Ganz Showman Sam

Konzertkritik: Sam Smith im Hallenstadion
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Bäckstage / © Seraina Thuma

Sam Smith hatte hohe Ansprüche, nicht weniger als einen Abend, an dem alles Schlechte vergessen werden darf, sollte das Konzert im Hallenstadion werden. Das war ihm tatsächlich wichtig, denn der Brite betonte, dass es so bleiben werde «Bis ich euch zur Türe hinaus begleitet habe». Natürlich war das im übertragenen Sinne gemeint, trotzdem war es charmant und irgendwie schwang diese Attitüde den ganzen Abend mit. 

 

Schon Lewis Capaldi, der schottische Songwriter, der im Vorprogramm spielte, war auf Konversation eingestellt und witzelte beispielsweise über seinen steifen Hals, weil er Fussball gespielt hätte. «Wenn also die Musik nicht gefällt, denkt bitte daran», kokettierte der  Songwriter mit der sagenhaft rauen und gefühlvollen Stimme. Schliesslich setzte er zu «Issues» an und meinte, dass Julia Michaels, die den Song im Original singt, das wohl besser nicht hört, sonst könne es teuer werden. Ein gelungener Einstieg in den Abend. 

 

Fotos: Bäckstage / © Seraina Thuma 

 

Als dann Sam Smith auf der dreieckigen Bühne auftauchte, war im fast vollen Hallenstadion kein Halten mehr. Dabei ist Sam jetzt nicht der Rockstar, der Mädchenherzen zum Brodeln bringt, sondern eher der gefühlvolle Sänger für alle Altersschichten. Nicht, dass es wichtig wäre, aber Sam betonte zudem mehrfach, dass er ein stolzer, schwuler Mann sei. Im Jahr 2018 müsste das so normal sein, dass er nicht extra eine Lanze brechen müsste. Aber das sei ihm als Bühnenprofi zugestanden und vielleicht ist der Fokus doch immer noch wichtig.

 

Die Bühne sorgte neben Band und Sam mehrfach für Staunen. Im Hintergrund zeichnete sich analog zur Bühne ein Dreieck ab, das mal mit weissem Kreis umgeben und beim letzten Song «Pray» sogar mit einer Wendeltreppe ergänzt wurde. Ganz Showman Sam. Dazu passt dann sein «Bond»-Song «Writing’s on the Wall». Aber Sam und Band machten es sich nicht einfach und variierten die Songs im Vergleich zur CD. Das kam nicht überall im Publikum gut an, gerade bei «Stay» kritisierten im Publikum einige, dass das Original schöner sei. Dafür begeisterte Sam mit viel Interaktion mit dem Publikum und einer aufgestellten und dankbaren Haltung. Der Soundmix war sauber und zu 100% live. Es macht den Eindruck, als ob Sam Smith sehr schätzt, was er machen kann, auf der Bühne stehen, und sich bewusst ist, das im Musikbusiness nur wenig für die Ewigkeit ist. 

 

Sam Smith hat im Hallenstadion mit kleinen subjektiven Abstrichen sehr überzeugt. Dazu unterstrich die multifunktionale Bühne seinen Auftritt. «Stay» möchte man rufen, aber irgendwann geht alles zu Ende. 

 

 

Seraina Thuma / So, 13. Mai 2018