Eine chinesische Heldin

DVD-Kritik: Disneys Mulan
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Pressebild / Disney

Mulan lebt mit ihren Eltern im strengen China eines nicht näher definierten Zeitalters. Es herrschen strenge Regeln und Familien sind traditionell patriarchalisch organisiert. Mulan tut sich schwer mit der Geschlechterrolle und beugt sich nur widerwillig den Pflichten, denen eine Frau zu folgen hat. Als die Hunnen in China einfallen, ruft der Kaiser aus jeder Familie des Landes einen Mann in seine Armee. Es trifft Mulans geliebten Vater, der an einer alten Beinverletzung leidet. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion stielt Mulan die Rüstung ihres Vaters und tritt an seiner Stelle in die Armee ein. Als Mulans Grossmutter erkennt, dass Mulan weg ist, bittet sie die Götter ihrer Ahnen um Hilfe. Diese wollen einen mächtigen Drachen schicken. Durch ein Missgeschick trifft die Aufgabe, Mulan zurückzubringen, jedoch den feuerroten Mushu, der mehr Eidechse als Drache ist.  

 

In der Zwischenzeit ist Mulan beim Heer des Kaisers angekommen und tut sich schwer mit den männlichen Gepflogenheiten: es wird gerangelt, gespuckt und geflucht. Um als Mann durchzugehen, muss sich Mulan anpassen, was besonders schwierig beim gemeinsamen Nacktbaden ist und auch beim Kampftraining kann sie erstmal nicht mithalten. Doch beweist Mulan unglaublich viel Ehrgeiz und nach einiger Übung erweist sie sich in den Kampftaktiken als sehr geschickt und es gelingt ihr, die Tarnung aufrecht zu erhalten. Mit der Zeit zweifelt niemand mehr an ihr und so zieht die tapfere Kriegerin mit den Soldaten in die Schlacht gegen die Hunnen. Als die Truppe in einen Hinterhalt gerät, droht der gesamten Einheit das Ende. Doch Mulan beweist Köpfchen. Gewonnen ist der Krieg damit aber noch lange nicht. Denn der Anführer der Hunnen ist ein zäher Bursche.

 

Erste DVD von Disney

 

Es gibt ein Leben vor Sid, dem Faultier. Zumindest für Otto Walkes, denn Otto leiht dem schmächtigen Drachen Mushu seine Stimme und sorgt für einige unterhaltsame Sequenzen. Aber auch die weiteren Synchronsprecher haben einen guten Job gemacht. Der Zeichenstil bei «Mulan» ist etwas kantiger als bei den frühen Zeichentrickfilmen von Disney. Das mag typisch für die Spätphase der Entwicklung in Disneys Trickfilmen sein, kann aber durchaus als Stilmittel gedacht sein, um die rauen Sitten der damaligen Zeit in die Animation einfliessen zu lassen. Rund 700 Künstler, Animatoren und Techniker haben vier Jahre an «Mulan» gearbeitet und das ist dem Film anzusehen. Als Beispiel für die Detailverliebtheit der Crew sei die Titelsequenz genannt, die mit Wasserfarben auf Reispapier gestaltet wurde. 

 

«Mulan» sollte ursprünglich ein Kurzfilm mit dem Titel «China Doll» werden. Schliesslich hat man sich bei Disney aber anders entschieden und die Legende von «Hua Mulan» als Kinofilm produziert. Der Film vereint gleich ein paar weitere Premieren in der Geschichte von Disney. Es ist der erste Film, der komplett in den Studios in Florida animiert wurde. Ausserdem ist es der erste Film, der eine asiatische Heldin thematisiert und Disney läutete mit «Mulan» auch noch gleich das Zeitalter der DVD ein, denn der Zeichentrickfilm wurde als erste DVD von Disney veröffentlicht. Einen technischen Schritt später dreht sich schon eine Blu-Ray im Player. Erstmals erscheint «Mulan» als «blaue» Scheibe. Die Farben sind deutlich brillanter und natürlicher und der Film wirkt gestochen scharf. Besonders klar eindrücklich wird durch die HD-Auflösung der Angriff der Hunnen. 

 

«Mulan» ist durch seinen leicht kantigen Stil etwas charakteristischer, aber die Geschichte ist zeitlos und funktioniert heute noch genauso gut wie 1998, als der Film im Kino gestartet ist. Und auch wenn Disney zum ersten Mal einen Krieg in einem Zeichentrickfilm thematisiert, so ist auch «Mulan» durchaus ein Film für die ganze Familie. 

Patrick Holenstein / So, 24. Feb 2013