Stefanie Heinzmann, der Fels in der Brandung am Blausee

Kritik: Stefanie Heinzmann am Blausee
Bildquelle: 
Bäckstage / ©Sandra Rohrer

Über dem Blausee liegt eine sanfte melancholische Stimmung, mysteriös schmiegt sich der Nebel an die Landschaft, die Luft ist frisch und von der Vorfreude auf den letzten Konzertabend geprägt und es regnet nicht mehr. Die Leute, die den Weg ins Berner Oberland auf sich genommen haben, sind mit ausgelassener Stimmung das letzte und vielleicht entscheidende Teil für das wunderbare Puzzle beim Abschlusskonzert der diesjährigen Blausee-Konzerte. Auf der Bühne rundet Stefanie Heinzmann mit viel Freude das Event ab.

 

Bei der Frohnatur aus dem Wallis ist die gute Laune sowieso Teil der Show und bei ihr wirkt diese Lebensfreude authentisch. Für Heinzmann ist der Gig zudem der letzte Schweizer Auftritt in diesem Jahr. Diesen zelebriert sie mit ihrer Band ausgiebig. Von «Show You Love», bei dem die Leute ausgiebig Klatschen, über «Mother’s Heart», mit der Ansage «Ihr seid richtig, so wie ihr seid», bis zu «All You Need Is Love», das keine weitere Kommentare benötigt, zeigt Stefanie ein clever abgestimmtes Set.

 

Fotos: Bäckstage / ©Sandra Rohrer (Sandrarohrerphotography.com)

 

Sie habe ein paar Leute bestochen, damit es nicht mehr regnet, meint Stefanie und lässt ihr ansteckendes und erfrischendes Lachen erklingen. Im Fokus steht aber schon ihre Stimme. Die Sängerin, die nach eigener Aussage schlechte Noten im Schulfach Singen hatte, zeigt eine beeindruckende Kontrolle über ihre Stimme und glänzt sowohl bei souligen Songs als auch bei gradlinigem Pop. Stefanie liebt singende Menschen und um die Aussage zu unterstreichen wird kräftig «Eo Eo» mit dem Publikum gesungen. Eindrücklich ist zudem die Interaktion mit der Band. Es scheint, also ob man fast von Familie sprechen darf und die Band zeigt, dass sie der Frontfrau eine sichere Bank sein will, selbst wenn der Strom ausfällt, bleiben alle ruhig und überbrücken professionell. Nach drei Minuten ist das Problem aber gelöst und Stefanie wieder klar und laut über die Anlage zu hören.

 

Für Kenner der Sendung «Sing meinen Song – Das Tauschkonzert» könnte «Signal» ein Highlight im Set sein. Der Song ist für Originalinterpret Joris sehr wichtig, weil er im Song einen hautnah erlebten Sprengstoffanschlag im Jahr 2016 verarbeitet hat. Im TV hat Stefanie ihn mit ihrer Version sehr berührt. Im Set am Blausee gelingt ihr ebenfalls, Emotionen zu erzeugen. Die Wahl zeigt zudem eindrücklich, dass Stefanie durchaus Ernst sein kann. Aber wenn sie im Laufe des Gigs entdeckt, dass jemand in den Teppich ein Herz geschnitten hat, kann sie sich wieder herrlich freuen.

 

Stefanie Heinzmann ist der perfekte Abschluss für die Blauseekonzerte gelungen. Ihre Freude überträgt sich mühelos auf die Zuschauer und musikalisch bzw. stimmlich steht sie sicher wie ein Fels in der Brandung am Blausee.

 

Sandra Rohrer / Do, 30. Sep 2021