HAIM haben’s drauf!

Konzertkritik: HAIM @ Härterei, Zürich
HAIM
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HAIM Facebook

Schon Frühling? Ja, das kalifornische Schwestern-Trio HAIM hat mit ihrem ersten Schweizer Klubkonzert schon frühzeitig den Frühling eingeläutet und sorgte für Schmetterlinge im Bauch. Ihre teilweise eigenwilligen, doch keinesfalls minder grandiosen Melodien haben die Herzen des Publikums höherschlagen lassen.

 

Doch für Herzklopfen sorgte zu früherer Stunde schon eine andere Band: Wolfman. Als Support-Act engagiert, wurden Wolfman so gefeiert wie man es nicht oft bei Vorbands erlebt. Wolfman, HIER ist die Band im Bäckstage-Interview, sind jedoch in der Schweizer Musikszene keine unbekannte Grösse. Im vergangenen Jahr gingen sie mit ihrer Debüt-Single «All Is Random» als Sieger aus der m4music Demotape-Clinic der Kategorie Pop hervor. Melodiös, sphärisch, poppig – Wolfman sollte man gehört haben, denn sie haben in der Härterei vom ersten bis zum letzten Takt überzeugt.

 

 Klare Rollenverteilung

 

Schulter an Schulter und bis auf den letzten Zentimeter ausgefüllt, so präsentierte sich die Härterei vergangenen Donnerstag, denn die Tickets waren schon längst vergriffen. Alles nur, oder gerade wegen HAIM. 2013 waren sie, nicht zuletzt wegen der Aufnahme in die BBC Longlist, eine der gehyptesten Bands überhaupt. Doch es war nicht der erste Schweizer Auftritt des Ausnahme-Trios, bereits am OpenAir St.Gallen 2013 sorgten sie für Begeisterung.

 

Auch oder gerade unter Schwestern braucht es eine klare Rollenverteilung. Este, die Älteste, ist bekannt für ihre extrovertierte Art, ihre flapsigen, aber immer mit einem Augenzwinkern bedachten Sprüche und für den weit aufgerissenen Mund. Auch dann, wenn sie nicht gerade redet oder singt. Danielle ist die Lead-Sängerin und Gitarristin und auch am Konzert zeigte sie sich eher von einer zurückhaltenden Seite. Doch dafür gibt es schlicht keinen Grund, denn sie bewies abermals dass sie mit ihren 25 Jahren eine wahre Virtuosin an der Gitarre ist. Alana ist mit 22 Jahren das Küken der Band. Diese Unterschiedlichkeit lässt die HAIM-Schwestern perfekt funktionieren, auch in Zürich.

 

 Die drei Mädels haben’s drauf!

 

Live kamen Songs wie «Forever» und «Let Me Go» wesentlich rockiger und rotziger daher, als man es von HAIM ab Platte gewohnt ist – und das ist auch gut so. Lediglich zu Beginn hatten die drei Schwestern etwas zu kämpfen. Beim Opener «Falling» gingen ihre Stimmen fast unter und wirkten dünn und zerbrechlich, gar nicht so kräftig, wie man es doch sonst von HAIM gewohnt ist. Muss wohl an der Abmischung gelegen haben und nicht am fehlenden Können von Este, Danielle und Alana.

 

Nach «Oh Well», einem grossartigen Fleetwood-Mac-Cover, schien solch ein Gedanke geradezu töricht. Auch wenn HAIM hierzulande noch immer eine Art Geheimtipp sind, fanden auch nicht eingeschworene HAIM-Fans den Weg ans Konzert. Nach dem 60-minütigen Gig, der in einem Konfettiregen und mit einer mitreissenden Drumeinlage von HAIM, gemeinsam mit Tour-Schlagzeuger Dash Hutton, endete, waren sich jedoch alle in einem einig: «Die drei Mädels haben’s drauf!»

Dominique Rais / Sa, 01. Mär 2014