Wie ein wilder Rocky

Movie-Kritik: Southpaw
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Im Verleih von Ascot Elite

Der New Yorker Boxer Billy Hope (Jake Gyllenhaal, «Nightcrawler», «Brokeback Mountain») ist Rechtsausleger (englisch: Southpaw). Seine Jugend verbrachte er im Waisenhaus, wo er auch seine Ehefrau Maureen (Rachel McAdams, «About Time», «The Notebook») kennen und lieben lernte. Der Familie Hope könnte es nicht besser gehen: Billy verteidigt gerade zum vierten Mal den Weltmeistertitel im Halbschwergewicht und mit der zehnjährigen Tochter Leila (Oona Laurence) versteht er sich blendend. Das Geld fliesst in Strömen, auch Billys Manager Jordan (Curtis «50 Cent» Jackson) geniesst den Reichtum mit Familie Hope. Bei einer Benefiz-Veranstaltung kommt es zu einem tragischen Zwischenfall: Maureen wird aus Versehen in einem Handgemenge erschossen. Billy bricht zusammen und seine heile Welt stürzt brutal ein. Er verliert sich im Alkohol und den Drogen, versucht Rache zu üben und sich das Leben zu nehmen. Das gesamte Vermögen verpufft quasi über Nacht und sein Manager unterstützt zukünftig Billys Rivalen. Das Schlimmste jedoch: das Jugendamt beschliesst, Leila zu ihrem eigenen Wohl in ein Kinderheim zu bringen.

 

Im Elend: Boxer Billy. 

 

Den meisten Zuschauern wird schon schnell klar sein, wie diese Geschichte endet; kommen doch einige Klischees vor. Gossenkind hat Erfolg, der Fall ist tief und der Aufstieg ist steinig aber erfolgreich. So weit so gut. Aber dieser Film ist nicht sehenswert wegen dem vorhersehbaren Ende, sondern wegen des Hauptdarstellers: Jake Gyllenhaal spielt die Rolle seines Lebens. Für diesen Part hat er monatelang eisern trainiert, nie war er besser in Form. Im Ring sehen wir eine wütende Kampfmaschine: Eightpack, viele Tattoos und blutunterlaufene Augen. Er schreit, er schlägt wie ein Wilder, kurz: Er ist wie Rocky. Einfach, dass in diesem Film von Antoine Fuqua («Training Day») die wirklich essentiellen Kämpfe ausserhalb des Rings ausgetragen werden. Gyllenhaal spielt die Rolle des rauen, aber im innersten herzensguten Menschen so eindringlich, dass einem der Atem stockt. Die Nebenrollen sind ebenfalls exzellent besetzt, sehen wir doch Oscar-Gewinner Forest Whitaker («The last king of Scotland») als altersweisen Trainer, der Billy Hope wieder auf die Spur bringt. Des Weiteren sind Naomi Harris («Skyfall») als Sozialarbeiterin und die Sängerin Rita Ora als Drogenabhängige im Cast.

 

Ursprünglich war Eminem («8 Mile») für die Rolle des Billy Hope vorgesehen, doch wegen einiger Terminprobleme wurde Gyllenhaal angefragt. Eminem blieb dem Projekt aber treu und steuerte den Song «Phenomenal» bei. 

 

Der Film besitzt eine ungeheure Energie, der zeigt, wie blutig und dreckig es im Boxbusiness zugehen kann und dass Boxer schlussendlich auch nur Menschen sind. Taschentücher mitnehmen. Das kraftvolle Drama geht unter die Haut. 

  • Southpaw (USA 2015)
  • Regie: Antoine Fuqua
  • Darsteller: Jake Gyllenhaal, Rachel McAdams, Forest Whitaker
  • Laufzeit: 123 Minuten
  • Kinostart: 20. August 2015

 

 

Jasmin Ballmert / Mi, 19. Aug 2015