Beady Eye: Nicht das Ziel, sondern den Weg gefunden.

CD-Kritik: Beady Eye - BE
Bildquelle: 
Sonymusic.ch

Nach dem x-ten Streit zwischen dem skandalösen Bruderpaar Noel und Liam Gallagher, der 2009 schliesslich in der Auflösung von Oasis resultierte, waren die Zeiten nicht gerade rosig und bereit für die verbliebenen Mitglieder der Band. Als dann Liam und seine Mannen bereits im Februar 2011 ein Album mit dem verheißungsvollen und ans Bein von Bruder Noel pissenden Titel «Different Gear, Still Speeding» herausbrachten, waren die Kritiker nicht mehr zu halten: Endlich hatte man hörbaren Beweis, wie Oasis ohne Songwriter Noel klingt. Der Sound stimmte, aber die entstandene Lücke war tief, das Album wurde als «fad» und «Enttäuschung» abgestempelt und man war sich sicher, dass der große Bruder sich heimlich ins Fäustchen lachte.

 

Spätestens im Herbst 2011 war allen klar, dass Noel jeden Grund dazu hatte. Denn sein Solo-Album «Noel Gallagher’s High Flying Birds» beinhaltete exzellente Songs, tönte frisch und definierte erneut, dass Noel der geborene Songwriter ist.

 

«BE» und eine barbusige Dame auf dem Cover

 

Nun ist es hier, das zweite Beady-Eye-Album, an das wohl niemand (außer die Band selbst) geglaubt hatte. «Neu erfunden», habe man sich. «Die Leute mochten unser erstes Album nicht, also mussten wir was Anderes versuchen», sprach Liam bereits Anfang dieses Jahres großmäulig. Ergebnis: schlicht «BE» getauft, eine liegende, barbusige blonde Dame auf dem Cover - eine Aufnahme von Pirelli-Kalender-Fotograf Harry Peccinotti - und 13 Songs.

 

Der Opener «Flick of the Finger» lockt mit stampfendem Drum, Bläsern und einer sofort ins Ohr gehenden Melodie. Lädt definitiv zum wiederholten Hören ein. In «Soul Love» wird der Einfluss von Produzent Dave Sitek (Yeah Yeah Yeahs, TV on the Radio, Jane’s Addiction) erstmals deutlich. Ambiente Synth-Klänge dominieren den Track, dies nicht immer angenehm, da meist nur eintönig und hell. Dieser Touch lässt sich auf der Mehrzahl der Lieder auf der Platte erkennen, oft in den Vordergrund gemixt. «It’s time to face the people» singt Liam im dritten Track, «Face The Crowd», welcher mit punkigen Chords daher rauscht. Darauf folgt «Second Bite of the Apple», die Single, die bereits im April dieses Jahres erschien. Anfangs bassbetont und perkussiv, entwickelt sich der Song im Refrain schnell zur Mitgröhl-Hymne mit Bläsern und allem Drum und Dran.

 

Beim letzen Song zuckt der Finger. 

 

«Soon Come Tomorrow», ein gerader Song mit akustischer Gitarre und einem so nachdenklich wie bei Liam Gallagher eben möglichen Text, besitzt wiederum flächige, erstaunlicherweise gar nicht so retro Synth-Tönen. Nach «Iz Rite» (netter, folkiger Pop-Song) und «I’m Just Saying» (temporeich plus Stadionrefrain) erklingt der längste Track des Albums.  «Don’t Brother Me» mit geschlagenen siebeneinhalb Minuten auf dem Rücken. Der liebliche, mit akustischer Gitarre vorgetragene erste Teil des Songs frisst sich bereits beim zweiten Durchhören in die Gehörgänge. Leider driftet die Band ab der Hälfte wieder in monotone und eintönige Synthie-Instrumentals ab, dekoriert mit vereinzelten Sitarklängen und der sich stets wiederholenden gleichen Basslinie. Als letztes Lied des Albums wäre das eventuell möglich, hier ist es nur nervig und lockt zum Weiterschalten.

 

Mit «Shine A Light» legen Beady Eye nochmals mit einem nach Kasabian-Remix anmutenden Song los, der Call-and-response Vocals, hölzerne Perkussion und gefilterte Synthesizerklänge enthält, aufgrund des schnellen Tempos aber doch Freude beim Hören macht. Auf «Ballroom Figured», inklusive akustischer Gitarre mit Echoeffekt und Liams Stimme, folgt der Closingtrack «Start Anew». Liam singt süss «C’mon take a chance & start over / me & you» über Gitarrenpickings, anschließend kippt der Song erneut - drei Mal dürft ihr raten - in glatte, etwas böse und windige Synth-Klänge und pumpende Drums. Man ist fast froh, endet der Song, denn «Flick of the Finger» ist nur ein Knopfdruck beziehungsweise Touch auf dem iPhone entfernt.

 

Beady Eye - «Second Bite Of The Apple»

 

  • Künstler: Beady Eye
  • Album: «BE»
  • : Juni 2013
David Schaufelberger / Do, 08. Aug 2013