Jack Savoretti bestätigt seinen Ruf

CD-Kritik: Jack Savoretti - Written In Scars
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Covershot / BMG

In vielen Künstlerbiografien gibt es einen Punkt, einen Moment, einen Abschnitt im Leben, der elementar ist, um die Attitüde zu finden, die sie schlussendlich als Artist definieren. Im Fall von Jack Savoretti war es ein Moment der Verweigerung. Nach ersten Versuchen hatte schlicht keinen Bock mehr auf die brotlose Kunst, zweifelte und trat auf der Stelle. Also kehrte er der Musik den Rücken und plötzlich sprudelten die Songs aus ihm heraus. Schnell avancierte er zum Liebling der Londoner Indie-Szene und legte mit «Before The Storm» 2012 ein neues Album vor. Seither ist der gute Jack aber keineswegs stillgestanden, hat im Gegenteil emsig am Nachfolger gearbeitet und wir wissen ja alle, dass es nicht so einfach ist, ein erfolgreiches Album zu toppen. Savoretti gelang das Kunststück. «Written in Scars» heisst die Scheibe und bestätigte mit wunderbar befreiten und schwerelosen Songs, was Jack mit dem «Before The Storm» versprochen hat.

 

«Written in Scars» heisst die Scheibe und sie klingt wunderbar befreit und schwerelos. Etwa die erste Single «Tie Me Down». Als Einstieg hört man nur den Gesang von Jack, vielleicht noch einige Keyboardakkorde und eine Gitarre klimpert auch noch dazwischen. Dann legt das Schlagzeug los und treibt den Song gnadenlos nach vorn. «Behind the cloth, behind the paint. Behind the flesh and bones. Behind the laufther and the pain. Behind the eyes lies my Soul.» So klingt Jack Savoretti heuete und so locker leicht seine Melodien sind, die Texte haben durchaus nachdenkliche Züge. 

 

Savoretti bringt sich erneut in den Fokus

 

Jack Savoretti hat eine Stimme, die dunkel und markant ist und von der man glaubt, sie schon ewig lange zu kennen. Hin und wieder wird er mit Paolo Nutini verglichen, aber daran alleine kann es nicht liegen, denn Savoretti besitzt auch die «Strassenköter-Aura» eines Andy Burrows und vielleicht klingt die britische Art von Indie-Folk-Pop einfach in sich ähnlich, nicht zwingend gleich, aber irgendwie typisch. Mag alles sein. Ändert aber noch immer nichts an der Stimme, die man nur noch schwer aus dem Ohr bekommt. Erst recht nicht, wenn sie so atmosphärisch packende Songs vorträgt wie den Opener «Back To Me». Zwei Gäste sind auf dem Album ausserdem vertreten. In Form einer Coverversion von «Nobody ‚Cept You» ist Überfolkvater Bob Dylan, quasi als Reminiszenz an das eigene Idol zu verstehen, anwesend. Aber spannender ist Lissie. Die kalifornische Rockröhre ergänzt Savoretti bei «Wasted» und die beiden charakteristischen Stimmen harmonieren wunderbar. 

 

Jack Savoretti gelingt mit dem zweiten Wurf eine Platte, die gleich ein halbes Dutzend Songs beinhaltet, die das Zeug zum kleinen Klassiker haben. Zeitlos sind sie musikalisch alle. Der junge Musiker aus England geniesst bereits einen guten Ruf und hat sich mit «Written In Scars» erneut in den Fokus geschoben. Man wünscht dem Künstler und den starken Songs, die eigentlich einen fragilen Kern haben, dass sie von sehr vielen Menschen gehört werden. Von Jack Savoretti wird man bestimmt noch hören. 

 

Von leisen Tönen bis sommerlichen Melodien. Jack Savoretti versteht sein Handwerk als Songwriter und so macht «Written In Scars» richtig Spass.

 

Jack Savoretti - «Home»

 

 

  • Künstler: Jack Savoretti
  • Album: «Written In Scars»
  • Verkaufsstart: Juni 2015

 

Patrick Holenstein / So, 09. Aug 2015