The pope of puke is in town.

Kunstausstellung: John Waters im Kunsthaus
Bildquelle: 
Privatsammlung © John Waters

«I have an iconic look: a ridiculous fashion joke. It is called a pencil moustache, isn´t it? And there is only one pencil that does the trick - Maybelline Expert Eyes in velvet black. My entire identity depends on this magic little wand of sleaze» - John Waters

 

Das Leben Waters im Kurzüberblick: 1946 in Baltimore katholisch erzogen, wurde der öffentlich schwule Regisseur erst von der Highschool suspendiert, später vom College geworfen: Verhaftet wurde der Schauspieler nicht nur einmal und dank negativer Rezensionen hat er sich über die Jahre seine Karriere aufgebaut. «Man nennt mich auch the people´s pervert.»

 

       Aus der Privatsammlung von John Waters. 

 

«How much can you take» heisst die aktuelle Ausstellung des amerikanischen Filmemachers John Waters. Dessen ständiger Begleiter: Der Kajalstift. Damit zaubert die Stilikone sein Markenzeichen, den Bleistiftbart.  Ohne den geht nichts. Das Kunsthaus Zürich präsentiert Fotos, Collagen und Skulpturen des Enfant terrible. Da liegt zum Beispiel eine blonde Perücke mit schwarzer Schleife und einem Fetzen Stirn. Eine Anspielung auf Jayne Manfields Autounfall. Der passende Titel dazu: «Tragedy». Ein Wahlbutton zur Abstimmung fordert auf «Have sex in the voting booth». Ein Skulptur rät: «Study art for profit or hobby». 

 

«Hairspray» aus dem Jahre 1988 gehört zu seinen Meisterwerken. Waters’ Stil: provokant. In den 70ern erlangt er Kultstatus mit dem Trashfilm «Pink Flamingos». Divine schlüpfte in die Hauptrolle. Eine Drag Queen, die sich ein frisches Stück Hundekot in den Mund stopft. Absurdity at its finest! Übrigens: Sein Vater finanzierte ihm den Film, ohne ihn je gesehen zu haben. 22 Filme hat der Künstler auf seinem Buckel. Ein Neuer ist in der Mache. 

 

Obszön und pervers beschimpfen ihn die einen, brillant feiern in die anderen.  Nebenbei ist Waters auch Schauspieler, Drehbuchautor, Journalist und Kunstsammler. Erst kürzlich hielt er die Abschiedsrede an die Absolventen der RISD (Rhode Island School of Design) mit dem Aufruf: «Go out in the world and fuck it up beautifully».

 

       Aus der Privatsammlung von John Water. 

 

Vergangenen Dienstag präsentierte der 69-Jährige vor ausverkauftem Publikum seine Stand-up-Show mit dem Titel «This Filthy World». Galant trat der Master des Trashfilms auf die Bühne. Sein Outfit: Lila Vans und ein «Comme des Garçons»-Anzug in schwarz, inklusive Einschnitten. Designerware eben. Zoten aus der Schwulenszene wurden ausgepackt sowie Anekdoten zu all seinen Filmen. Nichts für schwache Nerven. Sein filmisches Schaffen ist lang: seit 45 Jahre provoziert Filmemacher seine Zuschauer, seine Fans vergöttern ihn.

 

Vom Papst zum Doktor
  

Zu Waters Lieblingsfilmen zählt Ingmar Bergmans «Das Schweigen». Schliesslich hat der Schwede das Kotzen im Film salonfähig gemacht. Apropos: Seit Mai hat John Waters, der «Pope of Puke», offiziell einen Ehrendoktor an der renommierten RISD (Rhode Island School of Design). Ein unterhaltsamer Abend des «filth elder» (der schmutzige Alte), der gezielt unter die Gürtellinie schoss.  

 

  • Seine Ausstellung «How Much Can You Take» ist noch bis 1. November 2015 im Kunsthaus Zürich zu sehen. 

 

Elisabeth Sun / Fr, 02. Okt 2015