Radical Face: Die Familiengeschichte geht weiter

CD-Kritik: Radical Face - The Family Tree 2
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Facebook: Radical Face

Radical Face setzt seine «The Family Tree»-Trilogie fort. Was vor circa acht Jahren mit einer Fantasie begann, produziert bereits die zweite Platte. Damals hat sich Ben Cooper, wie Radical Face bürgerlich heisst, eine Geschichte über eine fiktive Familie im 19. Jahrhundert ausgedacht und dazu einen Stammbaum gebastelt. Das Besondere am Projekt ist, dass Instrumente benutzt werden, die es in der zeitlichen Phase, in der die Alben angesiedelt sind, bereits gegeben hat. So kommen für den zweiten Teil, «The Family Tree: The Branches», neue Instrumente hinzu, die die nächste Phase der Geschichte unterstreichen, nämlich die Zeit von 1860 bis 1910. Bestimmte Instrumente aus der ersten CD werden bewusst wiederaufgenommen, um eine Fortsetzung der Geschichte oder einen Nachfahren zu repräsentieren. 

 

«Ich mag Storytelling und wollte, dass darauf der Fokus liegt. Ich habe mir Genanalogien angeschaut und etwas amerikanische Geschichte studiert, um einen Bezugsrahmen zu finden, dann bediente ich mich bei persönlichen Erfahrungen und fügte alles zusammen“, erläutert Ben Cooper. Wie wichtig ihm die Authentizität ist, spürt man auch beim Hören der zwölf Songs auf der Platte. Sie wirken gefestigter als noch beim ersten Teil, der die Wurzeln der Trilogie verdeutlichen sollte. Das ist narrativ sinnvoll, da sich die Familie zumindest auf der auditiven Ebene als Einheit formiert hat. Die Stimme von Ben Cooper fungiert wie von ihm gewohnt als roter Faden in der vertonten Erzählung und das Gesamtkonzept überzeugt. Cooper ist durchaus erfahren im Ersinnen von Geschichten. Bevor er zur Musik gekommen ist, war er nämlich Autor, bis einem Computer-Crash zwei fertig geschrieben Romane zum Opfer fielen. Der Ärger über die Panne brachte ihn zur Musik. 

 

Glücklicherweise, ist man versucht zu sagen, denn beim Hören von «The Family Tree: The Branches» beschleicht einem das Gefühl, dass man Zeuge einer Leidenschaft wird. Wenn sich die bluesige Schwere von «Chains» mit den zarten Mundharmonikaklängen im letzten Song «We Go All The Same Way» versöhnt, dann dringt die radikale Hingabe, mit der Ben Cooper sein Projekt vorantreibt, aus allen Poren und man freut sich schon auf die dritte Episode in der fiktiven Familienchronik. 

 

Radical Face - «Holy Branches»

 

  • Band: Radical Face
  • Album: The Family Tree: The Branches
  • : Ab sofort im Handel erhältlich
Patrick Holenstein / Mo, 13. Jan 2014