The Jezabels betören Zürich

Konzertkritik: The Jezabels im Komplex Klub
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Bäckstage.ch / © Patrick Holenstein

Dicht gedrängt verfolgt das Publikum das Geschehen auf der Bühne. Schweissperlen bilden sich und rinnen glänzend über die Stirn des Schlagzeugers, die Keyboarderin verausgabt sich schon beim ersten Song und die Saiten der Gitarre sind rostgefährdet, so heiss ist es im Klub. Sängerin Hayley Mary gibt stimmlich, was sie hat. Und das ist viel. Das charismatische Organ der zierlichen Australierin inklusive der stimmlichen Sicherheit, die Hayley an diesem Abend zeigt, ist ein markanter Part im Bandgefüge und mit ein Grund für den Erfolg der Band. Ein weiterer wichtiger Teil ist deutlich zu hören. Die Band versteht sich blind, geht völlig in der Leidenschaft für ihre Musik auf und schafft es, diesen Eindruck auf das Publikum zu übertragen. Daher ist es kein Wunder, dass die Clubs in der Schweiz voll sind, wenn die australische Band The Jezabels spielt. 

 

 

Die zweite Platte «The Brink» musste sich zwar etwas in den Schatten des erfolgreichen Debüts stellen, aber live rocken die Jezabels noch immer und das liegt an der Intensität, die ihre Musik besitzt. Sie klingen wie die willkommenen Überbleibsel der Achtziger, aber niemals verstaubt, angereicherte durch alle möglichen zeitgenössischen Einflüsse, und ihre Songs strotzen vor Vitalität und versprühen eine Art packenden Hedonismus, so als ob es kein Morgen gäbe und vielleicht ist genau hier des Pudels Kern. Eine Band, vier relativ unscheinbare Australier, zwei Frauen, zwei Männer, und viel, viel, viel Leidenschaft für ihr Baby, ihre Band, und sie spielen für den Moment, für die Erinnerung der Menschen, die Körper an Körper im Klub stehen und das Quartett frenetisch feiern.

 

Abwechslung ist das Credo und The Jezabels erfüllen es, färben ihre kleinen Indieperlen mit viel Liebe und nutzen das Schlagzeug als Aorta in den Strukturen der Musik. Man könnte sich jetzt stundenlang in Superlativen verlieren, die zärtliche Keyboardklänge von Heather Shannon, die nie zu viel sind, loben, die mal gehauchten und mal hingerotzten Stimmkapriolen von Hayley bewundern und die Rhythmussektion, für die Nik Kaloper und Samuel Lockwood zuständig sind, auf sich wirken lassen. Aber manchmal gelingt es einer Band, den Rezensenten auszuklinken, denn irgendwann ist der Fokus bei den Jezebels so stark auf der Band, das die Arbeit vergessen scheint und der Genuss im Vordergrund steht. Ein schöneres Kompliment kann man einer Band nicht machen.

Patrick Holenstein / Do, 20. Mär 2014