Die Gentleman des Rocks

Konzertkritik: Triggerfinger im Komplex Klub
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Bäckstage.ch / © Patrick Holenstein

Man kennt das ja. Bands haben einen Riesenhit und füllen damit die Klubs, aber die Konzerte sind lau und verhalten, bis dann der Hit endlich kommt. Im Fall von Triggerfinger hätte es leicht ein Warten auf «I Follow Rivers» werden können. Aber weit gefehlt. Schon das Betreten der Bühne uferte in frenetischem Applaus. Und was Triggerfinger von Beginn weg zeigten, verdient jeglichen Applaus. 

 

Während das Wetter über dem Klub nicht so genau wusste, was es mit sich anfangen soll, waren Triggerfinger sattelfest und absolut sicher: sie wollten rocken. Das klang gern mal nach Led Zeppelin und steigerte sich, je länger der Gig dauerte, zu einem veritablen Musikfeuerwerk. Ruben solierte nach Herzenslust auf seiner Gitarre und hin und wieder machte er Ansagen in Deutsch. Während der extremst coole Monsieur Paul optisch kaum erkennbar, aber mit markanten Bassläufen das Fundament pflasterte, tobte Mario hinter seinem Schlagzeug wie ein Halbverrückter. Während eines langen Solos packten Ruben und Monsieur Paul je einen Scheinwerfer und setzten Mario gleich selbst ins beste Licht. Grosses Kino, schon bis hierhin. Aber der Wirbelsturm sollte erst noch kommen. 

 

 

Ruben treibt seine Stimme in die Höhe und drückt sie im nächsten Moment tief runter, während seine Kollegen ein bluesiges Fundament legen, das in jedem Tarantino-Film brillieren würde. Rabenschwarzer Blues, ein treibendes, sehnsüchtiges von schweren Zeiten berichtendes Brett und dann ein explosives Auftürmen, um gleich wieder in sich zusammenzufallen und richtig Anlauf für ein brachiales und rhythmisch grandioses Kräftemessen der Musiker zu entfalten und dann sanft und ausgepowert und mit Ruben auf den Monitorboxen stehend, der das Publikum fast beschwört, den Song zu beenden. Ein zehn-Minuten-Epos, das seinesgleichen in der Indie-Konzert-Landschaft wahrlich lange sucht und ein würdiges Herzstück des Konzertes ist. 

 

Wie eingangs erwähnt, es hätte leicht das Warten auf «I Follow Rivers» werden können, gerade wenn man das zum Teil sehr gestylte Publikum studierte, aber nein, Triggerfinger steuerten ihren Kahn zielsicher durch jegliche Unsicherheiten und das Publikum trug sie dabei förmlich auf Händen. Das Lykke-Li-Cover war dabei nur noch das Tüpfelchen auf dem i. Nach kapp zwei Stunden waren die adretten Anzüge der drei Gentleman des Rocks komplett durchnässt, aber sowohl die Band als auch die Zuschauer strahlten vor Zufriedenheit. 

Patrick Holenstein / Fr, 16. Mai 2014