Auf Wolke 4 mit Philipp Dittberner

Konzertkritik: Philipp Dittberner im Plaza
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© Sven Sindt

Kurz nach acht Uhr am Sonntagabend kam ein eher unscheinbarer Typ mit gestreiftem Shirt, blauer Hose und Sneakers auf die kleine Bühne des Plaza Clubs in Zürich gelaufen. Die Leute fingen an zu klatschen und Philipp Dittberner sprach ins Mikrofon. «Hey Zürich, ihr seid ja cool. In anderen Städten kam immer nur verhaltener Applaus und ich sah in viele fragende und verunsicherte Gesichter. Doch ihr wisst, wer ich bin.» 
Er kündete seine Vorgruppe namens Ami Warning persönlich an und wünschte viel Spass mit ihrer Musik.
 Ami und ihr Vater Wally sind ein eingespieltes Duo. Sie, mit giftgrüner Gitarre, scheuem Lächeln und einem unglaublichen Stimmorgan mit sehr grossem Wiedererkennung Wert. Ihr Vater, unterstütze mit Bassgitarre, Trommel und Gesang. Sie spielten einige ihrer souligen manchmal sogar jazzigen Songs, etwa das Duett «Stormy» und ein Cover des Klassikers «Ain’t No Sunshine» von Bill Withers. 

 

Nach «Rausch» war das Konzert lanciert 

 

Mit «Vorhang auf» eröffneten Philipp Dittberner und seine vier Musiker das Hauptkonzert wenig später. 
Das Publikum und die Band brauchten zwar ein paar Songs, um richtig warm zu werden, um sich aneinander zu gewöhnen und zusammen zu finden, aber die Stimmung war die ganze Zeit über unglaublich angenehm und die Lieder sehr abwechslungsreich zusammengestellt. Am Anfang spielte Dittberner die eher langsamen und erzählte Anekdoten über bisherigen Auftritte. Nach dem eher schnellen Lied «Rausch» waren dann Publikum und Band aufgewärmt und es konnte so richtig los gehen.

 

«Durch dieses Lied bin ich bekannt geworden, wenn man so sagen will. Dank diesem Lied stehe ich nun hier vor euch auf der Bühne», war die Ankündigung, bevor Dittberner seinen Hit «Wolke 4» spielte. Neben seinen Liedern wie «Das ist dein Leben», «Tretboot» und «Ich dich auch» war die Setlist noch mit einem Coversong geschmückt, nämlich mit «So Perfekt» vom deutschen Rapper Casper.

 

Den Abend ausdrehen lassen

 

«Vor ein paar Wochen war ich in Spanien, um ein Musikvideo mit der einzigen Person zu drehen, die es mehrere Tage mit mir aushält. Ein Esel. Es ist meine neue Single mit dem Namen «Neben dir» und wir spielen sie jetzt», erläuterte der junge Berliner amüsiert. 
Bei der Zugabe «Mein Berlin» wurde dann auch noch schön der Text in «Mein Zürich» angepasst, was beim Publikum sehr gut ankam und mit viel Applaus gefeiert wurde. Das letzte Lied, welches zum besten gegeben wurde, war «In deiner kleinen Welt» und jetzt wuren alle aufgefordert, sich zu drehen und noch ein letztes mal zu tanzen, da es im Text «Und du drehst dich in deiner kleinen Welt» heisst. Natürlich konnte man ihm diese Bitte nicht abschlagen und so wirbelten alle um sich selbst und liessen den Abend ausdrehen.

 

Im September letztes Jahr veröffentlichte Philipp Dittberner sein Album «2:33», welches diesen Titel trägt, da er es hauptsächlich während der Nacht geschrieben hatte. Das Bühnenbild im Plaza war symbolisch dafür. Während des ganzen Konzertes war im Hintergrund der Aufdruck einer grosse, altmodische Uhr zu sehen. Auf den ersten Blick mag es unpassend erscheinen, doch beim zweiten Blick sah man, dass die Zeiger genau auf 02:33 standen. Die verschmitzten Lächeln, das Philipp den Leuten im Publikum schenkte, seine verträumte Art und die schöne Lichtshow waren wunderbar aufeinander abgestimmt. Sogar eine riesige Discokugel kam zum Einsatz und verwandelte die Decke des Plaza in einen Sternenhimmel. Es waren genau diese Details, die dem Konzert eine gewisse Intimität gaben.

 

Ein Mann, der morgens um halb drei so intime Songs schreibt, verdient es gehört zu werden. Das Plaza hat Philipp Dittberner gefeiert.

 

 

Pascale Stöckli / Di, 19. Apr 2016