Der schwere Kampf eines Königs
Ich erinnere mich immer gerne an ein Konzert Mitte der 90er-Jahre. Damals stand Elton John auf der Bühne im Hallenstadion. Aber der Sir mit der Brillen-Kollektion war nicht der Grund, wieso jenes Konzert speziell in Erinnerung geblieben ist. Viel war es der erste Song des Konzertes. Als es im Stadion dunkel wurde, flackerte es plötzlich feuerrot auf den Screens neben der Bühne. Langsam schob sich eine goldgelbe Kugel von unten ins Bild, Tiere waren zu sehen, afrikanisch anmutende Klänge erklangen. Es war die Eröffnungsszene von «Der König der Löwen» und, naja, die Gänsehaut kehrt heute noch zurück, wenn ich daran denke, wie Elton John mit «The Circle of Life» das Konzert eröffnete, während auf dem Bildschirm Ausschnitte aus dem Film gezeigt wurden.
Der Einstieg mit Elton John in eine Besprechung zu «Der König der Löwen» macht durchaus Sinn, denn er hat zusammen mit seinem Partner Tim Rice die Songs zum Film geschrieben und dafür wurden sie mit einem Oscar® (für «Can You Feel The Love Tonight») ausgezeichnet. Einen zweiten (nur!) Academy Award bekam der Film für den Score von Hans Zimmer. Damals gab es allerdings noch keine Kategorie für den «Best Animated Film» und eine Nominierung als «Bester Film» wäre noch illusorisch gewesen, daher blieb es bei den Musik-Preisen. Aber das Ziel des Films waren ja eh nicht Statuen, sondern den Zuschauer nach Afrika zu entführen, wie Produzent Don Hahn in den Extras der eben erschienenen 3D-Edition erklärt. «Der König der Löwen» wurde kürzlich aufwändig in 3D umgerechnet, was mit sehr viel Arbeit verbunden ist. Gerade weil der Film damals wohl nicht für eine 3D-Auswertung gezeichnet wurde, ist es zusätzlich schwer, den plastischen Effekt zu erreichen. 3D-Filme entstehen normal mit Hilfe eines Stereografen, der den 3D-Effekt im Auge behält und sagt, was mit der Brille auf der Nase gut aussieht. Das war bei «König der Löwen» eher noch nicht der Fall. Umso mehr kann sich das Ergebnis sehen lassen, denn die dritte Dimension verleiht dem für viele schönsten Zeichentrickfilm aus dem Hause Disney zusätzlichen Glanz und lässt ihn so richtig strahlen.
Der König kehrt zurück
Für jene, die den Film noch nicht kennen: Der König der Löwen Mufasa und seine Frau Sarabi bekommen am Anfang der Geschichte ein Junges, das einst König sein wird. Simba heisst der kleine Löwe. Der Stammhalter passt aber Scar, dem Bruder von Mufasa, so gar nicht. Er wäre lieber selber König und fasst einen finsteren Plan. Als Simba etwas älter ist, lockt er ihn in eine Falle und lässt eine Herde Gnus auf ihn los. Mufasa will ihn retten und verliert dabei sein Leben, weil Scar ihn eine Felswand hinunterstösst. Scar gibt eiskalt Simba die Schuld und schickt ihn die Verbannung und übernimmt seinen Job als König. Verzweifelt irrt Simba durch die afrikanische Landschaft und trifft irgendwann auf das Erdmännchen Timon und das Warzenschwein Pumba. Die beiden sympathischen Chaoten helfen dem jungen Löwen über das Trauma wegzukommen und werden zu treuen Gefährten. Doch eines Tages begegnet Simba Nala, einer Löwin aus seinem früheren Rudel, mit der er früher gerne gespielt hat. Als sie ihm berichtet, wie Scar das Land ruiniert, zögert er zwar noch einen Moment, weiss aber was zu tun ist. Er kehrt auf seinen Platz zurück.
«Der König der Löwen» lief vor über zwanzig Jahren in unseren Kinos und die Geschichte ist noch immer aktuell, hat nichts an Zeitgeist verloren. Es sind die universellen Themen wie Eifersucht, Liebe, Freundschaft oder die theatralischen, an klassische Dichter wie Shakespeare erinnernden Elemente wie Brudermord, Intrigen und der Tod, die der Geschichte einen zeitlosen Touch verleihen. Aber «Der König der Löwen» ist auch technisch wunderbar gezeichnet. Damals noch grösstenteils von Hand und von einer Armee an Zeichnern. Leider ist inzwischen diese Technik etwas den Animationsfilmen gewichen. Die Detailverliebtheit, die man hier findet, ist atemberaubend. Nur schon die liebevoll animierte Sequenz zu «Ich will jetzt König sein» ist grandios. Wie da Simba und Nala zwischen den Tieren turnen und ständig den Vogel Zazu ärgern, ist ein Vergnügen. Aber auch kleine Details, wie die giftig-grünen Augen von Scar oder die sabbernden Hyänen zeigen, dass bis in den kleinsten Winkel der afrikanischen Landschaft konsequent Qualität zu finden ist. «Der König der Löwen» zeigt, wieso Disney jahrzehntelang ohne Konkurrenz war, wenn es um Zeichentrickfilme ging. Und wenn sich zum Schluss - das ist längst kein Spoiler mehr - der «Circle of Life» schliesst, ist klar, wieso der Film bei der Online-Filmdatenbank imdb.com auch nach über zwanzig Jahren noch ein Rating von 8.5 hat. Der Film ist schlicht zeitlos schön und die universelle Geschichte passt für die ganze Familie
«Der König der Löwen» zählt du den wunderbarsten Zeichentrickfilmen von Disney. Da kann die dritte Dimension «nur» noch ganz leicht verbessern. Aber dieser kleine Zusatz lässt den Film nochmals runder werden.
- Der König der Löwen (USA 1994)
- Regie: Roger Allers, Rob Minkoff
- Sprachen: Matthew Broderick (Simba), James Earl Jones (Mufasa), Jeremy Irons (Scar), Hella von Sinnen (Hyäne, deutsche Version)
- Laufzeit: ca. 88 Minuten
- Im Handel: ab 10. November 2016. (3D-Version)