Julieta Venegas- Die Musikerin aus Leidenschaft im Plaza

Konzertkritik: Julieta Venegas in Zürich
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© Julietavenegas.net

Ein elegantes schwarzes Shirt, ein wallender, weinroter Rock und das rabenschwarze Haar zu einem Knoten gebunden, mit einer weissen Blume verziert. Venegas bietet ein hübsches Bild, südamerikanisch anmutend. Ihre Kleidung spiegelt auch ihre Musik wieder: Unzählige Songs mit Folklore-Elementen. Geschickt vermischt sie die einzelnen Genres: Folklore mit Rock oder Pop, zuweilen sogar mit Rap. 

 

Mit ihrem eingängigen Song «ese camino» beginnt sie ihr Konzert und zeigt von Anfang an ihr Können. Die Stimme einmal weich und emotional - im nächsten Moment kräftig und voll. Bei anspruchsvollen Melodien singt sie sicher und ohne je einen Ton zu verfehlen. Auch beim Ton gibt es nichts zu beklagen, er ist sauber abgemischt. Als sie ihr hierzulande recht bekanntes Stück «limon y sal» spielt, kommt Bewegung in die Zuhörermenge. Auf heitere und schwungvolle Songs folgen langsamere und nachdenklich stimmende Stücke, wie etwa «buenas noches». Überhaupt steckt hinter ihren Songs meist eine tiefgründige Botschaft, die sie ihrem Publikum jeweils gerne auf Englisch und Spanisch erläutert. Ein anderes Beispiel ist das Stück «explosión», das von den verschwundenen Menschen handelt - ein grosses Problem in Mexiko, wie sie sagt. Die Sängerin aus Tijuana nimmt sich Zeit für ihre Zuhörer und wirkt so nahbar und authentisch. 

 

Auf ihrer «Parte Mia»-Tour wagt sie sich auf zu neuen Ufern: Erstmals spielt sie Klavier, Gitarre und Akkordeon, während sie von zwei Musikern aus ihrer Band begleitet wird. Die beiden Herren mit Schnäuzen entpuppen sich als genauso talentiert wie die 47-jährige Sängerin. Sie wechseln laufend von der Mundharmonika, zum Akkordeon und  zur Perkussion und wieder zurück.

 

Das Publikum steht dicht zusammen, es ist eng im Saal. Ein grosser Teil der Zuhörer dürfte aus Südamerika stammen. Als Venegas das Stück «andar conmigo» anstimmt, singen ihre Fans lautstark mit, Handys schnellen in die Höhe. Gegen Ende der Show holt sie ihren Supporting Act «Francisca y los exploradores» auf die Bühne. Der junge Argentinier - schwarzes Gewand, lange dunkle Haare und schwarzer Hut - verwirrt das Publikum im ersten Moment mit seinem etwas bizarren Äusseren, und im zweiten Moment mit den elektronischen Beats zu hauchender Stimme. Dennoch müssen sich viele wahrscheinlich eingestehen: Der hat was. Sphärische Klänge von einer interessanten Person, die gut singen und auch einwandfrei Gitarre spielen kann. Venegas jedenfalls lobt ihn in den höchsten Tönen und stimmt mit ihm ein Duett an. 

 

Schliesslich geht sie von der Bühne. Die Fans, in ausgelassener und fröhlicher Stimmung, klatschen unaufhörlich bis Venegas zur Zugabe ansetzt. Und dann kommt er, ihr berühmtester und meistgehörter Song «Me voy». Und ganz im Sinne ihres letzten Titels verabschiedet sie sich herzlich, dankt ihren Zuschauern vielmals, winkt lange und geht.

 

Julieta Venegas ist eine mexikanische Sängerin mit einem grossen musikalischen Repertoire. Eine, die was zu sagen hat und sich nicht scheut den Mund aufzumachen. Ihr Markenzeichen: natürlich,  authentisch und überaus herzlich.

 

Katja Nosswitz / Mi, 26. Apr 2017