Hashtag: Glückspilz

Kritik: Die Coopers
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Disney Films

Wer kennt das nicht? Das Leben iäuft nicht wie geplant. So geht es dem 11-jährigen Alex. Der Schüler lädt zur Geburstagsparty und nicht einmal sein bester Freund hat Zeit dafür. Ausserdem kursieren gefälschte Aktfotos von ihm auf ziemlich jedem Smartphone im Schulhaus, er fakelt vor den Augen seines Schwarms die Leinwand in der Chemiestunde ab und zu allem Übel darf er im Unterricht das Referat über sein Lieblingsland Australien nicht halten. Dazu hält ihm sein Bruder noch demonstrativ unter die Nase, wie perfekt doch dessen Leben sei. «Hashtag: Glückspilz» bescheibt er es. Da spricht Alex einen folgenschweren Wunsch aus, der seine ganze Familie betrifft. 

 

Das sind die Coopers. Also der arbeitslose, aber zufriedene Vater Ben (Steve Carell), Mutter und Lektorin Kelly (Jennifer Garner), der bereits erwähnte Bruder im hormongetränkten Teenageralter sowie die Schwester mit hochstehenden Schultheater-Schauspielambitionen. Quasi die amerikanische Durchschnittsfamilie. Und dann ist da noch der kleine Bruder im Babyalter, der sich genüsslich durch das Leben pinkelt. Sprich: es läuft. Bis jetzt. Denn an Alex’ Geburtstag geht einfach alles schief. Das fängt damit an, dass die Eltern verschlafen. Dann fehlen Windeln, der Lieblings-«Nuggi» geht kaputt, eine Fahrprüfung endet fatal, Hemden fangen Feuer und Peter Pan lallt und als wäre das nicht genug, rächt sich ein kleiner Fehler von Kelly, der Disney-Urgestein und «Marry Poppins»Legende Dick Van Dyke ziemlich blamiert.  

 

Ist Alex an allem schuld?

 

Erzählerisch steigt der Film ein, indem der Tiefpunkt der Coopers gezeigt wird. Wir lernen die Familie kennen, während sie im völlig demolierten Familien-Van die Einfahrt hochfährt. Das Baby ist grasgrün im Gesicht, die Teenie-Tochter kotzt, die Eltern wirken komplett konsterniert und der älteste Sohn trägt einen kitschig-hellblauen Anzug. Zu allem Übel werden die Coopers beim Öffnen der Haustüre angeknurrt. Schnitt. Ab hier erzählt Regisseur Miguel Arteta geschickt, wie sich die Katastrophen ereignet haben. Amüsant wird jede anfangs aufgeworfene Frage im Laufe des Films beantwortet. Dabei setzt das Drehbuch auf bewusst überspitzten Humor, wie man ihn von Steve Carell schon häufiger gesehen hat. Der amerikanische Komiker macht als Übervater, der alles unter einen Hut zu bringen versucht, eine sehr gute Figur. Etwas blasser ist dagegen Jennifer Garner, wobei das auch teilweise am Aufbau ihres Charakters liegt. Ihr nimmt man die gestresste Mami nur bedingt ab. Der rote Faden des Films ist allerdings Alex (Ed Oxenbould), der sich bei allen Schwierigkeiten des Lebens nicht entmutigen lässt und schon schnell nach seinem fatalen Wunsch erkennt, dass sein Leben durchaus gute Aspekte hat. Nenne wir sie Becky. Dabei ist er es, der die meisten Handlungsbögen begleitet und sich selbst an allem die Schuld gibt. 

 

«Miese Tage gibt es nur, damit man die schlechten zu schätzen weiss», sagt Übeltäter Alex im Laufe des Film und bringt auf charmante Weise die Moral der Geschichte auf den Punkt. Denn so düster der Morgen anfängt, so schwarz ist am Ende des Tages nichts mehr. Zwar kommen die Coopers in der Komödie, die oft das richtige Mass an Slapstick und Herz findet, alle an ihre persönlichen Grenzen. Dabei  erkennen die Familienmitglieder aber, dass im Leben manchmal mit wenig Aufwand positive Veränderungen möglich sind. Und wenn am Schluss für Australien-Fan Alex INXS‘s «I Need You Tonight» gesungen wird. bricht das - nicht ironiefrei - die knapp 80 Filmminuten auf einen versöhnlichen gemeinsamen Nenner. 

 

Amüsante Wendungen und ein Steve Carell, der sich für nichts zu schade ist. «Die Coopers» hält, was der Film verspricht. Amüsante Familienunterhaltung der Marke Disney.

 

  • Die Coopers - Schlimmer geht immer (USA 2015)
  • Regie: Miguel Arteta
  • Darsteller: Steve Carell, Jennifer Garner, Ed Oxenbould, Dylan Minnette, Kerris Dorsey
  • Laufzeit: ca. 81 Minuten
  • Verkaufsstart: 13. August
Patrick Holenstein / So, 09. Aug 2015