Von schönen Autos und wetterfestem Publikum

Festivalkritik: Riverside Aarburg 2017
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Pressebild / Riverside Aarburg

Regen, schöne Autos und eine überraschende Erkenntnis prägten das Riverside Festival 2017, das vom 1. bis 3. September in Aarburg über die Bühne ging.

 

Auf den Regen waren die meisten Besucher eingestellt. Selten ist ein Rockfestival so bunt, als wenn Tausende Menschen ihre Pellerinen überziehen, und auch in knallgelb oder Migros-Budget-Grün ihre Liebelingsbands feiern. Nur das ein oder andere Paar Schuhe musste nach diesem Wochenende entsorgt werden: Innerhalb kürzerster Zeit war der Boden dermassen matschig getreten, dass man nicht zu lange stehen bleiben durfte, um nicht stecken zu bleiben. Da nützte auch das ausgelegte Stroh nicht viel. Gehwege aus Platten wären angebracht und bestimmt auch möglich gewesen. 

 

Wenn auch der Himmel grau war, an optischen Reizen mangelte es ganz und gar nicht. Dafür sorgten die vielen schönen Oldtimer, die im Rahmen des Route 66 (das Riverside ist eigentlich ein Teil davon) ausgestellt waren, und auch den Weg zum Festivalgelände säumten. Besucher im Rockabilly-Look runeten das 50er-Jahre-Bild ab. 

 

Jethro Tull und Europe 

 

Das Riverside selbst überzeugte dann vor allem mit seinem Line-up. Der Freitag wurde von Fuzz Top eröffnet, einer Schweizer ZZ Top-Tribute-Band, bevor die Rock-Grössen Jethro Tull, Dee Snider und Europe die Bühne enterten. Und besonders für Mr. Snider stand ich dann auch sehr gerne im strömenden Regen. Der Sänger von Twisted Sister nahm mit seiner Präsenz wie immer die komplette Bühne und alles darum herum in Beschlag, und begeisterte mit seiner noch immer treffsicheren Stimme und seiner jugendlichen Ausstrahlung - der Mann ist immerhin 62 - das Publikum. Und zwischen altbekannten Hymnen von Twisted Sister und etwas ruhigeren Solo-Stücken gab er die Überraschung des Abends preis: Dee Snider hat Schweizer Blut! Sein Grossvater sei gerade mal etwa 10 Minuten von Aarburg weg geboren, und hiess Schenker zum Nachnamen. Riverside-Sponsor «Schenker Storen» muss es gefreut haben. 

 

Der Samstag war noch mehr in eidgenössischen Händen. Der Tag wurde von den drei Schweizer Rockbands Red Lizard, Thunderbird und Ping Machines eröffnet, und von der Rock-Macht Gotthard geschlossen, die eine grossartige Show ablieferten, und auch das obligate Steve Lee-Gedenkvideo nicht ausliessen.

 

Dazwischen fanden aber auch zwei US-Bands den Weg in den Aargau. Killcode lockten mit mitreissendem Hardrock und Pimp-Optik des Sängers das Publikum vor die Bühne, wo sich der Boden schon wieder zu Matsch verwandelte. Die Animationen fruchteten, immer mehr Zuschauer fanden den Weg vor die Bühne und klatschten und riefen freudig mit. Bei Black Stone Cherry hatte der Regen tatsächlich aufgehört. Es war zwar noch kalt, aber wer bei dem Südstaaten-Bluesrock ruhig stehen blieb, war selber schuld und den anderen wurde ganz automatisch wärmer. 

 

Der Sonntag war wettertechnisch dann deutlich der schönste Tag - aber für mich war es bereits zu spät. Ich bekam einen Tag voller Husten und Niesern, und verpasst dafür Whole Lotta DC, Kunz, Kim Wilde, The Baseballs und Eric Burdon & The Animals.

 

Trotzdem bleibt das Riverside Festival Aarburg in positiver Erinnerung. Nicht nur das tolle Line-Up überzeugte, sondern auch das Drumherum mit den Ess- und Schiessständen, die meistens gute Organisation (die Sitzplätze hätten ruhig überdacht werden dürfen) - und natürlich die Oldtimer.  

 

 

Seraina Schöpfer / Fr, 08. Sep 2017