Kritik: Royal Blood im Komplex 457

Royal Blood lassen den Komplex 457 wummern.
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Facebook Royal Blood

Kurz vor acht Uhr abends wurde man bereits von Menschenmassen vor dem Komplex 457 beim Letzipark begrüsst. Auch innen sah es nicht besser aus: Der Verfasser dieses Textes und seine Begleitung konnten locker eine halbe Stunde an der Garderobe anstehen. Man könnte meinen, Rockfans jeden Alters machten sich auf, um die Newcomer-Band des Jahres 2014 aus England live zu begutachten. Dementsprechend hohe Erwartungen waren an das Duo gesetzt.

 

Den Konzertabend, der ganz unter dem Motto «minimale Ausstattung -  maximaler Effekt» stand, eröffneten Mini Mansions aus Los Angeles. Die Band um Queens of the Stone Age Bassist Michael Shuman zeigte eindrücklich, was drei Leute mit Perkussion, Piano und Bass alles herbeizaubern können: Der Opener «Sherlock Holmes» besteht aus eingängigen Gesangsmelodien und ins-Bein-gehende Rhythmen. Der Vergleich mit den späten Beatles, was die Gesänge angeht, ist nicht weit herbeigezogen, denn die zweistimmigen Gesänge und pompösen Refrains von Michael Shuman und Tyler Parkford erinnerten mehr als einmal an die legendären Lieder der Fab Four. Die aktuelle Single «Death is a Girl» markierte den Schluss des Support-Gigs, und spätestens jetzt wird man nicht mehr umherkommen, die drei Musiker in Zukunft genauer unter der Lupe zu haben. Das zweite Studio-Album hat einen geplanten Release für 2015.

 

Royal Blood starteten schliesslich überpünktlich mit einem Intro von Pharoahe Monchs «(Simon Says (Get The F*%K Up)», aus dem Jahr 1999). Ein gut gewählter Track, um die bereits gut gelaunte Meute noch heisser zu machen. Frenetisch begrüsst, begann das Duo mit dem Song «Come On Over», bei dem bereits textsicher mitgesungen wurde. Royal Blood machten ihrem Ruf alle Ehre: Der Sound, bestehend aus Bass (durch mehrere Effektpedale und Verstärker gejagt), Drums und Vocals kam druckvoll und fett rüber. Nach «You Can Be So Cruel» folgten der Track «Figure It Out» und die B-Side der «Come On Over»-Single «You Want Me», der wahrscheinlich den meisten Zuhörern am wenigsten bekannte Song. Trotz grosser Ähnlichkeit der Lieder, was Arrangement und (logischerweise) Instrumentierung angeht, traten Royal Blood frisch und unverbraucht auf die Bühne und mit grosser Spielfreude auf.

 

Zwischendurch wurde nicht viel Zeit mit Reden seitens der Band verschwendet, lieber wurde Gewicht auf die Musik gelegt. Und die ist, trotz mittlerweile ein bisschen «abgelutschter» Musiker-Komposition, extrem eindrücklich und definitiv im-Ohr-bleibend. Trotz reduzierter Besetzung sind alle Songs des im letzten Jahr erschienenen Debütalbums sorgfältig ausgearbeitet, Riff-lastig und absolute Mitsing-Garanten.

 

Mit dem punkigen «Loose Change» und dem unumgänglichen Über-Hit «Out of the Black» beendeten Royal Blood nach knapp 55 Minuten ihr erstes Konzert auf Schweizer Boden und hinterliessen definitiv Eindruck. Man darf hoffen, dass die Band keine Eintagsfliege ist, denn: dieses Album ist schwer zu toppen. Wir dürfen gespannt sein auf das, was noch kommen wird!

David Schaufelberger / Mi, 21. Jan 2015