Feelin’ Good

CD-Kritik: Feelin`Good - Nightmare on wax
Bildquelle: 
Plattencover

Text von Thomas Hügli

 

Es gibt viele Momente im Leben, die man mit der Musik von Nightmare on Wax in Verbindung bringen kann. Schon zu Beginn säuseln sanfte Klänge um die Ohren und der Song wird seinem Namen gerecht, «So here we are», mit all unseren Sinnen und Gefühlen. Wir nehmen die Musik in uns auf und freuen uns über spektakuläre, unspektakuläre Entschleunigung, Sehnsüchte, Freuden und gute Momente mit atmosphärischen Klängen von Trompete bis Piano. Zurück im Downbeat der Neunziger mit all seinen wichtigen Vertretern der Electronica-Musik, Kruger&Dorfmeister und Rockers Hi-Fi zum Beispiel. 

 

Mit «Be, I do» sind wir mitten drin im Retro-Stil einer Zeit, die bereits 20 Jahre zurück liegt und trotzdem nichts an Reiz verloren hat. Kommt doch irgendwie sehr bekannt vor und scheint nicht zum ersten Mal gehört, vor allem durch das Kratzen, das bei Vinylscheiben entsteht. Sind wir schon hypnotisiert und weggetreten? Mit einem ordentlichen Joint vielleicht schon, denn die Songs haben Kraft. «Master Plan» könnte ebenso ein Café-del-Mar-Revival sein und lässt die Sonnenuntergänge über den Stränden von Ibiza glühen.

 

Trip Hop und Dub Elemente bringen die Zeiten zurück, in denen die Nächte im «Birchermüesli» unvergesslich waren. Live spielten dort die Musiker den feinsten elektronischen Jazz direkt in die Klangvenen der tanzenden Meute. Auch für «Feelin Good» hat George Evelyn eine Entourage an Musikern engagiert. Sebastian Studnitzky von Jazzanova liefert die Streicherorchestrierung, und neben der klagenden Violine gibt das Saxophon den schwofenden Groove an. Weiter mitgeholfen haben der deutsche Jazzvirtuose Wolfgang Haffner sowie Sänger Mozez von Zero 7 und die kalifornische Folksängerin Katy Gray.

 

George Evelyn hat sie gut verteilt seine Perlen

 

«Now is the Time» ist einer der Höhepunkte des Albums. Hier ist eindeutig Neues auszumachen. Das Feelin-Good-Feeling hat nun tanzbaren Charakter. Die erste Single des Albums klingt wie ein Hommage an den Bee-Gees-Discoklassiker «Nightfever», der durch die Sample-Remix-Maschine gejagt wurde und als Disco-Dub-Kreatur mit Reggae, Motown, Soul- und Funk-Allüren in neuem, zeitgenössischem Kostüm um die Ecke kommt. Nigthmare on Wax steckt voller Überraschungen und so findet auch ein Gospelklassiker den Weg in die liebenden Herzen gläubiger Menschen, um für einmal danke zu sagen in «Give Thx».

 

George Evelyn hat sie gut verteilt, seine Perlen. «Eye (Can‘t see)» hält keinen auf dem Sessel und brilliert mit wonky, fat-bottomed house swagger (locker, fettbodiger und todschicker House). Mittlerweile lässt uns die Platte nicht mehr los, jedes Stück wird zur Offenbarung und nach drei-, viermaligem Hören besser und vielschichtiger. «Tapestry» bringt dieses Gefühl auf den Punkt. Nach anfänglicher Monotonie schiebt sich dieser Song zuvorderst in den Spannungsbogen der Stücke und gewinnt, auch fünfmal hintereinander gehört, zunehmend an Reiz. «There 4U» bringt uns zurück an den Anfang des Albums und erinnert an die Feelin-Good-Wohlfühlatmosphäre mit stimmungsgeladener, minimalistischer Glückseligkeit.

 

Für jene, welche sich nun optimal auf innere Ruhe und Entspannung eingestellt haben, bringen die Mantras von «Om sweet (h)ome» die nötige Unterstützung, zur ersten Stufe der Meditation, begleitet von Klängen, die uns an die Filmmusik von «Drive» erinnern. «Feelin Good» von Nightmare on Wax ist altbekannte Musik, spannend und neu inszeniert, mit balearischem Touch. 

 

  • Band: Nightmare on Way
  • Album: Feelin Good 
  • Label: Warp Records
  • Verkaufsstart: ab sofort im Handel erhältlich
Patrick Holenstein / Mo, 23. Dez 2013