Absolut hörenswert ... Rick Wright

Absolut hörenswert # 1

Wir starten eine neuem Kolumne und werden uns in unregelmässigen Abständen mit musikalischen Schätzen und bekannten Legenden beschäftigen, aber auch Platz für Perlen freischaufeln, die nicht unbedingt jeder kennt. Der Akteur der ersten Ausgabe starb vor gut fünf Jahren und war sowohl Mitglied einer Kultband als auch Solokünstler. Die Rede ist von Richard «Rick» Wright. 

 

Was bei den Beatles George Harrisons Bürde war, traf bei Pink Floyd Rick Wright. Sie beide standen im Schatten der Frontmänner, bildeten aber das grundsolide Fundament für die jeweilige Band. Aber lassen wir die Fab Four beiseite.

 

Bescheidener Autodidakt

 

Als Richard «Rick» Wright am 15. September 2008 im Alter von 65 Jahren völlig überraschend einem Krebsleiden erlag, verlor die Welt nicht nur einen begnadeten Keyboarder, sondern auch die letzte Hoffnung auf eine Reunion der Kultband in Originalbesetzung. Geblieben ist das Werk eines Ausnahmemusikers, der sich gerne im Hintergrund hielt. Das Klavierspielen brachte sich Rick Wright selber bei und bald wurde es zu seiner Leidenschaft. Nach der Schule beschloss er einer zweiten Leidenschaft nachzugehen und studierte Architektur. Hätte er das nicht getan, wäre sein Leben wohl anders verlaufen, denn am Regent-Street-Polytechnikum in London lernte er Nick Mason und Roger Waters kennen und sie gründeten 1964 ihre erste Band. Ein Jahr später kam Syd Barrett dazu und taufte die Band in The Pink Floyd Sound um, liess aber bald nur noch Pink Floyd stehen. Zu der Zeit war Rick Wright am aktivsten und er schrieb viele bekannte Songs, etwa «A Great Gig in the Sky». Nach der ersten Platte wurde Syd Barrett aus der Band gebeten und Roger Waters übernahm schleichend das Zepter. Das Verhältnis zwischen Rick Wright und Waters wurde immer schwieriger. 

 

Shine on you  crazy Diamond

 

In der ersten Hälfte der Siebziger war Wright an diversen Klassikern wesentlich beteiligt, darunter «Careful with that Axe Eugene», «Us and Them» oder die Hymne auf Syd Barrett, «Shine on you crazy Diamond». Seine sphärischen Keyboardteppiche tragen den kompletten Song, besonders deutlich wird das am Anfang des Stücks sowie im abschliessenden Teil 9. Aber es lief nicht immer so gut für Rick. Das Album «Animals» markierte den Anfang vom Ende bei Pink Floyd. Er selber sagte aus, «Animals» wäre für ihn der Beginn einer massiven Schreibblockade gewesen. Nachdem er diese überwunden hatte, veröffentlichte er 1978 sein erstes Soloalbum «Wet Dreams». Leider wurde es kaum beachtet und trotzdem war es ein deutliches Zeichen, dass er sich von der Band entfernte.

 

Bei den Aufnahmen zu «The Wall» wurde er schliesslich entlassen, weil er zu wenige eigene Songs beigesteuert hätte. Zudem wurden die Spannungen rund um Roger Waters immer grösser. Die Tour zu «The Wall» spielte er zwar mit, allerdings als Gastmusiker und nicht als Bandmitglied. Bei der kommenden CD «The Final Cut» war er dann gar nicht mehr dabei. Da Waters inzwischen ausgestiegen war, baten ihn die verbleibenden Pink Floyd um Mithilfe beim nächsten Album «A Momentary Lapse of Reason» und bei der Tour wurde er wieder als Vollmitglied vorgestellt. Seit 1992 war er auch offiziell wieder in der Band. Auf «The Divison Bell», der bis jetzt letzten CD Pink Floyds, sind seine Einflüsse wieder deutlich zu spüren und die dazugehörige Tour wurde ein triumphaler Erfolg. Pink Floyd standen seit dem Abschluss der Tournee nur noch ein Mal in Originalbesetzung auf der Bühne, 2005 beim Live 8 in London. 

 

Broken China

 

Rick Wright brachte sein letztes musikalisches Lebenszeichen 1996 in die Läden. «Broken China», sein zweites Soloalbum, blieb aber wenig erfolgreich, obwohl es klingt, als wären die Songs aus dem Fundus von Pink Floyd. Schade, dass ihm der grosse Durchbruch als Solokünstler verwehrt blieb, verdient hätte es der bescheidene Engländer durchaus. Im 21. Jahrhundert wurden dann auch seine Auftritte immer seltener, er begleitete zwar Pink Floyd Kumpel David Gilmour bei einigen seiner Konzerte, aber das war auch alles. 

 

Vielleicht musiziert Rick jetzt mit Syd Barrett, der vor einigen Jahren auch starb, gemeinsam im Himmel. Wie es auch sei, bleiben wird ein beeindruckendes, musikalisches Vermächtnis, das noch viele Generationen erfreuen und beeinflussen wird. Viel zu früh starb einer der grossen. 

 

Rest in Peace und auch wenn der Song nicht für dich geschrieben wurde: Shine on you crazy Diamond.

 

Pink Floyd - «Shine On your Crazy Diamond (Live P.U.L.S.E.

Quelle: Youtube

Patrick Holenstein / Fr, 15. Nov 2013