Zurück zur Zauberei

Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald
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© 2018 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

 

Zwei Jahre ist es her, dass ich über den ersten Teil des Harry Potter Spin-Offs «Fantastic Beasts and Where to Find Them» geschrieben habe. Damals habe ich besonders die tonalen Unsicherheiten des Regisseurs kommentiert und die Frage thematisiert, ob die Reihe an Fortsetzungen, welche bereits angekündigt sind, wirklich nötig sind.

 

Zwei Jahre ist es her, seit ich über den ersten Teil geschrieben habe, und der Eindruck der Fortsetzung ist ähnlich. J.K. Rowling und David Yates scheinen der Entscheidung, ob sich die neuen Filme eher an Kinder oder an Erwachsene richten sollen, nicht viel näher gekommen zu sein. Im Gegenteil: Gewisse Szenen dieses Filmes sind klar an Kinder gerichtet, sie sind Wiederholungen von Momenten des Slapsticks aus dem Original. In anderen Szenen geschehen hingegen solch brutale oder moralisch verwerfliche Dinge, dass sie wohl sogar in einem Film für Erwachsene nicht direkt gezeigt würden.

 

In diesem zweiten Film der Reihe ist Johnny Depp als Grindelwald wieder auf freiem Fuss, nachdem er am Ende des ersten Filmes festgenommen wurde. Er geht nach Paris, um ein mächtiges Mittel zu finden und seine Anhänger um sich zu scharen. Newt Scamander (Eddie Redmayne) wird von einem alten Bekannten damit beauftragt, nach Paris zu gehen, um Grindelwalds Plan zu verhindern.

 

Inkonsistenzen ziehen sich durch verschiedene Bereiche des Films. Darbietungen rangieren von übertrieben (Johnny Depp, Oliver Proske) bis gedämpft und unaufregend (Zoë Kravitz). Grund für diese Extreme ist der ungeordnete Plot. Die fokussierte Vision, welche das Geschehen rund um Harry Potter prägte, fehlt hier fast gänzlich. Mit Grindelwald möchten die Macher einen neuen Antagonisten einführen, der in der Reihe als eine Art früherer Lord Voldemort fungieren soll. Unglücklicherweise ist die Wahl von Schauspieler Johnny Depp – dessen britischer Akzent so fehl am Platz wirkt wie er selbst in der Zaubererwelt – ein Fehlgriff. Darüber hinaus werden die filmischen Mittel nicht angemessen genutzt, um Depp zu einer einschüchternden Figur zu machen. Während Lord Voldemort stets eine Aura des Schreckens in Form von Dunkelheit und maskierten Anhängern umgibt, spaziert Grindelwald meist durch hell belichtete Zimmer und seine Macht wird mehr suggeriert als gezeigt. Tatsächlich erlebt man als Zuschauer praktisch keine «Verbrechen» Grindelwalds und es ist schwierig, seinen Plan nachzuvollziehen.

 

Der Gegenpol zu Grindelwald, Albus Dumbledore, wird in seiner jüngeren Form von Jude Law gespielt. Law gibt sich alle Mühe und schafft es, sich die Figur eigen zu machen, während gleichzeitig deren Charakter bewahrt wird. Der junge Dumbledore wirkt wie eine energetischere und verschmitztere Version des ursprünglich von Richard Harris porträtierten Zauberers. Seltsam ist aber, dass Dumbledore und Grindelwald Jugendfreunde sein sollen. Man sieht Depp nämlich deutlich an, dass er ein Jahrzehnt älter ist.

 

Für jeden Moment, der einen in die Geschichte hineinzieht, gibt es eine forcierte Anspielung auf frühere Filme, die das Momentum des Plots stoppen – und wenn es nur ein Name oder eine überflüssige Figur ist. Während die Idee, die Handlung in Paris spielen zu lassen, originell ist, wird viel zu wenig damit gemacht. Die Stadt der Liebe präsentiert sich als generisch und die Möglichkeiten, sie durch Magie im letzten Jahrhundert aufleben zu lassen, werden zu wenig realisiert.

 

Ein weiterer Eintrag im Potter-Universum, der das Ziel verfehlt. Schade! Glücklicherweise haben J.K.Rowling und Co. noch drei Fortsetzungen, um das Rezept zu verfeinern.

 

  • Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald (USA/UK 2018)
  • Regisseur: David Yates
  • Darsteller: Eddie Redmayne, Johnny Depp, Jude Law, Dan Fogler, Ezra Miller, Zoë Kravitz, Alison Sudol, Katherine Waterston, Carmen Ejogo 
  • Laufzeit: ca. 134 Minuten
  • Kinostart: 15. November 2018

 

 

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Jonas Stetter / Sa, 17. Nov 2018