Las Acacias oder wie Rubén sich selbst findet

Moviekritik: Las Arcacias

Das argentinische Kino sorgt am Zurich Film Festival für einen starken Programmpunkt. In Las Acacias erzählt Regisseur Pablo Giorgelli die berührende Geschichte zweier Menschen auf einer langen Autofahrt.

Eigentlich muss der Lastwagenfahrer Ruben nur eine Ladung Akazienstämme von Paraguay nach Argentinien fahren. Sein tägliches Business. Allerdings hat ihm sein Chef einen zusätzlichen Auftrag erteilt. Er soll Jucinta, die Schwester seiner Putzfrau, zu ihrem Cousin in die argentinische Hauptstadt Buenos Aires bringen. Als Ruben schliesslich am vereinbarten Treffpunkt der unbekannten Jucinta gegenüber steht, hält diese zu seiner Überraschung ihre fünfjährige Tochter im Arm. Ruben ist alles andere als erfreut. Mit jedem Kilometer, den sein Lastwagen zurücklegt, ändert sich jedoch auch Rubens Haltung gegenüber seinen beiden Mitfahrerinnen.

Die Ausgangslage von Las Acacias ist in wenigen Worten erklärt und das tut dem Film sehr gut. Er besitzt nämlich eine bezaubernde Bildsprache und braucht darum gar keine grossen Worte. Eine zu umfangreiche Geschichte hätte in diesem Fall vielleicht sogar gestört. Es sind die Bilder, die für sich sprechen und die eine enorme Ausdruckskraft besitzen. Mit pittoresken Bildkompositionen gelingt es Regisseur Pablo Giorgelli die Geschichte, in der  es so wunderbar menschelt, eindringlich zu erzählen. Wenn  etwa Jucinta und Ruben an einem Fluss Rast machen, stimmt die Chemie zwischen Bild und Geschichte und es wird wie selbstverständlich klar, dass die beiden sich sympathisch sind.

Der Fluss ist ebenfalls ein Beispiel für das Spiel der Symbole, welche der Film besitzt, und bekräftigt unaufdringlich die langsame Vorwärtsbewegung der Figuren. Überhaupt ist die ganz grosse Stärke von Las Acacias alles, was unausgesprochen bleibt und über die Bildsprache transportiert wird. Ein Kameraschwenk im richtigen Moment oder eine unkommentierte Geste beispielsweise. Nicht zuletzt sagt es mehr als tausend Worte, wenn die fünf Monate alte Beifahrerin mit grossen Augen in Rubens Richtung guckt und durch ein Lächeln sein Herz zum Schmelzen bringt.

Bei Las Acacias stimmt wirklich viel. Die Schauspieler überzeugen in allen Facetten und führen den Zuschauer vom ersten Beschnuppern der Figuren bis zum Finale des Films glaubhaft durch eine emotionale Geschichte. Die Geschichte ist unprätentiös bis zum Schluss und nicht zuletzt zeigt sich die argentinische Landschaft in malerischen Bildern von ihrer schönsten Seite. Neben dem letztjährigen Oscargewinner El secreto de sus ojos ist Las Acacias sicherlich eine weitere Bereicherung für den argentinischen Film und Regisseur Pablo Giorgelli gelingt es mit seinem Spielfilm-Debüt bestimmt die Menschen auf der ganzen Welt zu berühren.

  • Las Acacias (ARG / SPA 2011)
  • Regie: Pablo Giorgelli
  • Darsteller: German de Silva (Rubén), Hebe Duarte (Jacinta)
  • Laufzeit: 85min
  • Kinostart: noch nicht bekannt

 

 

Bildquelle: Zurich Film Festival Pressebilder

Patrick Holenstein / Do, 10. Nov 2011