Elder Island und die musikalische Glückssträhne

Konzertkritik: Elder Island in Zürich
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Pressebild / © Elder Island

Das Publikum applaudiert und applaudiert, beinahe so lange, dass man an einer Zugabe zu zweifeln beginnt – doch dann erscheint das Trio aus Bristol wieder im Rampenlicht und verkündet: «Zurich, we have some more songs for you».

 

Begonnen hatte das Konzert im Papiersaal etwas träge. Der wunderschön vorantreibende Anfang von «Bonfires», der nach zwei Songs angestimmt wurde, war jedoch die Medizin, die das Konzert von seinem Hintergrundmusik-Virus befreite, und die sich bereits leise einstellende Langeweile augenblicklich verdrängte. Es folgte so etwas wie eine musikalische Glückssträhne – Songs, in dessen Gegenwart sich die Band sehr wohl zu fühlen schien und wozu das Publikum fröhlich tanzte, mitsang, oder sich in den Armen lag. Ein weiteres Highlight war der Song «Bamboo», der einen als Zuhörer mit seinem Tiefgang in Wort und Klang auf eine träumerische Reise mitnahm und wonach man die rund 40 Millionen Streams auf Spotify der Band wieder sehr gut nachvollziehen konnte.

 

Etwas erzwungen fühlte sich die Performance von Elder Island zeitweise an, so als wollten sie dem Zürcher Publikum ein tanzbares Konzert bieten, doch wäre es ihnen und ihren Songs lieber gewesen, man hätte sie nicht in diese Form zu biegen versucht. Vielleicht gibt es manche Bands, die weniger für Konzerte gemacht sind wie andere, oder vielleicht muss der Anspruch abgelegt werden, dem Publikum jedes Mal eine experimentelle «Show» zu bieten. Insbesondere dann, wenn so viele Songs, wie bei Elder Island, gerade von ihrer melancholischen Tiefe und minimalistischen Zusammensetzung, von nur wenigen, perfekt ineinander greifenden musikalischen Elementen, leben.

 

An manchen Stellen etwas erzwungen, aber auch mit Glücksmomenten. Ein emotionaler Abend mit Elder Island.

 

Manuela Troxler / Fr, 13. Dez 2019