NIFFF 2018: Es gruselte schön in Neuchâtel

Festivalkritik: NIFFF 2018
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Bäckstage / © Tanja Lipak

Am anderen Ende des Rösti-Grabens ist kein Regenbogenschatz, aber eine Film-Oase zu finden. Das Neuchâtel International Fantastic Film Festival feierte dieses Jahr seine 18. Ausgabe und holte sich keinen geringeren als Kult-Regisseur David Cronenberg als Jury-Präsident. Bei solch einem ehrenvollen Besuch muss auch das Angebot an Filmen und Events stimmen. Bäckstage begab sich deshalb dieses Jahr zum ersten Mal ans NIFFF und wurde sehr freudig überrascht. Wieso findet ihr nachfolgend beschrieben:

 

Abwechslungsreiche und anspruchsvolle Filme: Hier eine kleine Auswahl der gezeigten Filme:

 

  • «Mandy»: Nicolas Cage auf Rachefeldzug inmitten einer galaktischen Apokalypse. Trashiger Slasher, der einen Hang zum Okkultismus pflegt.

 

  • «The Incredible Shrinking Man»: Schwarz-Weisser Fantasy-Klassiker, empfohlen von David Cronenberg himself. Ein experimenteller und spannender Film, der zeigt, dass auch ohne CGI so manches möglich ist.

 

  • «EXistenZ»: David Cronenbergs Video-Augmented-Reality Klassiker, der so viele Jahre nach seiner Premiere immer noch Nichts an Aktualität einzubüssen hat.

 

  • «Mary Shelley»: Berührende, romantische und äusserst moderne Biografie der jungen Autorin von «Frankenstein» mit Elle Fanning in der Titelrolle.

 

  • «Swiss Shorts»: Mit den Gewinnerfilmen «Das Mädchen im Schnee» von Denis Ledergerber und «Crépuscule» von Pauline Jeanbourquin. «Das Mädchen im Schnee» handelt von einem Sound-Techniker, der einem mit seinen Methoden das Blut in den Adern gefrieren lässt, während «Crépuscule» die Depression als Fantasy-Krimi Geschichte thematisiert.

 

  • «Climax»: Der Gewinnerfilm von Gaspar Noé erzählt von einer Tanztruppe, die unter Einfluss von Elektronischer Tanzmusik und anderen Mitteln aus sich herauswachst.

 

Atemberaubende Kulisse:

In nur 40 Minuten an die Côte d’Azur? Neuchâtel fühlt sich an wie Südfrankreich. Die Menschen, die Sprache, die Temperaturen, der See, das Essen. Hier kann man sich zwischen den eher düster angelegten Filmen sehr gut erholen und sogar Vitamin D schnappen.  Zum Beispiel im Aussenbereich des Festivalzentrums, wo es sich mit kühlem Bier und im Schatten der Bäume leicht über Filme diskutieren lässt.

 

Sympathischer Jury-Präsident:

Auch wenn fairerweise gesagt werden muss, dass das NIFFF seinen Jury-Präsidenten äusserst schwer zu schützen pflegte (Bodyguard an Autogrammstunde!), hielt sich David Cronenberg nicht immer an das strikte Protokoll. Der kanadische Regisseur war im Festivalzentrum praktisch jeden Tag anzutreffen, gegen Schluss sogar mal ohne Begleitung und war spontan für Selfies und Handshakes zu haben. Ein durch und durch sympathischer und bodenständiger Filmstar.

 

Nostalgische Veranstaltungsstätten:

Die Kinos in Neuchâtel (insbesondere Studio, Rex und Arcades) verführen mit nostalgischen Charme und lassen die goldigen Kinozeiten wieder auferleben. Wer sich dort nicht wohl fühlt, fühlt sich in keinem Kinosaal wohl. 

 

Laute Fans:

Da Bäckstage just zum ersten Mal am NIFFF war, lässt sich schwer sagen, ob es an der Fussball WM lag oder  einfach eine NIFFF Tradition ist: Die Zuschauer riefen einander während der Werbung wild durch den Saal Begriffe zu. Am Anfang und Schluss (und bei Nicolas Cage während) der Filme gab es Applaus (meist ironisch für die Produktionsfirmen).

 

Gute Jungs:

An dieser Stelle möchten wir Ronny und Philippe von der Kultmoviegang, sowie Robin von Nau, danke sagen für ihre super NIFFF Introduction! Die Herren haben das Film-Programm, das Gelände und die laute NIFFF-Kultur lustig und verständlich erläutert.

 

Wir können es selbst nicht glauben, dass wir zuvor nicht am NIFFF waren. Schande über uns. Nächstes Jahr sehen wir uns wieder liebes NIFFF. Für einen schönen und laaaangen Besuch!

 

Tanja Lipak / Mo, 16. Jul 2018