Eine Mutter lässt nicht los

Movie-Kritik: My Zoe
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Isabelle (Julie Delpy) jongliert ihr Leben zwischen Forschungsarbeit, Tochter Zoe und neuem Partner mal besser, mal schlechter. Die Beziehung zu ihrem Ex-Ehemann James (Richard Armitage) ist aufgrund des noch nicht verarbeiteten Sorgerechtsstreits um Tochter Zoe sehr angespannt. Jeder Ausflug, jedes Weekend sorgt bei den Ex-Partnern für rote Köpfe. Als Zoe eines Tages nach dem Spielen müde ist und ins Koma fällt, beginnt ein Albtraum, welcher das Leben von Isabelle und James für immer verändert.


Julie Delpy gilt als Ausnahmetalent. Egal ob sie schreibt, spielt, Regie führt oder singt. Immer trifft sie dabei auf den Nerv der Zeit. Bekannt geworden an der Seite von Ethan Hawke in der «Before»-Reihe, nahm sie sich bereits zu Beginn ihrer 20er vor, nicht nur Schauspielern zu wollen, sondern auch Drehbücher zu schreiben und Regie zu führen. Und obwohl sie durch ihre «2 Days in»-Reihe schnell den Ruf erhielt die weibliche Woody Allen zu sein, stellte sie mit Filmen wie «Die Gräfin» schnell klar, dass sie noch mehr kann.


«My Zoe» erinnert in seinen bedrückendsten Momenten an «Black Mirror». Nach einem schweren Schlag macht sich Isabelle auf den Weg nach Russland, um ihre Tochter klonen zu lassen. Ein ungewöhnlicher Move für eine trauernde Mutter. Dies passt perfekt zu Julie Delpy, die noch nie viel mit der Rolle der stereotypischen Frauenfigur anfangen konnte. Neben Ethan Hawke begleitete Julie auch Daniel Brühl schon in vielen Filmen. Kein Wunder ist er in «My Zoe» als im Exil lebender Fruchtbarkeitsdoktor mit von der Partie.

 

Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Trotz der ungewöhnlichen Thematisierung des Klonens, sollte der Film nicht auf das Thema allein beschränkt werden. Die komplette erste Stunde widmet sich der komplizierten Familiensituation. Deshalb ist der Film auch als Science Fiction-Film zu sehen, sondern dem Genre Drama zuzuordnen. Neben der beachtlichen schauspielerischen Leistung gebührt Julie Delpy höchstes Lob für die Art und Weise ihrer Inszenierung. Auf Filmmusik als Beispiel, verzichtete die Filmemacherin komplett. Weil sie wichtige Momente nicht vorwegnehmen wollte, die ihrer Meinung nach häufig aufgrund der musikalischen Untermalung vorangekündigt werden. Ironischerweise war Julie Delpys Ex-Mann ausgerechnet Filmkomponist.


Was Julie generell zu dieser Geschichte antrieb erfahrt ihr im Interview mit der Künstlerin.

 

  • My Zoe (UK, DE, FR 2019)
  • Regie: Julie Delpy
  • Besetzung: Richard Armitage, Gemma Arterton, Daniel Brühl, Lindsay Duncan, Julie Delpy, Jördis Triebel, Tijan Marei, Nina Kunzendorf, Saleh Bakri, Nicolette Krebitz
  • Laufzeit: 102 Minuten
  • Kinostart: 14. November 2019

 

Tanja Lipak / Fr, 15. Nov 2019