weiteren Brit Award für British Male Solo Artist» – nicht schlecht für jemanden, der Barkeeper war und ganz unten anfing. 

 

Erkennungszeichen: der Hut 

 

Vor der Bühne haben sich hauptsächlich junge Frauen versammelt, um den britischen Singer-Songwriter anzuhimmeln. Seinen Gig eröffnet und von Beginn an für Stimmung gesorgt, hat James mit «Collide», einem Song vom umjubelten Debüt «Chaos and the Calm», welches im März letzten Jahres erschienen ist. Das Stück enthält eine Zeile, in der James «curtains close and we come alive» singt – und das tat er. Nach dem Lied «Craving» folgte der etwas sanftere Track «If you ever want to be in Love» und die meisten Konzertbesucher wärmten ihre Stimmen ein. Vor allem die Hardcore-Fans, welche man erkannte, weil sie einen ähnlichen Hut trugen wie Bay selbst, sangen sämtliche Texte vom ersten bis zum letzten Wort mit.

 

Bilder: Seraina Thuma

 

Einen speziellen Moment kreierte Bay mit «Need the Sun to break». Ein wunderschöner Track, welcher davon handelt, wie schwierig es ist, mit der Liebe und in Beziehungen geduldig zu sein. Ob bei rockigeren oder eher langsameren Stücken; James weiss seine soulige und teils heisere Stimme perfekt einzusetzen.

Das letzte Drittel des Konzertes galt den gemütlicheren Songs. Schade nur, dass dort, wo früher Feuerzeuge flackerten, Handys in die Höhe gehalten wurden. Den Auftritt beendete James ungewöhnlicherweise mit «Best Fake Smile». Zwar sind einige Fanartikel mit dem Liedtitel beschriftet, das Lied selbst gehört jedoch nicht zu seinen bekanntesten Stücken.

 

Nicht ohne «Hold Back The River» 

 

Bay’s Leistung hatte einen Hauch von Prahlerei, Sympathie und Charisma und doch war wahrscheinlich mancher enttäuscht, als er sich bereits nach 60 Minuten das erste Mal verabschiedete und ohne viel zu sagen die Bühne verliess. Der Shooting Star war zu jener Minute jedoch der Einzige, der sich aus dem Staub machte. Das Publikum blieb hartnäckig im Saal und laute Rufe füllten den Raum - offensichtlich war das Konzert noch nicht beendet. Richtig gedacht, denn kurz darauf war James zurück und nahm sich für eine Zugabe Zeit. Zum Schluss wurde die Bühne in orange-rotes Licht getaucht und schon beim ersten Akkord kreischte das Publikum vor Begeisterung. Das wäre ja noch gewesen, wenn er die Schweiz verlassen hätten, ohne «Hold back the River» zu performen. Ja, James Bay und seine unverkennbare Stimme waren für 90 Minuten präsent und das dürfte wohl der Grund sein, warum ihn viele Menschen lieben.

 

Fest steht: Wenn James Bay mit seiner Musik so weiter macht, wird er bei seinem nächsten Besuch in der Schweiz weitere grosse Hits mitbringen und durchaus grössere Locations füllen. 

 

 

Rahel Inauen / Do, 17. Mär 2016