Das Leid der schwarzen Venus

Movie-Kritik: Venus Noire
Bildquelle: 
Xenixfilms

Die Geschiche der schwarzen Venus ist wahr. Sie spielte sich vor rund 200 Jahren zwischen Südafrika und den Grossstädten Europas ab. Saartjie «Sarah» Baartmans, wie die Venus mit bürgerlichem Namen hiess, war ein afrikanisches Dienstmädchen, das vom holländischen Unternehmer Hendrick Caezar nach London gebracht wurde. Er hatte die Idee sie in einer Show als die „Hottentot Venus“ auftreten zu lassen. Sie sollte den Anschein erwecken, als hätte sie ihr «Meister» frisch aus dem Dschungel geholt und als könnte sie ausser ein paar Urlauten keine Sprache von sich geben. Ihr üppiger afrikanischer Körper, der sich so sehr von dem der Europäerinnen unterschied, verfestigte dieses Bild noch.

 

Das Publikum des frühen 19. Jahrhunderts war in Rassenfragen noch sehr konservativ geprägt, daher war es möglich ihnen die Venus wie ein dressiertes Tier vorzuführen. Das Sarah Baartmans sehr wohl der Sprache mächtig war und hinter den Kulissen mit ihrem «Meister“ zusammen trank und ass wie ein ganz normaler Mensch, interessierte die Zuschauer herzlich wenig. Eine Schwarze, die noch ganz ursprünglich und wild ist, das wollten die Leute sehen.

 

Die Frage, wie sehr Sarah diese Show aus freien Stücken mitmachte, zieht sich durch den ganzen Film. Ihre Geschichte ist geprägt von Umständen, Not und dem Wunsch nach einem besseren Leben - und wie so viele Rassengeschichten endet auch diese traurig.

 

Es ist erstaunlich, dass erst jetzt jemand auf die Idee kam, diese aussergewöhnliche Geschichte zu verfilmen. Regisseur Abdellatif Kechiche erzählt sie sehr detailgetreu und ausführlich in satten 3 Stunden. Der Film stellt viele Fragen und lässt die Antworten dazu offen. Man kann die Zeit nicht zurückdrehen, auch wenn man es nach diesem Film nur allzu gerne möchte.

 

  • Venus Noire (FR 2010)
  • Regie: Abdellatif Kechiche
  • Dauer: 160 Minuten
  • Filmstart: 1. August 2013
Kathrin Fink / Do, 01. Aug 2013