Unternehmungen einer glorifizierten Statistin

Movie-Kritik: «Rogue One: A Star Wars Story»
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© Lucasfilm

«Rogue One» ist der neueste Film aus dem «Star Wars»-Universum, welcher zwischen Teil 3 und 4 spielt. Er enthüllt, wie es den Rebellen gelang, die Pläne des Todessterns zu stehlen. Im Zentrum steht der Chefingenieur der Superwaffe, Galen Erso, der seiner Schöpfung aus Trotz eine Schwachstelle einbaute. Diese ist seit 1977 bekannt. Es ist – das muss man sich mal vorstellen – ein Lüftungsschacht, der den luftleeren Raum direkt mit dem Reaktorkern verbindet. Man kann ihn nur über einen ansonsten nutzlosen kilometerlangen Graben anfliegen, an dessen Ende man ums Eck schiessen muss. In Punkto Wahnwitz ist sich die Saga treu geblieben.

 

Schon der Vorgänger «The Force Awakens» folgte einer Kette aus Dienlichkeiten, war gar ein kompletter Neuaufguss vom Original «A New Hope», jenem Film, der in der Abfolge nach «Rogue One» steht. Disney hatte mehre Milliarden für die Franchise bezahlt und wollte unbedingt einen erfolgreichen Start. So war das Drehbuch ein taktischer Schritt. Auch dass man der Herrschaft der Politischen Korrektheit zuliebe eine Frau zur Hauptfigur ernannte, war nachvollziehbar. Dennoch brauchte es viel Fanliebe,  um Reys unerklärlichen Fähigkeiten zu verzeihen. Die Autoren hatten sie ihr nur deshalb verliehen, damit sie in wildeste Szenen geschrieben werden konnte, ohne augenblicklich zu sterben. 

 

Jyn Erso, die Frontfrau dieses Films hingegen, ist das exakte Gegenteil. Ihre Persona trägt nichts, aber rein gar nichts zur Handlung bei. Von der ersten bis zur letzten Präsenzminute ist sie Beifahrerin, lässt sich mitreissen, tut nichts, was andere nicht auch schon täten. Sie hat eine dicke Lippe und alle anderen die Arbeit. Spätestens wenn Jyn-Darstellerin Felicity Jones über eine Nachricht des Vaters die Weinende gibt, wünscht man sich, ihre Mimik wäre der Software überlassen worden. So wie bei Tarkin – dessen Auftritte zu den Höhepunkten zählen. 

 

Sehenswert, aber nicht denkenswert

 

Die Tiefschläge behalten leider meistens die Oberhand. Von zufällig verkehrt ausgerichteten Antennenschüsseln über in der Kaffeepause verschollene Tie Fighter Piloten bis hin zur Cosplay-Version von Darth Vader ist alles inklusive. Das ist aber noch gar nichts gegen die Kernhandlung. Die Bestrebungen der Protagonisten und ihre Vorgehensweisen liessen uns anschliessend Tränen lachen. Hirnverbrannt ist das. Einfach nur hirnverbrannt. Menschen, die ihre Augen für zwei Stunden vom Gehirn abkoppeln können, werden dem Film dennoch was abgewinnen. 

 

«Rogue One» punktet mit der Atmosphäre, den Austragungsorten, den grossen Bilden, den kleinen Details und dem Humor. Forest Whitaker gönnt sich so richtig hart. Disney hätte nach dem seichten Neustart 2015 alle Karten in der Hand gehabt, um Georg Lucas’ Vision auf das nächste Level zu hieven. Insbesondere erzählerisch. Doch nach «Rogue One» ist klar: Der Konzern wird auch in Episode 8 munter weiter recyceln. Die Kassen klingeln, die Fans jubeln, und die Originalität geht – wie die Alte Republik – im Beifall unter. 

 

Auch wenn «Rogue One» für seine beleidigend sinnfreie Handlung eigentlich zu «Episode One» ins Hundehäuschen verbannt werden sollte, rettet es durch Nostalgie und Spektakel seinen Platz am Tisch. 

 

  • Rogue One (USA 2016)
  • Regisseur: Gareth Edwards
  • Darsteller: Felicity Jones, Forest Whitaker, Alan Tudyk, Diego Luna 
  • Laufzeit: 134 Minuten
  • Kinostart: 15. Dezember 2016

 

 

Mike Mateescu / Fr, 16. Dez 2016