So schön ist ein Hundeleben

DVD-Kritik: Susi und Strolch
Bildquelle: 
Walt Disney Pictures

Sternsinger empfangen uns an einem Weihnachtstag. Das Dorf ist von Schnee bedeckt und die Häuser nett geschmückt. Heile Welt. Wir lernen Susi kennen, die als Weihnachstgeschenk in eine wohlhabende Familie kommt. Wir beobacheten Susi dabei, wie sie sich innert Kürze in die Herzen ihrer neuen Familie schleicht und zur vornehmen Cockerspaniel-Hundedame heranwächst. Wie sie Haus und Garten bewacht und wie wohl sie sich fühlt. Nach einer Viertelstunde, die Susi gehört, widmet sich der Film Strolch. Er ist das pure Gegenteil. Lebt auf der Strasse, kämpft mit dem Hundefänger, bekommt bei diversen Restaurants dann und wann einen Knochen serviert, lebt in den Tag hinein und fühlt sich eigentlich ganz wohl in seiner Haut. Doch Strolch hat auch einen Ruf. Er ist ein Schwerenöter mit herzensgutem Kern, er hilft seinen Freunden wo er kann und rettet sie sogar vor dem Hundezwinger.

 

Wie wird man einen Maulkorb los?

 

Dann wird Susis Frauchen schwanger und die verwöhnte Hundedame versteht nicht, wieso sie plötzlich nicht mehr der Mittelpunkt im Haus ist. Da trifft sie erstmals auf Strolch, der ihr allerlei Unwahrheiten erzählt. Es kommt aber anders und Susi denkt nicht mehr an den frechen Streuner. Erst als Herrchen und Frauchen verreisen und die Tante, die auf das Baby aufpasst, der Hündin einen Maulkorb anlegen lässt, flieht Susi panisch und landet auf der Strasse, wo sie von Strolch vor einer Horde Hunde gerettet wird. Strolch führt sie in den Zoo, wo sie den Maulkorb loswird. Ab jetzt kümmert er sich liebvoll um Susi und zeigt ihr das Leben auf der Strasse. Er will sie überzeugen, bei ihm auf der Strasse zu bleiben. Doch Susi sträubt sich und landet durch viel Pech im Hundezwinger. Wird sie je wieder in Freiheit und bei ihrer Familie sein? Und was ist mit Strolch?

 

Der Film ist ja so was wie Kinogeschichte. Die Szene, in der Susi und Strolch beim Italiener Spaghetti essen und sich näher kommen, kennt wohl jedes Kind und sei es nur in der frechen Hommage der Simpsons. Doch der Film hat neben der legendären Szene noch viel mehr zu bieten. Zuerst fallen die bis ins kleinste Detail von Hand angefertigten Zeichnungen auf. Sogar die Hintergründe und Schauplätze sind liebevoll gemalt. Im Juni 1955, als der Film uraufgeführt wurde, gab es noch keine Computer. Bild für Bild musste von Hand gezeichnet und gefilmt werden. Dafür wurden vier Tonnen Farbe verwendet und es gibt im Film ca. hundert verschiedene Farbmischungen. 

 

Jazziger Gefangenencho und fiese Siamesenkatzen 

 

«Susi und Strolch» ist der erste Disney Zeichentrickfilm, der eine erfundene Handlung hat. Dazu gibt es viele Legenden. Einerseits soll die Idee von Walt Disney selbst stammen, der seiner Frau zu Weihnachten einen Hund schenkte. Er hat seine Idee dann mit zwei Geschichten kombiniert, die in der Zeit aktuell waren. So entstand die Handlung von Susi und Strolch und die zeitlose Geschichte funktioniert bis heute. Dass der Film funktioniert, verdankt er nicht zuletzt der Musik. Etwa der herrlich jazzig-bluesige Gefangenenchor im Hundezwinger oder der fiese Gesang der Siamesenkatzen, die Susi das Leben schwer machen, aber auch die weihnachtlichen Gesänge der Sternsinger.

 

«Lady And The Tramp», wie der Film im Original heisst, zählt sicher mit zu den schönsten Zeichentrickfilmen aus der Kreativschmiede von Walt Disney und ist eine wunderbare Geschichte über Klassenunterschiede und wie man diese überwindet. Ein unvergessliches Vergnügen für Jung und Alt.

 

  • Susi und Strolch (USA, 1955)
  • Regie: Clyde Geronimi, Wilfred Jackson und Hamilton Luske
  • Laufzeit: 76 Minuten
  • DVD-Start: Im Handel erhältlich (Erstmals auch auf Blu-Ray)
Patrick Holenstein / Mo, 20. Aug 2012